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Streetwork gegen das Virus

Kennt sich gut in Breuberg aus: der Sozialarbeiter Daniel Serra da Silva. Foto privat

Die Corona-Krise und… (3): Der Sozialarbeiter Daniel Serra da Silva hat viele Ideen

ODENWALDKREIS. - Daniel Serra da Silva kennt Breuberg wie seine Westentasche. Kein Wunder: Der Zweiunddreißigjährige ist dort aufgewachsen.

Seit Juli 2018 leitet er das Projekt „Lebensraum Kopfsteinpflaster“, das das soziale Miteinander vielfältig fördert.

Die Corona-Krise hat aber auch ihn und seine vier Kolleginnen aus anderen Projekten der Sozialarbeit, die das Kopfsteinpflaster-Büro nutzen, gezwungen, ihre Tätigkeiten neu zu organisieren.

Da ist zum Beispiel die persönliche Beratung, eine tragende Säule des Angebots.

„Wir rufen nach und nach unsere 150 Klienten an, um ihnen zu sagen, dass unser Büro zwar für den Publikumsverkehr geschlossen ist, wir aber immer noch für sie da sind und sie sich telefonisch oder per Mail bei uns melden können“, schildert Serra da Silva.

Die meisten von ihnen sind Zuwanderer aus Südosteuropa. „Ihr Beratungsbedarf bleibt ja“, fügt er hinzu und nennt als Beispiele die Unterstützung bei Anträgen, Arztbriefen oder Rechnungen.

Außerdem ruft das Team nun verstärkt ältere Menschen an. „Nicht wenige sind einsam, gerade jetzt“, weiß Serra da Silva.

Aber seine Kolleginnen und er arbeiten nicht nur in ihrem Büro im Stadtteil Neustadt. Im Gegenteil. Sie sind in diesen Tagen viel unterwegs, um selbst erstellte Flugblätter in Briefkästen zu stecken.

Mit einem will Serra da Silva jene Bürgerinnen und Bürger zusammenbringen, die Hilfe suchen oder Hilfe anbieten, zum Beispiel bei Einkäufen oder Gängen in die Apotheke. Auf dem in Deutsch und Türkisch verfassten Blatt kann man seine Daten hinterlassen und es wieder abgeben.

Das Kopfsteinpflaster-Team schaut dann, wer zusammenpasst und stellt den Kontakt her. Ein anderes, ebenfalls auch in Türkisch verfassten Flugblatt informiert über das Virus, die wichtigsten Hygiene-Regeln und Vorschriften.

„Das ist für Familien, die kaum Zugang zu in Deutsch verfassten Informationen haben oder die nicht in örtliche Zeitungen schauen, sehr wichtig.“

Angestellt ist Serra da Silva beim Verein Jugendwerkstätten Odenwald, dem Träger des Gemeinwesenprojekts. Es wird zum größten Teil vom hessischen Sozialministerium finanziert, aber auch die Stadt Breuberg stellt Fördermittel bereit.

Zugute kommt dem Sozialarbeiter, dass er sowohl in der Stadt als auch mit seinen Kollegen in anderen Kommunen sehr gut vernetzt ist – und dass er als Vater eines kleinen Kindes weiß, wie sich Eltern fühlen, die sich Sorgen machen.

Serra da Silva drängt: Jeder Tag sei wichtig, um die Leute zu informieren und die Ausbreitung des Virus einzudämmen. „Wir müssen schnell zu Lösungen kommen.“

Dabei ist ihm noch eine Gruppe besonders wichtig: Schülerinnen und Schüler, die die von den Schulen digital verschickten Hausaufgaben nicht machen konnten. Sie haben zuhause einfach nicht die entsprechenden Geräte.

So konnten die Schulen die Aufgaben an das Kopfsteinpflaster-Büro mailen. Dort wurden sie ausgedruckt und an die Schüler weitergegeben.

Sie brachten die Blätter zurück, das Büro versendete sie wieder an die Schulen. „Das war schon aufwendig, aber die Krise darf diese Schüler nicht abhängen“, warnt Serra da Silva.

Er geht davon aus, dass es auch nach den Osterferien noch eine ganze Weile dauern wird, bis sich das Leben wieder normalisiert, auch der Schulbetrieb. Er weiß, wie hartnäckig Viren sein können.

Bevor er an der Frankfurter Universität Soziale Arbeit studierte, hatte da Silva nämlich schon ein Diplom in Biologie. Seine Abschlussarbeit schrieb er über Zellbiologie.

Deswegen kann er die aktuellen Debatten um die Gefährlichkeit des Virus und dessen Eindämmung auch aus dieser Sicht gut verfolgen.

Ob als Biologe oder Sozialarbeiter: Er findet es „gut und richtig, dass das Kontaktverbot und andere Schutzmaßnahmen bis zum 19. April gelten“ – und fügt vorsichtig hinzu: „Ich hoffe, dass sich die Kurve der Infektionen bis dahin stabilisiert hat.“