Erbacher Bauthemen lassen beim BĂŒrgermeister den Blutdruck steigen
Die Schaffung von ParkplĂ€tzen fĂŒr das geplante Hotelprojekt in der Erbacher SĂŒdstadt wurde vorerst auf Eis gelegtERBACH. - StĂ€dtische Bauvorhaben, aber auch solche von privaten Bauherren, die sich auĂerhalb bestehender BebauungsplĂ€ne befinden und somit in den parlamentarischen Gremien der OdenwĂ€lder Kreisstadt zu regeln sind, gestalteten sich in den vergangenen Jahren hĂ€ufig problematisch.
So auch in der jĂŒngsten Sitzung der Erbacher Stadtverordneten als dem BĂŒrgermeister angesichts umfangreicher Debatten âder Blutdruck stiegâ (O-Ton Dr. Peter Traub).
Dabei ging es zunĂ€chst um eine stĂ€dtische Beschlussvorlage, die in Anlehnung an die geplanten Projekte (Hotel am Standort des ehemaligen Möbelhauses Schmitt und Ărztehaus auf dem Areal des frĂŒheren GetrĂ€nkehandels Kauer) ausreichend Parkraum fĂŒr HotelgĂ€ste und Ărztehausbesucher schaffen sollte.
Weil im unmittelbar angrenzenden Bereich des geplanten Hotels nur etwa 30 ParkplÀtze geschaffen werden können, wurde nach einer Lösung gesucht, die in Form einer Erweiterung des bereits vorhandenen Parkdecks am Lustgarten umgesetzt werden könnte.
Durch die Erweiterung könnten rund 100 zusĂ€tzliche ParkplĂ€tze geschaffen werden, die nicht ausschlieĂlich den HotelgĂ€sten, sondern auch der Allgemeinheit zur VerfĂŒgung gestellt werden könnten.
Da die Stadt auf diesem Wege ohne eigene Investitionen zu einer nennenswerten Anzahl zusĂ€tzlicher öffentlicher ParkplĂ€tze kĂ€me, sollte das an das Parkdeck angrenzende GelĂ€nde zu einem symbolischen Preis von 1,- Euro/jĂ€hrlich fĂŒr die Dauer von 30 Jahren zur VerfĂŒgung gestellt werden.
Dabei wĂŒrde die Zahl der StellplĂ€tze auf dem bisherigen Parkdeck erhalten bleiben und der Stadt wĂŒrden durch die Parkdeckerweiterung keine eigenen Kosten durch eventuell notwendige bauliche Anpassungen des bisherigen Parkdecks entstehen.
Diese Vorlage hatte zuvor schon im Bauausschuss fĂŒr heftige Diskussionen gesorgt, weil MandatstrĂ€ger die Auffassung vertraten, die Informationen reichten fĂŒr eine politische Meinungs- und Willensbildung nicht aus. Vielmehr vertrat man die Auffassung der Investor solle eine Bauvoranfrage an die Stadt richten.
Auf dieser Grundlage könne man dann entscheiden. Der Rathauschef zog deshalb seinen Antrag zu Beginn der Parlamentssitzung zurĂŒck, weil darĂŒber der Magistrat befinden könne.
Ein weiteres Bauvorhaben betrifft den geplanten Naturkindergarten im Stadtteil GĂŒnterfĂŒrst. Hier hatte der Magistrat einer ErgĂ€nzungssatzung zugestimmt zur Erweiterung des Stadtteils GĂŒnterfĂŒrst um ein FlurstĂŒck am sĂŒdwestlichen Rand des Ortsteils, das in Richtung SĂŒden an Offenland angrenzt und von drei Seiten durch den Siedlung begrenzt wird: im Norden von einem WohngrundstĂŒck; im Osten von einem Spielplatz; und im Westen von der StraĂe âIm Schelmenfeldâ.
Klaus-Peter Trumpfheller (CDU) berichtete von einer einstimmigen Beschlussempfehlung im Bau-, Umwelt-, und Verkehrsausschuss. FĂŒr die GRĂNEN erlĂ€uterte Gudrun Gebhardt, dass ihre Fraktion nicht zustimmen werde.
ĂWG-Fraktionsvorsitzender Michael GĂ€nssle (ĂWG) erklĂ€rte, dass diese Vorlage lediglich Baurecht schaffe, keineswegs die Gestaltung des Kindergartens beinhalte.
FĂŒr die SPD-Fraktion gab Bernd Pfau eine Stellungnahme ab. Dabei erlĂ€uterte er, ursprĂŒnglich sei fĂŒr GĂŒnterfĂŒrst die Einrichtung eines Naturkindergartens etwa durch Aufstellung eines Bauwagens mit (Vererdungs)Toilette vorgesehen gewesen.
