Bürgermeisterwahl: Sieben Kandidaten ringen um Stuhl im Oberzent-Rathaus
Die Bürgerinnen und Bürger der zu Jahresbeginn neu entstandenen Stadt Oberzent wählen am Sonntag neben einem neuen Parlament und Ortsbeiräten für ihre 19 Stadtteile auch einen neuen Bürgermeister und haben die Wahl zwischen sieben einheimischen KandidatenOBERZENT. - Die junge Stadt Oberzent vereint seit Jahresbeginn die ehemals selbstständige Stadt Beerfelden und die Gemeinden Hesseneck, Rothenberg und Sensbachtal.
Sie wird seither von Übergangsgremien in der Zusammensetzung der seitherigen Parlamente aus den Einzelkommunen und einem Staatsbeauftragten nebst Stellvertreter geführt. Das wird sich jetzt ändern.
Am kommenden Sonntag, 29. April, sind die Wahlberechtigten der flächenmäßig nunmehr drittgrößten Stadt Hessens mit ihren gut 10.200 Bewohnern aufgerufen ihre Stadtverordneten und Ortsbeiräte sowie ihren Bürgermeister zu wählen.
Zur Wahl stehen auf sechs Parteilisten von SPD, FDP, CDU, GRÜNE, Überparteiliche Wählergemeinschaft Oberzent (ÜWO) und LINKE rund 120 Bürgerinnen und Bürger für das Stadtparlament sowie rund 160 Kandidatinnen und Kandidaten für die Ortsbeiräte der insgesamt 19 Stadtteile.
Weitere sieben ausschließlich einheimische Kandidaten stellen sich zur Wahl für das Bürgermeisteramt. Es sind dies in der Reihenfolge ihrer Listenplatzierung: Thomas Ihrig (SPD), Andreas Krauch (FDP), Oliver von Falkenburg (CDU), Thomas Fäth (GRÜNE), Erik Kadesch (parteilos), Claus Weyrauch (ÜWO) und Christian Kehrer (parteilos).
Die FACT-Redaktion hat allen Bürgermeisterkandidaten Fragen gestellt, welche Motivtion der Bewerbung zugrund liegt, und wie sie die junge Stadt in die Zukunft führen wollen. Nachstehend die Antworten der sieben Bürgermeisterkandidaten:
1.: Welche Motivation liegt Ihrer Bewerbung für das Amt des Bürgermeisters der Stadt Oberzent zugrunde?
Thomas Ihrig: a. Ich möchte den laufenden Fusionsprozess zur Stadt Oberzent, der maßgeblich von mir aufgrund der festgestellten strukturellen Probleme in unseren Kommunen mitgestaltet wurde, erfolgreich fortsetzten. Damit möchte ich Vorbehalte gegen dieses Projekt ausräumen und beweisen, dass dies der richtige Schritt für eine erfolgreiche Zukunft ist.
b. Darüber hinaus möchte ich die neue Stadt auf der Basis der durch die Fusion gewonnen finanziellen und organisatorischen Freiräume positiv entwickeln und mit Leben füllen.
Andreas Krauch: Seit vierzig Jahren wohne ich jetzt in Falkengesäß, einem Ortsteil von Oberzent. Meine vier Kinder sind hier aufgewachsen. Über diesen langen Zeitraum habe ich gesehen, was diese Stadt lebens- und liebenswert macht.
Ich fühle mich gut aufgehoben und meine Heimat ist der Odenwald. Dies gilt es für die Zukunft nun auch weiterzugeben. Eine meiner Töchter hat sich schon in Finkenbach mit Ihrem Mann niedergelassen und dort ein kleines Unternehmen gegründet. Die Stadt Oberzent ist ein toller Fleck auf der Erde um Träume wahr zu machen. Diesen Weg dorthin freizuhalten und auszubauen - dafür fühle ich mich berufen.
Oliver von Falkenburg: Ich war schon immer ein politisch interessierter Mensch mit einem starken Gestaltungswillen und Freude an der Arbeit mit anderen Menschen.
Durch mein rechtswissenschaftliches Studium, aber auch durch die Arbeit in der Altenpflege war ich im beruflichen Alltag oft mit gesellschaftlichen Problemen konfrontiert, die mich motiviert haben, mich auch politisch zu engagieren.
Nach einem schwerwiegenden gesundheitlichen Schicksalsschlag habe ich mich zurück ins Leben gekämpft und meinen beruflichen Weg in der Verwaltung beim Kreis Bergstraße fortgesetzt. Ich sehe mich nun als Experte für neue Chancen und möchte die Chance, die sich der Stadt Oberzent aktuell bietet, keinesfalls ungenutzt verstreichen lassen.
