Mitgefühl als Schlüssel zum Leben
In Dieburg wurden neue Ehrenamtliche in der Notfallseelsorge beauftragtODENWALD. - Mit Sabine Schimpf-Ermisch und Ralf Wichmann wurden am vergangenen Wochenende in der katholischen Kirche St. Wolfgang in Dieburg zwei neue Ehrenamtliche in der ökumenisch ausgerichteten Notfallseelsorge beauftragt. Zwei weitere Neue, Friedhelm Becker-Schrammel und Karin Hansel, konnten wegen Krankheit nicht an der Feier teilnehmen.
Wer ist mein Nächster? Um diese Frage geht es im Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk 10, 25-37), das, gelesen von Pfarrer Heiko Ruff-Kapraun, Leiter der Notfallseelsorge Darmstadt-Dieburg, die Basis für die Predigt von Joachim Meyer, Dekan des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald, bildete.
Im Gleichnis vom barmherzigen Samariter erweist sich der als der Nächste, der barmherzig mit dem Verletzten umgegangen ist. Jesus lenke seine Aufmerksamkeit auf den Halbtoten, sagte Meyer, auf denjenigen, dessen Lebensflamme noch gerade so flackere, der verletzt sei und die Hilfe des Anderen bedürfe.
Folge deinem Herzen
Meyer schilderte einen Fall von einem verunglückten Autofahrer, an dem ein Pärchen im Schritttempo vorbeifährt ohne zu helfen. Wenig später werden Fahrer und Beifahrer von der Polizei gestoppt: Der Unfall war simuliert, um zu sehen, wer hilft und wer nicht.
Nach drei Stunden kamen 69 Auto- und drei Radfahrer an dem Umfall vorbei, 14 hätten versucht zu helfen, so Meyer. Ein Verhältnis von 5:1. Woran liege das? Weil die meisten dem Leitsatz folgten, sich zuerst um sich selbst zu kümmern? Weil sie in ihren Routinen verhaftet seien? Barmherzigkeit sei der Wert, den Jesus in der Geschichte gegenüber den Schriftgelehrten hochhalte.
„Barmherzigkeit heißt nichts anderes als: Folge deinem Herzen“, sagte Meyer. Es gehe um Mitgefühl und Verbundenheit. Der Dalai Lama charakterisiere Mitgefühl auch als Schlüssel zum Leben.
„Sie haben sich entschieden, dass Sie helfen wollen“, sagte Dekan Meyer. Als äußeres Zeichen bekamen Sabine Schimpf-Ermisch und Ralf Wichmann die signalgelben Jacken der Notfallseelsorge überreicht, die, so der Dekan, sie mit ihrem Team verbinde – nicht nur mit der Notfallseelsorge, sondern auch mit Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst – und letztlich auch mit Gott.
Sie würden heute beauftragt für ihren Dienst an Menschen, die ohne deren Hilfe nicht weiterkämen. Dafür dankten ihnen Joachim Meyer und sein Kollege Christian Rauch, Dekan des Katholischen Dekanats Dieburg.
Nachdem die neuen Notfallseelsorger die Beauftragungsfrage vor der Gemeinde beantwortet hatten, applaudierten die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher.
Susanne Fitz, die von katholischer Seite im Leitungsteam der Notfallseelsorge ist, hatte den stimmungsvollen Gottesdienst vorbereitet. Musikalisch gestaltet wurde er vom Trio Dreiklang – Andreas Reifenberg am Cello, Gudrun Werum an der Querflöte und Stefan Braun am Klavier.
Nach einer gemeinsamen Eucharistiefeier, Fürbitten und Segen wurde noch bei einem Empfang im Pfarrzentrum weitergefeiert.
Die Notfallseelsorge Darmstadt-Dieburg ist ökumenisch ausgerichtet und beim Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald angesiedelt. Sie versteht sich als Erste Hilfe für die Seele, ist festes Glied in der Rettungskette und rund um die Uhr rufbereit.
Die neuen Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger haben eine 80 Stunden dauernde Ausbildung absolviert und stehen nun bei Notfällen zur psychosozialen Notfallversorgung zur Verfügung.