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Qualifizierte Schulsozialarbeit und mehr Wahlfreiheit bei Kindergartenplätzen

Im Gespräch: Schuldezernent Oliver Grobeis diskutiert mit Teilnehmern der Bildungskonferenz in der Kleingruppe „Schule und Jugend“. Auf dem Bild zu sehen sind (von links) Jugendamtsleiter Ralf-Franz Bär, Angela Assmann, Rektorin der Grundschule in Rothenberg, die Religionspädagogin Eva Heldmann, Theodor-Litt-Schule, und der Schulleiter der Carl-Weyprecht-Schule, Martin Burk.

Austausch: Dr. Ilona Agoston, Leiterin des neuen Bildungsbüros und der Volkshochschule (links) und Raquel Jarillo, Leiterin der Odenwald-Akademie, in der Kleingruppe „Allgemeine Erwachsenenbildung“. Fotos: Stefan Toepfer/Kreisverwaltung

Erste Bildungskonferenz im Odenwaldkreis - Teilnehmer verabschieden Zielvorgaben

ODENWALDKREIS. - Der Odenwaldkreis will sich in diesem Jahr verstärkt mit der Qualität der Schulsozialarbeit befassen und die Möglichkeiten der Zusammenarbeit von Kommunen ausloten, um Eltern mehr Flexibilität bei der Wahl von Kindergartenplätzen zu geben.

Das sind zwei von mehreren Ergebnissen der ersten Bildungskonferenz, zu der sich am Mittwoch, 18. April, mehr als 60 Vertreter von Schulen, Bildungsträgern und der Kreisverwaltung im Beruflichen Schulzentrum Odenwaldkreis in Michelstadt getroffen haben. Zu der Tagung hatte der Erste Kreisbeigeordnete und Schuldezernent Oliver Grobeis eingeladen.

Die Konferenz, die kĂĽnftig einmal im Jahr stattfinden soll, ist Teil einer Gesamtstrategie des Odenwaldkreises, mit der er seine bildungspolitischen Ziele konkretisieren und Angebote im Kreisgebiet bedarfsorientierter ausrichten will.

„Wir gehen neue Wege, um Bildung passgenau und nachhaltig zu gestalten. Dazu ist es unerlässlich, mit den Bildungs-Akteuren zu sprechen und sie miteinander zu vernetzen“, erläuterte Grobeis.

Die Teilnehmer nahmen in vier Gesprächskreisen eine Standortbestimmung vor und formulierten Zielvorstellungen. So war sich der Kreis „Schule und Jugend“ einig darin, dass die Schulsozialarbeit ausgebaut werden müsse.

Nötig seien aber auch tragfähige Konzepte und eine gute Verzahnung der zu erwartenden, vom Land Hessen finanzierten zusätzlichen Stellen mit denen, die der Odenwaldkreis schon bereitstelle. In punkto Schulabschlüsse müsse es darum gehen, dass jeder Jugendliche den für ihn passenden Abschluss in Wohnortnähe erwerben könne.

Der Gesprächskreis zur frühkindlichen Bildung sprach sich für mehr interkommunale Zusammenarbeit im Kindergartenbereich aus. So bekämen Eltern mehr Freiheit bei der Platzwahl für ihre Kinder und müssten sie nicht unbedingt im Wohnort unterbringen, sondern könnten Plätze in der Nähe ihrer Arbeitsstätte nutzen.

Der Odenwaldkreis solle dies an die Bürgermeister herantragen. Außerdem forderte diese Runde mehr niedrigschwellige Angebote, um benachteiligte Familien besser erreichen zu können.

Die Fachkräftesicherung war ein Schwerpunkt bei den Experten im Feld Berufliche Bildung. Dazu sei unter anderem eine Branchenanalyse für den Odenwaldkreis nötig. Die Teilnehmer votierten überdies für den Ausbau dualer Studiengänge.

Wichtig sei zudem guter Ă–ffentlicher Personennahverkehr, damit Auszubildende aus allen Teilen des Kreisgebiets gut ins MĂĽmlingtal mit dem Zentrum Erbach/Michelstadt gelangten.

Die Fachleute für die Allgemeine Erwachsenenbildung erachten es beispielsweise als nötig, mehr Angebote zum Nachholen von Schulabschlüssen zu machen und über die Bildungsangebote, die es bereits gebe, besser zu informieren. Gefordert wurde zudem ein „Perspektivwechsel“: Bei der Entwicklung von Kursen müssten vor allem die Interessen der Zielgruppen im Mittelpunkt stehen und weniger eigene Erwägungen.

Die Teilnehmer zeigten sich zufrieden mit der Bildungskonferenz. „Die Vernetzung ist ganz wichtig“, äußerte Renate Böhmer, die stellvertretende Leiterin des Michelstädter Kindergartens „Kellerei“.

Arndt Neumann vom Staatlichen Schulamt in Heppenheim hält Zusammenkünfte wie diese für sinnvoll, um gemeinsam Strategien zu entwickeln, und der Sozialarbeiter Daniel Serra da Silva sagte, er profitiere für seine Arbeit mit Schülern davon, zu wissen, woran im Odenwälder Bildungswesen gearbeitet werde.

Grobeis dankte allen für die lebhafte Diskussion. Er werde die Ergebnisse – „eine ganze Reihe von Hausaufgaben“ – mitnehmen, in einem Jahr solle dann eine erste Bilanz gezogen werden.

Als ein weiteres zentrales Element für die Gestaltung der Bildungslandschaft nannte er das vom Odenwaldkreis bereits eingerichtete Bildungsmonitoring, das auf der Basis verlässlicher Zahlen Planungen ermöglichen soll. Über deren Umsetzung soll kontinuierlich berichtet werden. „Denn wir wollen Bildung aktiv gestalten.“

Das werde auch in der organisatorischen wie räumlichen Zusammenführung der kreiseigenen Bildungsakteure wie der Volkshochschule, der Odenwald-Akademie und weiterer Einrichtungen in einem Bildungsbüro deutlich. „Das erleichtert die Koordination.“

Das Bildungsbüro wird von Dr. Ilona Agoston geleitet, die auch die Volkshochschule führt. Zudem wurde bei Grobeis die „Stabsstelle Bildung“ angesiedelt, mit Bernd Pfau als Koordinator. All diese Elemente gehören zum Programm mit dem Titel „Bildung integriert“, das zum größten Teil aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds finanziert wird.

Zu der Stabsstelle gehört auch Christina Wimmer, die für das Bildungsmonitoring verantwortlich ist. Sie führte den Konferenzteilnehmern anschaulich vor Augen, wie genau man hinschauen muss, um über Schlussfolgerungen sprechen zu können.

So ist die Zahl der Jugendlichen im Odenwaldkreis, die die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen, nur auf den ersten Blick höher als im hessenweiten Durchschnitt, wie Wimmer erläuterte. Statistisch würden in dieser Gruppe nämlich auch die Förderschüler erfasst. „Wer Bildung planen will, muss alle Zahlen differenziert betrachten.“

Die Notwendigkeit des Bildungmonitorings hob auch Felicitas von Küchler hervor, die Leiterin der Transferagentur Kommunales Bildungsmanagement Hessen, die den Odenwaldkreis unterstützt: „Es ist gut, künftige Herausforderungen zu betrachten.“