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Trotzdem ist das Leben gut

Martina Hakl, Margret Eckert und Waltraud Langer wurden aus dem Leitungsteam verabschiedet. Hinten: Pfarrer Michael Fornoff und Dekan Joachim Meyer.

Dr. Ralf Friedrich (frĂŒher Dieburg) und Volker Hombach wurden als Notfallseelsorger verabschiedet. Hinten: Pfarrer Michael Fornoff und Dekan Joachim Meyer

Die gelbe Jacke ist das Erkennungszeichen der Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger. Sebastian Daniel erhÀlt sie von Martina Hakl.

Das neue Leitungsteam: Vorne: Karin Hansel, Sabine Schimpf-Ermisch, Ralf Hofmann und Dr. Werner Thomas. Vorne links: Pfarrer Michael Fornoff. Hinten (v.li.): Kreisbrandinspektor Matthias Maurer-Hardt, Susanne Fitz, Dekan Alexander Vogl und Dekan Joachim Meyer.

Sebastian Daniel, Martina Lenz und Volker Deußen (vorne); Susanne Fitz, von katholischer Seite fĂŒr die Notfallseelsorge zustĂ€ndig, Kreisbrandinspektor Matthias Maurer-Hardt und Dekan Alexander Vogl (hinten von links) sind neue Notfallseelsorger. Fotos: Silke Rummel / Dekanat Vorderer Odenwald

In einem Gottesdienst in Groß-Zimmern werden ehrenamtliche Notfallseelsorger und -seelsorgerinnen verabschiedet und beauftragt

ODENWALD. - „Sei behĂŒtet auf deinen Wegen, sei behĂŒtet auch mitten in der Nacht. Durch Sonnentage, StĂŒrme und durch Regen hĂ€lt der Schöpfer ĂŒber dir die Wacht“. (Atem des Lebens, Lied 89)

Einiges ist passiert in der Notfallseelsorge Darmstadt-Dieburg, doch Corona-bedingt gab es lange keinen Gottesdienst: Dies wurde nun in der evangelischen Kirche Groß-Zimmern nachgeholt – mit Verabschiedungen und Beauftragungen.

„Es gibt Wege, die machen wir gerne, und es gibt ĂŒble Wege – solche, die mit Leid und Tod zu tun haben, die das GefĂŒhl von Trauer und Hoffnungslosigkeit auslösen“, sagte Ralf Hofmann.

Auch die Bibel kennt solche Geschichten, zum Beispiel im Lukasevangelium, als sich die JĂŒnger auf den Weg nach Emmaus machen, vollkommen niedergeschlagen, denn sie haben am Morgen Jesu Grab leer vorgefunden, der Leichnam verschwunden, offenbar gestohlen.

Unterwegs gesellt sich ein Mann zu ihnen. Sie kennen ihn nicht. Erst am Abend erkennen sie: Der vermeintlich Unbekannte ist Jesus. „Diese Begegnungsgeschichte könnte beispielhaft stehen fĂŒr den Dienst der Notfallseelsorge, sagt Ralf Hofmann, katholischer Klinikseelsorger am Kreiskrankenhaus Groß-Umstadt und Notfallseelsorger, in seiner Predigt.

Der Begleiter sei erst einmal einfach da, er mache nichts Besonderes, gehe mit, höre zu, möchte teilhaben. „Er trĂ€gt in sich, was man Hoffnung nennt“, so Hofmann, „und erinnert daran, was das Leben eigentlich zu bedeuten hat.“

Das Leben sei gut, auch wenn es Schattenseiten habe. Diese Haltung beschrieb er als ein Trotzdem. Da sei etwa der RettungssanitÀter, der alles gebe bei der Reanimation, obwohl er am Vormittag einen Patienten nicht retten konnte, oder der Feuerwehrmann, der im Katastrophengebiet helfe, obwohl er selbst sein Leben verlieren könnte.

„Sei behĂŒtet auf deinen Wegen“ war das Motto des Gottesdienstes in der evangelischen Kirche in Groß-Zimmern. Die Unwetterkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen war wĂ€hrend des gesamten Gottesdienstes prĂ€sent wie ein dunkler Schleier. Die Kollekte am Ausgang war denn auch fĂŒr die Flutopfer bestimmt.

Dank an die Ausscheidenden

„Mir ist es wichtig, Ihnen und euch, die in der Notfallseelsorge tĂ€tig sind, zu danken“, sagte Joachim Meyer, Dekan des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald.

Mit leuchtend gelben Sonnenblumen, die „fĂŒr das Licht stehen, das sie gegeben haben“, und einer Flasche Sekt, die das Prickeln symbolisiert, verabschiedeten Joachim Meyer und der Groß-Zimmerner Pfarrer Michael Fornoff aus dem Leitungsteam Waltraud Langer, Martina Hakl und Margret Eckert und sprachen ihnen einen Segen zu.

Aus dem aktiven Dienst verabschiedeten sie weiterhin Volker Hombach und Dr. Ralf Friedrich. Letzterer war extra aus Hamburg angereist, wo er seit vorigem Jahr lebt und seinen Dienst als Notfallseelsorger nun in der Nordkirche versieht.

„Es geht uns nicht aus dem Kopf, welches Leid die Menschen ertragen mĂŒssen“, sagte Alexander Vogl, Dekan des Katholischen Dekanats Dieburg. „Da braucht es eine Orientierung, einen festen Stand. FĂŒr uns Christen ist es die Zusage Gottes: Ich bin fĂŒr dich da.“

Er beauftragte die drei neuen Notfallseelsorger Martina Lenz, Volker Deußen und Sebastian Daniel und sprach ihnen zusammen mit Susanne Fitz den Segen zu. Kreisbrandinspektor Matthias Maurer-Hardt ĂŒberreichte die Einsatzausweise.Anschließend wurde das neue Leitungsteam der Notfallseelsorge eingefĂŒhrt.

Ihm gehören Karin Hansel, Ralf Hofmann, Sabine Schimpf-Ermisch und Dr. Werner Thomas an. Pfarrer Michael Fornoff und seine katholische Kollegin Susanne Fitz leiten die Notfallseelsorge als Hauptamtliche derzeit kommissarisch. Sie sprachen dem neuen Leitungsteam den Segen zu.

Die FĂŒrbitten wurden von Sabine Schimpf-Ermisch, Karin Hansel und Dr. Werner Thomas gelesen. Mit dem berĂŒhrenden Lied „Sei behĂŒtet auf deinen Wegen“ und dem Segen der beiden Dekane klang der Gottesdienst aus. Die musikalische Gestaltung lag in den HĂ€nden von Dekanatskantor Ulrich Kuhn.

Die Notfallseelsorge Darmstadt-Dieburg ist ökumenisch ausgerichtet und beim Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald angesiedelt. Sie versteht sich als Erste Hilfe fĂŒr die Seele, ist festes Glied in der Rettungskette und rund um die Uhr rufbereit.

Die rund 30 Ehrenamtlichen in der Notfallseelsorge haben eine umfangreiche Ausbildung absolviert und stehen bei NotfĂ€llen zur psychosozialen Notfallversorgung zur VerfĂŒgung.