Im Zuge des Verfahrens habe sich allerdings ergeben, dass aufgrund des Anschluss- und Benutzungszwanges SanitĂ€r-und Toilettenanlagen an die Kanalisation anzuschlieĂen sind. Das sei vermutlich ursĂ€chlich fĂŒr die jetzige Planung.
Entscheidungsgegenstand sei hier lediglich die Aufstellung einer ErgĂ€nzungssatzung nach Baugesetzbuch sowie deren Offenlage und die Beteiligung der TrĂ€ger öffentlicher Belange. Damit wird das vorherige landwirtschaftliche Gebiet zum Baugebiet fĂŒr einen Naturkindergarten GĂŒnterfĂŒrst.
Damit könne ein Kindergarten gebaut werden, der in den Zusammenhang bebauter Ortsteile passe. Dem stimme die SPD zu.
Gegen eine ursprĂŒngliche Planung mit Bauwagen und Toilettenanlage bestĂŒnden auch aufgrund der im Haushaltsplan 2023 vorgesehenen Ausgaben keine Bedenken (Budget 180.000 Euro, davon 40.000 Euro Fördermittel).
Eine jetzt im Raum stehende Planung sei bisher nicht Gegenstand im Parlament gewesen, und sei mit den gegebenen Mitteln nicht zu leisten. Auch seien wesentliche Punkte wie Nachbarschaft, Verkehrsanbindung etc. bisher nicht berĂŒcksichtigt.
âAus unserer Sicht mĂŒsste diese Investition Gegenstand einer Kindergartengesamtplanung der Kreisstadt sein, die auf den demografischen Entwicklungen der Jugendhilfeplanung begrĂŒndet sein sollte. Ebenso sollte die Kindergartenfachplanung des Odenwaldkreises hinzugezogen werden.
Wir regen an, dass dies bei der gemeinsamen Sitzung von Haupt- und Finanzausschuss und Sozialausschuss im November berĂŒcksichtigt wird.â
FĂŒr die Fraktion fĂŒr Stadtentwicklung fragte deren Vorsitzender Andreas Wagner wie die Umwidmung der landwirtschaftlicher FlĂ€che zu Bauland vonstatten gehe und wie deren wirtschaftliche Auswirkung aussehe.
Stadtbaumeister Jens Maurer informierte, dass die Stadtverwaltung seit Januar 2023 in Verhandlungen mit der EigentĂŒmergemeinschaft sei. Man werde die FlĂ€che nicht fĂŒr den Bodenrichtwert einer landwirtschaftlichen FlĂ€che von 1,20 Euro pro Quadratmeter, sondern fĂŒr 40 Euro pro Quadratmeter erwerben.
Die Umwidmung zu Bauland erfolge ĂŒber eine vereinfachte Umlegung. Die vereinfachte Umlegung werde der Stadtverordnetenversammlung als Beschlussvorlage vorgelegt.
GRĂNEN-Fraktionsvorsitzende Christa Weyrauch beantragte den Sachverhalt vor Beschlussfassung durch die Stadtverordnetenversammlung zur Vorberatung in den Sozialausschuss sowie den Haupt- und Finanzausschuss zu verweisen, was bei nur fĂŒnf Ja-Stimmen bei einer Enthaltung mehrheitlich abgelehnt wurde.
Der ErgĂ€nzungssatzung âNaturkindergarten â GĂŒnterfĂŒrstâ stimmten schlussendlich 19 MandatstrĂ€ger bei einer Enthaltung und zwei Gegenstimmen zu. Die Fraktion der GRĂNEN nahm an der Abstimmung nicht teil.
Ein weiterer Tagesordnungspunkt betraf einen Bauantrag eines Privatmannes auf einem landwirtschaftlich genutzten GelÀnde im Stadtteil Schönnen. Dazu ist ebenfalls einr ErgÀnzungssatzung erforderlich.
FĂŒr die GRĂNEN bat Fraktionsvorsitzende Christa Weyrauch darum, ihre Frage aus dem Bauausschuss zu beantworten, wonach die betroffene FlĂ€che vorrangig der landwirtschaftlichen Nutzung diene und somit nicht bebaut werden dĂŒrfe.
Stadtbaumeister Maurer verwies auf ein entsprechendes Schreiben des RegierungsprĂ€sidiums Darmstadt, wonach die Vorranggebiete fĂŒr die Landwirtschaft die neue Verordnung nicht betreffen.
Der entsprechenden Verwaltungsvorlasge stimmten schlieĂlich 19 Stadtverordnete zu, bei drei Enthaltungen und drei Gegenstimmen aus der Fraktion der GRĂNEN.