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Rasanter Feger aus Stuttgart kehrt in Seckmauern Deutschlands politische BĂŒhne

Stuttgarter Kabarettist Uwe Spinder nahm die deutsche Polit-Szene ebenso feinsinnig „auf's Korn“ wie virtuelle AbhĂ€ngigkeiten

SECKMAUERN. - Der begehrte Kabarett-Preis „Stuttgarter Besen“ wurde ihm noch nicht zuteil, aber wĂ€re es um die Bewertung des Seckmauerner Publikums gegangen, so hĂ€tte Uwe Spinder, der auf Einladung der Seckmaurer Kulturinitiative am Samstag, 17. Juni, in der alten St. Margareta Kirche gastierte, ohne Zögern diese WertschĂ€tzung verliehen bekommen.

Spinder startete gleich zu Beginn seines Reinemachens mit Vollgas. Bereits der Erwerb einer Fahrkarte von Stuttgart nach LĂŒtzelbach an dem von insgesamt 24 Service-Schaltern einzig geöffneten Schalter fĂŒhrte stellvertretend die gesamte BĂŒrokratie in deutschen Landen ad absurdum – der Beamte fand nach knapp einer halben Stunde des Suchens keinen Bahnhof in LĂŒtzelbach in seinem System. Nach einer weiteren Viertelstunde konnte dann als nĂ€chstliegender Bahnhof Höchst im Odenwald ausfindig gemacht werden.

Nach der Beschreibung seiner abenteuerlichen Anreise ging Spinder dann auch gemĂ€ĂŸ seines Programm-Titels „Wir können alles...“ zum politischen Tagesgeschehen ĂŒber. Immer aktualisiert, ließ der quirlige Kabarettist einen Tag nach dem Tod von Helmut Kohl dessen Wirken als Bundeskanzler mit der lĂ€ngsten Amtszeit nicht aus.

Spinder wĂŒrdigte Kohls Verdienst als EuropĂ€er und „Kanzler der Wende“, legte aber auch die Finger in Wunden wie abfĂ€llige Bemerkungen ĂŒber „sein MĂ€dchen Angie“, schwarze Kassen, sowie menschliche UnzulĂ€nglichkeiten im privaten Bereich. Das mĂŒsse einem Kabarettisten auch angesichts aller posthum rosa eingefĂ€rbten Erinnerungen zugestanden werden.

Im fliegenden Wechsel verdeutlichte Spinder dann die Wandlung des einstmals mit ĂŒbergrĂŒnen Idealen beseelten baden wĂŒrttembergischen Landesvaters Kretschmann zu einem selbstverliebten Egomanen. Und immer weiter ritt Spinder durch alle FĂ€rbungen der Politik mit ihren Gallionsfiguren – immer aber mit Humor und Augenzwinkern.

Allen aufÂŽs Korn genommen Polit-Protagonisten attestierte Spinder eine zeitgenössisch fade Unverbindlichkeit, die sich z.B. im Fall von Angela Merkel in einer unauthentischen JubelgebĂ€rde bei einem deutschen Tor im LĂ€nderspiel Ă€ußere.

Bei etwas in den Hintergrund getretenen Persönlichkeiten wie Edmund Stoiber seien es dann mehr solche Entscheidungen im Europarat wie die Aufhebung des Verbotes fĂŒr menschliche Benamungen fĂŒr Tiere in der Rinderzucht.

Im zweiten Teil karikierte Spinder unser durch Medien und virtuelle Entfremdung manipuliertes Leben. So habe er nach einer Beratung zu einer schwierigen Operation am nĂ€chsten Tag Angebote fĂŒr Grabsteine auf seiner Facebook-Seite vorgefunden.

Andererseits sei er dankbar, wenn er ĂŒber soziale Medien mit seinen Kindern befreundet sein darf. Und es fasziniere ihn, dass immer neue MarktlĂŒcken im Handybereich entdeckt wĂŒrden, wie z.B. ein integrierter Handy-Airbag, damit die auf ihr Handy starrenden FußgĂ€nger bei einer etwaigen Kollision in der FußgĂ€ngerzone keinen Schaden nehmen.

Alles in allem hinterließ der Besuch aus dem „LĂ€ndle“ in Gestalt des feinsinnigen Kabarettisten Uwe Spinder mit seiner humorigen Spiegelung der deutschen Polit-Szene, als auch der schelmigen Betrachtung virtueller AbhĂ€ngigkeiten ein erheitertes, aber auch nachdenkliches Publikum.