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Kunststoffverpackung – besser als ihr Ruf?

Umweltschutz und Verpackung dürfen kein Wiederspruch sein, so Geschäftsführer Jürgen Müller von der Perfect Packaging GmbH in Erbach

ERBACH. - Umweltschutz und Verpackung sowie weitere Themen rund um den Verpackungshersteller Perfect Packaging GmbH waren beim Besuch von Philip Krämer, MdB (GRÜNE) in der Produktionsstätte des Herstellers von Faltschachteln und Runddosen aus Kunststoff in Erbach kontrovers diskutiert worden.

Die Perfect Packaging GmbH, welche seit 2016 als Vertriebs- und Beratungsunternehmen für Verpackungen im B2B Bereich tätig ist, kaufte zum 1. Juni 2020 den Geschäfts- und Betriebsbereich des alteingesessenen Verpackungsherstellers SKK Scholz Werbende Verpackungen auf und hat somit die Arbeitsplätze vor Ort gesichert.

Hätten sich die ehemaligen Inhaber für einen anderen Kaufinteressenten entschieden oder den Betrieb zum Ende des Jahres eingestellt, wären über 30 Arbeitsplätze für die Region verloren gegangen, so Jürgen Müller.

Philipp Krämer hatte viele Fragen im Gepäck und wollte sich ein Bild von der vor Ort ansässigen Perfect Packaging GmbH machen, welche für so viele bekannte Marken wie zum Beispiel Schwan Stabilo, Bosch oder die Süßwaren Hersteller wie Storck, Haribo und Manner die Verpackung liefert und rund 30 Mitarbeiter in Festanstellung beschäftigt.

Ausgiebig wurden die Abläufe der Entwicklung und Herstellung von dieser überwiegend aus PET hergestellten Verpackungen bei laufender Produktion gezeigt und erklärt.

Gerade in dieser Branche sind Innovation und Lösungen gefragter denn je, so Müller. Ohne Verpackung wird es auch in Zukunft z. B. aus hygienischen Gründen oder zum Schutz vor Transportschäden nicht gehen, so die einhellige Meinung.

Aber auch die Frage wie ein Produkt für den Endverbraucher am sinnvollsten und ansprechendsten eingepackt wird, spiele eine große Rolle.

Die größte Herausforderung sei heute allerdings, dies mit der Umwelt und einer vernünftigen Entsorgung ins Lot zu bringen. Da bestehte dringender und schneller Handlungsbedarf, so Jürgen Müller und nimmt auch die Politik mit in die Verantwortung.

"Wir hier in Michelstadt verwenden ausschließlich sortenreinen Kunststoff der zu 100% recycelt und wiederverwendet werden kann. Es besteht ein enormer Unterschied zwischen sogenannten Verbunden, die einfach nur als Restmüll entsorgt werden können und einer Sortenreinen Kunststoffverarbeitung.

Unsere PET-Abfälle, welche bei der Produktion anfallen und wieder zu unserem Folienhersteller zurückgeführt werden, können erneut verwendet werden.

Umweltschutz und wiederverwendbares Material lohnt sich. Verpackung aus Kartonage, welche die Perfect Packaging auch anbietet, wird zwar ebenfalls recycelt, hat in der Herstellung aber auch ihre Umweltdefizite", so Jürgen Müller.

Deshalb habe sich die Perfect Packaging breit und flexibel bei ihren Produkten aufgestellt, um den Kunden die bestmögliche Verpackung mit der geringsten Umweltbelastung anbieten zu können.

2Verpackung aus Kunststoff wird seit Jahren schlecht geredet und auch von Politik, Medien und Gesellschaft in einen Topf geworfen. Hier ist es an der Zeit genauer hinzuschauen."

Ein weiterer kritischer Punkt für die in Deutschland ansässigen mittelständigen Produktionsstätten sei der Wettbewerb innerhalb Europas. Hier sieht die Geschäftsführung eine Schieflage der Wettbewerbsvoraussetzungen und eine Benachteiligung des Standortes Deutschland durch die hohen Kosten im Land.

"Wir alle sind uns darüber einig, dass ein Mindestlohn von 12 Euro nicht reicht, um gut leben zu können und noch für die Rente zu sorgen. Aber unsere Europäischen Nachbarn erhalten EU-Subventionen und haben meist, wenn überhaupt ein Drittel an Lohnkosten.

Wir hier in Deutschland zahlen enorme Summen für Zertifikate und das permanente Umsetzen jeglicher Standards und bei Ware z. B. aus Osteuropa interessiert das nicht wirklich jemand.

Auf europäischer Ebene sollten hier schnellstens einheitliche Standards was Löhne und Herstellung angeht umgesetzt werden, sonst gehen uns noch mehr Kunden von der Fahne und kaufen deutlich günstiger in unseren Nachbarländern ein.

Wir gehören zu den Firmen, welche Dank ihrer engagierten, flexiblen und umsichtigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einem blauen Auge die Pandemie überstanden. Hier wurde von unserem Personal alles mitgetragen, von versetzten Pausen und Schichtbeginn bis hin zu allen Hygienevorschriften." 

Auch bei den darauffolgenden Lieferengpässen des Rohmaterials habe man die volle Unterstützung des Personals erfahren. "Ist keine Folie mehr da gehen die Leute nach Hause. Dank Kurzarbeit konnten und können wir auch dies gut kompensieren und wir sind sehr stolz darauf, dass unsere Belegschaft dies alles mitträgt.

Schließlich ist es nicht leicht die pandemiebedingten Umsatzeinbußen von 30% zu kompensieren, das schafft man nur mit einem guten Team", so Müller.

Im April diesen Jahres ist die Perfect Packaging mit ihrer Produktion, Entwicklung, Logistik und dem Großteil der Büros umgezogen. "Hier im Hitschies Park haben wir die idealen Arbeitsbedingungen und komplett neu renovierte Räumlichkeiten.

Außer den großen und schweren Maschinen, welche sehr professionell von der Firma Amerbach transportiert wurden, haben wir den gesamten Umzug in Eigenregie mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gemeistert.

Eine Herkulesaufgabe, die Dank der Mitarbeit, Ideen und Initiativen unserer Belegschaft erfolgreich vollbracht wurde. Mit unseren neuen und umweltfreundlichen Kompressoren und der von und einer eigens auf unsere Produktion ausgelegten Solaranlage arbeiten wir für die Zukunft klimaneutral. Auf diese sehr kostenintensiven Investitionen sind wir sehr stolz", sagte Jürgen Müller.

Mit einem anschließenden Austausch über diverse Themen rund um Verpackung, Entsorgung, die wirtschaftliche Situation, Energiegewinnung und Bildung endete der sehr kurzweilige Besuch in Michelstadt, "bei dem viele interessante Eindrücken gesammelt wurden", so MdB Krämer abschließend.