„Odenwaldkreis zu einer attraktiven Region machen“
Förderprogramme unterstützen ländliche Regionen + + + Kreative Ideen sind gefragtODENWALDKREIS / BRENSBACH. - „Unser Projekt zeigt, dass aus der Zusammenarbeit von Bürgerinnen und Bürgern mit Gemeinden und auch der Kreisverwaltung etwas ganz Tolles entstehen kann.“
Zu diesem Fazit kommt Brensbachs Bürgermeister Rainer Müller, nachdem der Trauerweg auf dem Friedhof in Brensbach fertiggestellt ist.
Die Idee dazu hatte die Brensbacherin Mariane Bofinger aus dem Urlaub mitgebracht.
Gemeinsam mit Sabine Belinga Belinga und der Bestattermeisterin Bettina Schnellbächer entwickelte sie den Gedanken weiter und rief eine Gruppe mit Bürgerinnen und Bürgern ins Leben, die sich mit allen Arten von Abschied beschäftigte.
Mit einer fertigen Projektbeschreibung stellten sie ihre Arbeit der Gemeinde Brensbach vor und der Bürgermeister sorgte dafür, dass ein Antrag auf Förderung bei der Interessengemeinschaft Odenwald (IGO) gestellt wurde. Nach dem positiven Bescheid ging es an die Umsetzung – und das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Ein gutes Beispiel, wie man Gelder aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums – kurz LEADER-Mittel – für die Entwicklung der Region nutzen kann.
Basis ist das Regionale Entwicklungskonzept (REKO), das in jeder LEADER-Region erstellt wird. Die Region, um die sich die IGO kümmert, umfasst den Odenwaldkreis und Teile des Landkreises Bergstraße.
Im REKO wird eine Strategie entwickelt und darauf basierend werden Handlungsfelder definiert, die die Region voranbringen. Welche das sind, das liegt auch in der Hand der Bürgerinnen und Bürger, die sich an der Erstellung beteiligen können.
„Ein REKO gilt immer für sieben Jahre. Im nächsten Jahr werden wir ein neues entwickeln und laden die Bürger schon jetzt ein, sich dann daran zu beteiligen“, ruft Caroline Koch, Mitarbeiterin der IGO, die Bevölkerung auf.
„Das Motto der LEADER-Förderung ist ‚Aus der Region für die Region‘“, erklärt Koch. „Bürger können bei der Entwicklung des REKO teilhaben und so entscheiden, welche Themen die Region bewegen und deshalb förderwürdig sind.
Danach können Sie sich aber auch aktiv einbringen, wenn es darum geht, Projektideen zu entwickeln und damit Fördermittel für die Region lokal zu nutzen.“
Dass das auch passiert, ist Landrat Frank Matiaske ein großes Anliegen: „Es ist wichtig, dass wir unseren Odenwaldkreis zu einer attraktiven Region machen, in der die Menschen gerne leben und auch arbeiten.
Dabei können uns Förderprogramme wie dieses von der EU unterstützen. Deswegen ist es wichtig, die Möglichkeiten auch auszunutzen und möglichst viele tolle Projekte für die Region zu entwickeln.“
Wer Mittel aus dem LEADER-Programm nutzen möchte, muss einen entsprechenden Antrag bei der IGO einreichen. Dieser muss unter anderem eine Projektbeschreibung und eine Kostenaufstellung beinhalten.
Der Antrag wird dann von Brigitte Lachnit von der Abteilung Dorf- und Regionalentwicklung des Landratsamtes unter formalen Gesichtspunkten geprüft, während sich der IGO-Förderausschuss damit beschäftigt, ob das Projekt in eins der im REKO definierten Handlungsfelder passt und damit einen Mehrwert für die ganze Region hat.
Wenn beide Prüfungen positiv ausfallen, gibt es einen entsprechenden Förderbescheid und es kann mit dem Projekt begonnen werden. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der IGO stehen dabei den Antragstellern in jeder Phase beratend zur Seite.
„Ein großer Vorteil des LEADER-Programms ist, dass es Ansprechpartner vor Ort gibt und nicht einfach anonym ein Antrag im Internet ausgefüllt werden muss. Wir beraten gerne alle, die kreative Ideen für die Region haben“, so Caroline Koch.
Doch nicht nur mit europäischen Geldern lassen sich Projekte für die Region umsetzen. Auch Mittel aus dem Bundesprogramm „Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) lassen sich für die ländliche Region Odenwaldkreis nutzen.
Gefördert werden Kleinstunternehmen aus den Bereichen Grundversorgung (hier vor allem Handwerksbetriebe) und Gastronomie. „Mit den Geldern sollen Arbeitsplätze geschaffen und einer Mangelversorgung vorgebeugt werden oder eine Unterversorgung behoben werden“, erläutert Brigitte Lachnit.
„Deshalb muss bei einer Antragstellung auch immer die zuständige Stadt oder Gemeinde bescheinigen, dass die angestrebte Anschaffung oder das geplante Projekt eine bestehende Lücke schließt oder einer solchen vorbeugt.“
Hintergrund zum Trauerweg:
Bei dem in Brensbach entstandenen Trauerweg geht es nicht allein um die Trauer nach dem Tod eines Menschen. Er möchte Menschen ansprechen, die Verluste jeder Art erlebt haben: eine Trennung, Jobverlust, Ende eines Lebensabschnitts und viele weitere Ereignisse, die mit einem Abschied verbunden sind.
Durch künstlerische Elemente helfen die Stationen des Weges, sich mit den Gefühlen, die ein Verlust mit sich bringt, und den einzelnen Trauerphasen auseinanderzusetzen.
Dabei gibt er nie vor, was jemand zu empfinden hat, sondern unterstützt dabei, die eigenen Gefühle einzuordnen und auch auszudrücken.
So symbolisiert ein unebenes Wegstück mit Wurzeln und Steinen das Gefühl, dass das Leben nach einem Verlust ins Wanken gerät und einem der Boden unter den Füßen weggezogen wird.
Begleitet wird er Weg durch einen Flyer und auch eine ausführliche Broschüre. Offiziell eingeweiht wird der Weg am Freitag, 23. Oktober.