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Betreuer der Eulen und Turmfalken geht in den Ruhestand

Ein Vierteljahrhundert hat sich Helmut Horlebein (links) um die im Turm der evangelischen Stadtkirche nistenden Eulen und Turmfalken gekümmert. Da ihm im Alter von fast 90 Jahren das Treppenstufensteigen immer schwerer fällt, nimmt er Abschied von der bisherigen Tätigkeit und überreicht den Kirchturmtürschlüssel an seinen Nachfolger Werner König (rechts). Foto: Ernst Schmerker

Helmut Horlebein hat nicht nur die heimische Vogelwelt im Blick

MICHELSTADT. - Der Michelstädter Kirchturm ist schon immer ein beliebter Nistplatz für Schleiereulen und Turmfalken gewesen. Blieben die Eulen einmal aus, dann belegten Turmfalken oder auch Tauben deren Nistplätze.

Seit 1978 existiert eine von dem bereits verstorbenen Lehrer und Naturfreund Otto Hirschel und dessen Kollegen Werner König begonnene und auch heute noch geführte „Eulenstatis-tik“.

In jenem Jahr zog ein Eulenpaar insgesamt 12 Jungvögel auf, obwohl es durch den Gerüstbau am Turm zu Störungen kam.

Der heute 89-jährige Zimmermann Helmut Horlebein war es dann im Jahr 1995, der mit Unterstützung eines weiteren Naturfreundes zwei von Otto Diehl entworfene „Schleiereulen-Brutkisten“ zimmerte und diese Nisthilfen in zwei Fensternischen des Kirchturmes anbrachte.

Mit dem Bauen und Anbringen der Nisthilfen war es aber nicht getan. Die Bruthilfen mussten auch gereinigt werden. Unerwünschte Bewohner, in der Regel Tauben, galt es zu entfernen.

Für diese Arbeiten hatte Horlebein die enge Wendeltreppe im Kirchturm hinauf zu steigen und das mehrere Male im Jahr. Jetzt möchte der Betreuer, der das 90. Lebensjahr ansteuert, nicht mehr den beschwerlichen Aufstieg in den Kirchturm machen, sondern sein Amt einem Nachfolger übergeben. Interimsweise ist dazu Werner König bereit.

Ein langes Leben lang ist Horlebein ein begeisterter Naturfreund mit einer besonderen Hinwendung zur Vogelwelt. Mit seinen handwerklichen Fähigkeiten baute er Nisthilfen für drei Eulenarten, für Wasseramseln und Eisvögel.

Zur Betreuung galt es auf hohe Leitern zu klettern, oder wenn es um die Wasseramsel ging, durch die Mümling zu waten, um unter einer Brücke einen Kasten für diese Vogelart anzubringen.

Sein Engagement für die heimische Tierwelt schärfte seinen Blick für die Schönheit der Natur, aber auch für deren zunehmende Bedrohung und Zerstörung.

Die Kenntnisse und die Erlebnisse der Tierwelt, praktisch vor der eigenen Haustür, haben Horlebeins Leben bereichert und den Blick auf die kleineren Bewohner des Odenwaldes geschärft.

Dies gilt insbesondere auch für Schmetterlinge und Hummeln, bei denen sich der Senior besonders auskennt. Soweit es seine Gesundheit zulässt, will er sich auch weiterhin für den Erhalt und den Fortbestand einer intakten Natur einsetzen.

Als langjähriger aktiver Geräteturner ist das heutige Ehrenmitglied des TV 1861 Michelstadt zuversichtlich, dass ihm hierzu noch eine Weile die Kraft erhalten bleibt.