LESERBRIEF: Klima-Overkill
ODENWALD. - Sie glauben, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen, sei der ultimative Overkill? Weit gefehlt, denn es geht noch besser: Der vorläufige Gipfel der Unverhältnismäßigkeit der Mittel wurde am 5. September in Siedelsbrunn bei Wald-Michelbach erreicht.
Wir kennen es aus Krimis und Hollywood-Thrillern: Besuche bei organisierten Kriminellen, Staatsfeinden und Terroristen finden üblicherweise in den frühen Morgenstunden statt.
In Siedelsbrunn war es am 5. September aber nicht der Postbote, der klingelte. Zugegeben, die Post könnte sich eine solche Sonderbehandlung von Kunden schon aus finanziellen Gründen nicht leisten.
Beim hessischen Staatsschutz ist das anders. Der schöpft aus der prall gefüllten Staatskasse, an deren Befüllung alle BürgerInnen und Bürger beteiligt sind. Offenbar hat ENTEGA als Bauherrin der auch rechtlich höchst umstrittenen Windindustrieanlagen am Stillfüssel einen sehr guten direkten Draht zur Staatskanzlei in Wiesbaden.
ENTEGA, unser „freundlicher Ökostromkonzern“, hatte ganz offensichtlich in den Demonstranten , die jeden Donnerstag in Wald-Michelbach gegen den Ausbau der Windkraft im Odenwald aufbegehren, veritable Staatsfeinde und Saboteure ausgemacht.
So wurde Mitgliedern der Bürgerinitiative am frühen Morgen des 5. September von zwei Herren des Staatsschutzes eindringlich klar gemacht, ja nicht gegen erteilte Auflagen bei der an diesem Tag für 11 Uhr in Siedelsbrunn vorgesehenen Demonstration zu verstoßen. So weit, so schlecht.
Die anschließende Demonstration wurde mit rot/weißem Flatterband auf einem Bürgersteig eingehegt - schön in Zweierreihe - obwohl die die Nutzung der Straße von den Behörden genehmigt worden war. Auf dieser rollten nun unbehelligt die vielen Frischbetonfahrzeuge zur ENTEGA-Baustelle, um dort das erste Fundament zu gießen: Ca. 3.500 Tonnen Beton im Waldboden für ein Windrad ...perfekt für die Bodenversiegelung, perfekt, um Grundwasserverläufe massiv zu verändern.
Das alles geschieht unter der Überschrift „Klimaschutz“. Wieviel Absurdität ist in diesem Land möglich? Offensichtlich eine große Menge. Das wird deutlich, wenn man sich die Vorranggebiete für Windkraft im Regionalplan für den Odenwald ansieht:
Betroffene Orte im Odenwald sind Hirschberg, Weinheim, Schönbrunn, Eberbach, Grasellenbach, Vielbrunn, Siedelsbrunn, Rothenberg, Beerfelden, Unter-Schönmattenwag, Mossautal, Güttersbach, Reichelsheim, Otzberg, Hassenroth, Höchst, Reinheim, Michelstadt, Lautertal, Bad König, Lützelbach, Groß -Umstadt und viele mehr...
Welcher Politiker welcher Partei hat den Mut diese Narretei zu beenden? Einen gab es mal 2011: „Die Energiewende ist das unseriöseste Regierungsprojekt aller Zeiten.“ (Michael Naumann, SPD, Staatsminister a.D., 2011).
Dieser Analyse kann man auch im Jahr 2017 nur zu 100 Prozent zustimmen.
Peter Geisinger
Groß-Umstadt