„Demokratiebildung für ein friedliches Zusammenleben in Vielfalt“
Podiumsdiskussion und Sponsorenlauf an der Georg-August-Zinn-Schule in ReichelsheimREICHELSHEIM. - „Walk and Talk“ - unter diesem Motto lud die Georg-August-Zinn-Schule (GAZ) im Rahmen ihres fünfzigjährigen Schuljubiläums auf den unteren Schulhof ein. Der GAZ-Talk hat mittlerweile Tradition an der Reichelsheimer Bildungseinrichtung.
Seine Fortsetzung fand diese Tradition nunmehr unter dem Titel „Bildung und Demokratie“. Und so diskutierte ein hochkarätig besetztes Podium vor ca. 150 Zuschauern über Fragen, die laut Direktor Herwig Bendl, „Jugendliche und junge Erwachsene beschäftigen und die diese auch mit in die Schule bringen.
Dass Schule dabei eine hohe Verantwortung zukommt, betonte Dr. Carolin Rüger, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Internationale Beziehungen und Europaforschung.
„Schule kann aber auch viel versauen“, setzte sie gleich zu Beginn der Diskussion eine provokative These, auf die unter anderem auch Prof. Dr. Nikolaus Katzer, ehemaliger Direktor des deutschen historischen Instituts in Moskau, einging.
Katzer, der acht Jahre in Russland gearbeitet hat, schilderte eindrucksvoll, dass seinerzeit wichtige Initiativen gestartet wurden, um über Ländergrenzen hinweg zusammenzuwachsen.
Er berichtete beispielsweise von einem gemeinsamen deutsch-russischen Geschichtsbuch. „Durch den Krieg geraten solche Anstrengungen jedoch immer mehr in Vergessenheit“, bedauerte Katzer.
Einen Schwerpunkt auf Schule legte auch Frank Diefenbach, Odenwälder Landtagsabgeordneter der Grünen. „Schule braucht mehr Zeit. Schule muss freier werden“, so der Abgeordnete und selbst Studienrat, der zugleich deutlich machte, dass tradierte Muster aufgebrochen werden müssten, um diese Ziele zu erreichen.
Hier setzte Schulsprecherin Doro Fornof an. Sie wünschte sich eine Schule als wichtigen Lern- und Lebensort für demokratische Bildung. Das Schulbuch alleine reiche dabei nicht aus, um demokratische Prozesse zu forcieren, so Fornof. Als Positivbeispiel nannte sie die Arbeit von Schülervertretungen.
Studiendirektor Patrick Eckert setzte derweil auf Friedenserziehung. Aufgabe von Schule müsse es sein, das Kleine auf das Große zu übertragen. Schule müsse den Bogen spannen und mit den Schülerinnen und Schülern Antworten finden - vom persönlichen Konflikt im Freundeskreis, bis hin zum weltweiten politischen Konflikt.
Und Rüdiger Holschuh, SPD-Landtagsabgeordneter plädierte dafür, „dass wir wieder streiten lernen“. Viel zu lange sei dieser Begriff negativ besetzt gewesen. Doch gerade „Streit im positiven Sinne“ sei die Grundlage für Demokratiebildung.
Moderiert wurde das Podium von Martina Schemenau. Beim anschließenden Sponsorenlauf legten die 101 Teilnehmer insgesamt 1.827 Runden zurück. Der Erlös von rund 5.300 Euro kommt einem deutsch-ukrainischen Friedensprojekt sowie der Gestaltung des Außengeländes der Schule durch deutsche und ukrainische Schüler zugute.