Wir brauchen einen echten Neuanfang mit innovativen politischen Ansätzen. Für einen solchen möchte ich meine Fachkompetenz, Arbeitskraft und Ausdauer ganz in den Dienst der Stadt und ihrer Bürger stellen.
Thomas Väth: Die Neugründung der Stadt Oberzent - meiner Wahlheimat - hat mich elektrisiert.
Als Unternehmer und Planer ist es mein Lebenstraum dieser neuen Stadt mit guten Ideen zu einer nachhaltigen und erfolgreichen Zukunft zu verhelfen.
Erik Kadesch: Schon vor der Fusion zur Stadt Oberzent habe ich Überlegungen angestellt, wie ich mich in die Fortentwicklung der landschaftlich wunderschönen Region im südlichen Odenwald, die allerdings in den vergangenen Jahren in einer Art Dornröschenschlaf vor sich hinträumte, und die den Anschluss an die zeitlichen Gegebenheiten zu verlieren droht, einbringen kann.
Vor rund 20 Jahren habe ich mich bewusst für diese Gegend entschieden, fühle mich hier wohl, und möchte hier auch alt werden. Nach Wohnaufenthalten in Rothenberg, Beerfelden und Falken Gesäß lebe ich mit meiner Lebensgefährtin jetzt auf einem Bauernhof in Airlenbach. Wir haben jeweils zwei Kinder. Als Bürgermeister möchte ich die Region mit all meinen Kräften voranbringen.
Kenntnis von Land und Leuten, Ausbildung und Berufserfahrung die von einem Bürgermeister gefordert sind und dennoch der notwendigen Distanz zur seitherigen Politik und den gängigen Verwaltungsstrukturen, sind für mich Kriterien, die ich in das Gemeinwohl einbringen möchte.
Claus Weyrauch: Die Verbundenheit mit unserer Heimat und deren Zukunft treibt mich an. In zwei Jahren Kommunalpolitik hat es mich frustriert, dass große Problemstellungen wie z.B. Gesundheitsversorgung und Tourismus ungelöst geblieben sind, weil nur verwaltet worden ist.
Sollte die Chance der Fusion genutzt werden, muss nun unternehmerisch gedacht und gehandelt werden. Mit Mut und Entschlossenheit müssen wir diese Dinge nun endlich anpacken.
Christian Kehrer: Den Fusionsprozess zur Stadt Oberzent habe ich eng begleitet und konnte dazu beitragen die Fusion erfolgreich umzusetzen. Gerne würde ich mehr Verantwortung übernehmen und meine Erfahrungen einbringen.
Als Parteiloser und unabhängiger Bürgermeister möchte ich gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern, den Ortsbeiräten und parteiübergreifend mit unserer Kommunalpolitik das Beste für unsere neue Stadt und ihre Bewohner erreichen.
2.: Welche Erfahrung, auch politischer Natur, bringen Sie ein?
Thomas Ihrig: Mit meinem Studium an der Verwaltungsfachhochschule und dem Abschluss „Diplom-Verwaltungswirt (FH)“ bringe ich die geeignete Ausbildung für die Position des Bürgermeisters, der selbst auch in den Verwaltungsgeschäften präsent sein muss, mit.
Ich habe Erfahrungen in allen Gebieten der Kommunalpolitik: beruflich im Landratsamt Erbach, ehrenamtlich im Gemeindevorstand und nicht zuletzt aus 24 Jahren Bürgermeisterzeit in Hesseneck bis Ende 2017; dort war ich mit allen örtlichen Themen befasst.
Als Kreistagsabgeordneter (seit 2001) kann ich auch die wichtige Verknüpfung zum Odenwaldkreis unmittelbar herstellen und dort mitwirken. Der Kreis ist Partner bei wichtigen Themen wie Schulen, Gesundheitsversorgung, Mobilität, Breitbandausbau, Straßenbau.
Für die Aufgabe kann ich meine über einen langen Zeitraum aufgebauten überregionalen Kontakte, auch auf Parteiebene, gewinnbringend einsetzen.
Durch Mitgliedschaft in vielen Vereinen und Verbänden bin ich im gesellschaftlichen Leben verwurzelt.
Andreas Krauch: Ich bin ein Mensch welcher sich schon immer im Verein oder in der Lokalpolitik für andere Menschen eingesetzt hat. Auch habe ich jahrelang als Ortslandwirt und auch als Jagdvorstand die Gespräche zwischen den entsprechenden Behörden zu den Betroffenen hin geführt und gelenkt.
Die für dieses Bürgermeisteramt am wichtigsten zu machenden Erfahrungen habe ich im Stadtparlament als Stadtverordneter gesammelt. Ich kenne die Aufgaben des Stadtparlaments und der Stadtverwaltung sehr gut und bin mir durchaus bewusst, dass ein zukünftiger Bürgermeister führenden Eigenschaften mitzubringen hat. Diese traue ich mir durchaus zu.
