Dr. med. Goele Schülein kennt sich bei Menschen und bei Kühen aus
Wohlbefinden inmitten der Kinder Katharina und Julius: Dr. Goele Schülein, die als älteste Erbacherin am heutigen Samstag ihren 105. Geburtstag feiert.
Die hochbetagte Dr. med. Goele Schülein erfreut sich geistiger Frische und bemerkenswerter körperlicher Gesundheit. Fotos: Ernst Schmerker
ERBACH. - Am heutigen Samstag, 30. Mai, feiert Frau Dr. med. Goele Schülein am Brudergrundweg 35 als älteste Einwohnerin Erbachs in geistiger Frische und bemerkenswerter körperlicher Gesundheit im Kreise von drei Kindern, acht Enkeln und fünf Urenkeln ihren 105. Geburtstag.
Geboren als Goele Köster, wuchs das Mädchen zunächst auf dem Lande an der Niederelbe und später in Berlin auf.
Dort war ihr aus einer norddeutschen Seefahrerfamilie stammende Vater, ein Archäologe, als Kustos am Alten Museum tätig. Die Mutter war die Tochter eines Gutshofbesitzers.
Nach dem Abitur in Eutin leistete sie ihren Reichsarbeitsdienst als Erntehelferin in Ostpreußen ab.
Die dortigen Mägde staunten nicht schlecht, als sie ihnen eines Tages zeigte, dass man den Schwanz einer Kuh zum ungestörten Melken auch festbinden kann.
Im Jahr 1936 machte sie als erste Frau im Landkreis Hadeln den Führerschein. Sie fuhr Motorrad oder saß auf dem Bock eines Pferdegespannes.
Anfang des Weltkrieges begann die junge Frau in Jena ein Medizinstudium, das sie in den höheren Semestern auch nach Heidelberg und Göttingen führte.
In der Universitätsstadt am Neckar lernte sie in dem Kommilitonen Fritz Schülein ihren späteren Mann kennen. In Göttingen, wo der Mann an der Universitätsklinik Dienst tat, überstand das junge Paar die schweren Kriegsjahre.
Dort kamen auch die drei Kinder zur Welt. Im Jahr 1953 erfolgte der Umzug nach Hanau, wo Frau Dr. Schülein als Ärztin an den Städtischen Kliniken eine Anstellung gefunden hatte. Sie arbeitete auch im Nachtdienst, kein einfaches Unterfangen damals mit drei Kindern.
Im Jahr 1961 übersiedelten Schüleins nach Erbach, wo der Ehemann seit 1957 als Obermedizinalrat zwanzig Jahre den vertrauensärztlichen und später den sozialärztlichen Dienst des Odenwaldkreises leitete.
Die Kinder besuchten das Gymnasium in Michelstadt und verließen den Odenwald bis auf den jüngsten Sohn, der mit seiner Familie noch heute in Erbach wohnt.
Mit etwas Hilfe lebt Dr. Schülein auch nach dem Tod ihres Gatten vor nunmehr zwölf Jahren weiterhin selbstbestimmt im eigenen Haus.
Die Seniorin kann aus einen großen Fundus an klassischer Bildung schöpfen und an vielen persönlichen Erinnerungen zehren. Noch immer verfolgt sie mit Interesse das Tagesgeschehen und liest gerne historische Bücher oder Biographien.
Ihr trockener Humor, ihre Beharrlichkeit und Beständigkeit, ihr Kunstsinn - Malerei und Porzellanmalerei ist sie besonders zugetan - und nicht zuletzt ihre Liebe zum Garten haben sie durch das lange und wechselvolle Leben getragen.
Goele Schülein ist immer in einer besonderen Weise sich selbst treu geblieben. Nicht ohne Stolz freuen sich die Familienangehörigen auf den hohen Geburtstag und die noch vor ihnen liegende gemeinsame Zeit mit Oma Goele.
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