Schlaganfallversorgung im Odenwaldkreis gewÀhrleistet
Stroke Unit an Erbacher Klinik telemedizinisch mit Uniklinikum Heidelberg vernetztODENWALDKREIS / ERBACH. - Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall. Nur durch eine schnelle Therapie können bleibende SchÀden vermindert oder ganz verhindert werden.
Im Kreiskrankenhaus Erbach des GZO (Gesundheitszentrum Odenwaldkreis GmbH) ist diese sofortige Akutversorgung beim Schlaganfall seit 2012 möglich.
Die Schlaganfalleinheit (Stroke Unit) der Klinik fĂŒr Innere Medizin wurde 2018 erfolgreich durch die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft und die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe als telemedizinisch vernetzte Stroke Unit zertifiziert.
Dies geht mit einer selbst auferlegten, kontinuierlichen QualitĂ€tssicherung in der medizinischen Behandlung einher. âDie telemedizinische Zusammenarbeit mit Heidelberg klappt hervorragend. Wir hatten im Jahr 2018 rund 300 Schlaganfallpatienten.
Hinzu kommen noch etwa 30 Patienten, die zur Maximalversorgung in eine andere Klinik gebracht werden musstenâ, erklĂ€rt Dr. med. Michael Gomer, Chefarzt der Klinik fĂŒr Innere Medizin.
In der telemedizinischen und teleradiologischen Zusammenarbeit werden akute Schlaganfallpatienten per Video- und BildĂŒbertragung den Heidelberger Neurologen vorgestellt, wĂ€hrend sich die Erbacher Internisten vor Ort um die Patienten kĂŒmmern.
DarĂŒber hinaus sichern die Neurologen des NeuroCentrum Odenwald mit ihrer hohen fachlichen Expertise die elementare Versorgung vor Ort an 365 Tagen im Jahr.
Die NetzwerkaktivitĂ€ten mit der ĂŒberregionalen und gröĂten Stroke Unit Europas wurden vor zwei Jahren intensiviert, als das GZO im Herbst 2017 als erstes Partnerzentrum an das Schlaganfallkonsortium Rhein-Neckar (FAST) angebunden wurde (www.fast-schlaganfall.de).
FAST wurde gegrĂŒndet, um die Zusammenarbeit zwischen lokalen und zentralen Kliniken â wie zwischen dem Gesundheitszentrum in Erbach und dem UniversitĂ€tsklinikum Heidelberg â auch groĂflĂ€chiger realisieren und fachlich optimieren zu können.
Das Ziel ist, eine Therapie vor Ort zu ermöglichen und wann immer erforderlich in einem spezialisierten Schlaganfallzentrum durchzufĂŒhren.
Neue Therapien fĂŒr den akuten Schlaganfall
Die flÀchendeckende Zusammenarbeit in Schlaganfallnetzwerken ist eine Entwicklung, die in den letzten Jahren deutschlandweit und international schnell an Fahrt gewonnen hat.
Hauptgrund hierfĂŒr ist eine neue Therapieoption fĂŒr den akuten ischĂ€mischen Schlaganfall, die sogenannte mechanische Thrombektomie. Bisher wurden die meisten Patienten mit akutem Schlaganfall mit der sogenannten Thrombolysetherapie behandelt.
Dies ist eine Behandlung, bei der das den Schlaganfall verursachende Blutgerinnsel (Thrombus) medikamentös aufgelöst werden soll. Die Thrombolyse kann an allen KrankenhĂ€usern mit Stroke Unit, so auch im Gesundheitszentrum Odenwaldkreis, durchgefĂŒhrt werden.
Bei VerschlĂŒssen gröĂerer GefĂ€Ăe oder wenn wegen Kontraindikationen eine Thrombolyse nicht möglich ist, kann nun auĂerdem die Thrombektomie zum Einsatz kommen.
Hierbei wird das Blutgerinnsel mit einem Katheter aus dem BlutgefÀà des Kopfes entfernt. In vielen FÀllen werden beide Verfahren kombiniert.
Sowohl die Thrombolyse als auch die ThrombektomiemĂŒssen im therapeutischen Zeitfenster eingeleitet werden, um ein bestmögliches Behandlungsergebnis zu erzielen.
Die Thrombektomie wird in aller Regel nur an gröĂeren und deshalb manchmal weiter entfernten Schlaganfallzentren angeboten.
Die Erbacher Klinik kooperiert hier mit dem UniversitĂ€tsklinikum Heidelberg, damit die Patienten, fĂŒr die eine Thrombektomie in Frage kommt, schnellstmöglich in das gröĂere Zentrum gebracht werden können.
Zur akuten arztbegleiteten Verlegung steht in der Regel kurzfristig ein Rettungshubschrauber auf dem Hubschrauberlandeplatz des GZO-GebĂ€udes zur VerfĂŒgung.
Im Regelfall werden die zur Thrombektomie nach Heidelberg verlegten Patienten nach DurchfĂŒhrung des Eingriffs zurĂŒck verlegt und wohnortnah in Erbach weiterbehandelt.
Die stationÀre Rehabilitation der Patienten ist u. a. in der geriatrischen Abteilung des GZO möglich.
Einblick in die Schlaganfallbehandlung in Erbach im Januar 2020
Wer mehr ĂŒber die Schlaganfallversorgung in der Region erfahren möchte, sollte sich Donnerstag, 23. Januar 2020, vormerken. Hier bekommen Patienten, Angehörige und Interessierte bei einer Infoveranstaltung Einblicke in die Behandlung der Schlaganfallpatienten in Erbach.
Den Schlaganfall erkennen und schnell handeln
Die ersten Anzeichen eines Schlaganfalls lassen sich mit dem F-A-S-T-Test erkennen:
Face (Gesicht): Bitten Sie die Person zu lÀcheln. Kann die Person problemlos lÀcheln oder bewegt sich beispielsweise ein Mundwinkel nicht mit?
Arms (Arme): Bitten Sie die Person beide Arme hochzuheben. Kann die Person problemlos beide Arme bewegen oder bewegt sich beispielsweise ein Arm nur schwierig oder gar nicht? Gleiches gilt fĂŒr die Beine.
Speech (Sprache): Bitten Sie die Person, ihren Namen oder Geburtstag zu sagen. Kann die Person problemlos antworten oder spricht die Person beispielsweise undeutlich oder kann sie die richtigen Worte nicht finden?
Time (Zeit): Wenn eines oder mehrere dieser Symptome plötzlich bei einer Person auftreten, kann ein Schlaganfall vorliegen. Da es sich hierbei um einen Notfall handelt, sollten Sie sofort ĂŒber 112 den Rettungsdienst informieren.
Weitere Informationen: Gesundheitszentrum Odenwaldkreis GmbH Telefon 06062 79-20 00 www.GZ-Odw.de