Oliver von Falkenburg: Prägende Erfahrungen habe ich im Leistungssport und durch meine Krankheit gesammelt. Disziplin, Ausdauer und Konzentration auf das wirklich Wichtige sind sowohl beim Erreichen sportlicher als auch politischer Ziele unerlässlich.
Meine Jahre an der Eliteschule des Sports waren eine wertvolle Lektion im menschlichen Zusammenhalt und gegenseitiger Unterstützung.
Durch meine Krankheit und die Reha habe ich gelernt, auch an schwierigen Aufgaben nicht zu verzweifeln und mit einem eisernen Willen und positiven Denken auch dicke Bretter zu bohren. Politisch bin ich im Vorstand der Christlich Demokratischen Union Oberzent und im Odenwaldkreis sowie bei der Jungen Union engagiert.
Da ich mein rechtswissenschaftliches Studium aufgrund der Krankheit nicht beenden konnte, habe ich auf Verwaltungswissenschaften umgesattelt und stehe kurz vor dem Abschluss als Bachelor of Public Administration. In Fragen des kommunalen Rechts und der Verwaltung bin ich also auf dem neusten Stand.
Thomas Väth: In meinem Studium zum Dipl.-Ing. Landespflege wurde ich zum Planer für die Erhaltung von Vielfältigkeit und Nutzbarkeit von Natur und Landschaft ausgebildet. Diese Themen sind mir auch heute noch sehr wichtig. Daher bin ich nicht nur Sprecher des Grünen-Stadtverbandes, sondern leite auch den Arbeitskreis Naturschutz der Grünen im Odenwaldkreis.
Als Geschäftsführer vertreibe ich einen regional und sozial hergestellten Gartenartikel. Diesen Gartenartikel habe ich selbst erfunden, und patentieren lassen. Er wird z.Z. in einer Behinderteneinrichtung im Odenwald hergestellt, und in Deutschland, Österreich Luxemburg und in der Schweiz vertrieben.
Vorher habe ich viele Jahre als selbstständiger Garten- und Landschaftsbauer Gärten geplant und gebaut.
Erik Kadesch: Vor dem Hintergrund meiner beruflichen Qualifikation als Diplom-Verwaltungswirt mit abgeschlossenem Studium des Verwaltungsrechts sehe ich mich in der Lage den umfangreichen Verwaltungsaufgaben eines Bürgermeisters in der fusionierten Stadt Oberzent gerecht zu werden.
Auf den ersten Oberzent-Bürgermeister wartet ein immens großes Aufgabenspektrum, das jedem Quereinsteiger eine schier erdrückend schwere Last aufbürden würde. Zugute kommt mir aus meiner seitherigen Tätigkeit auch die Erfahrung als derzeitiger kommissarischer Leiter der Polizeidirektion Bergstraße in Heppenheim mit 340 Mitarbeitern.
Claus Weyrauch: Die Chancen unserer Fusion haben mich bereits 2016 dazu motiviert, in die Kommunalpolitik einzusteigen. Ich bin seitdem Gemeindevertreter in Rothenberg, bzw. jetzt Stadtverordneter der Stadt Oberzent und habe von Beginn an im „Fusionszirkel“ der Parlamentarier mitgearbeitet.
Als Dipl. Betriebswirt (BA Fachrichtung Bank), Bilanzbuchhalter (IHK) und Controller (IHK) behaupte ich, die kaufmännischen Grundlagen zu beherrschen und mitzubringen. Ich bin seit 15 Jahren selbständiger Unternehmensberater und betreue viele kleine und mittlere Unternehmen im Odenwald und der Oberzent, kenne so die Nöte der ansässigen Betriebe ziemlich genau.
Für Problemstellungen wie: Strategische und operative Planungs- und Umsetzungsprozesse, betriebswirtschaftliche Analysen, Personal- und Investitionsentscheidungen, biete ich meinen Unternehmern/Kunden Lösungen an.
Meine Führungsqualitäten setze ich auch in langfristig angelegten Coachingprozessen zur persönlichen Ziel- und Lebensplanung für meine Kunden ein. Es wird Zeit, dass betriebswirtschaftliche Führungsansätze auch in kommunalen Organisationen Einzug halten.
Christian Kehrer: Mein Lebenslauf zeigt eine gute Mischung aus freier Marktwirtschaft, öffentlichem Dienst und ehrenamtlichen Engagement auf. Im Rahmen dieser Tätigkeiten konnte ich viele Erfahrungen sammeln und Kontakte knüpfen.
Eine Legislaturperiode war ich Abgeordneter im Odenwälder Kreistag und durch den Fusionsprozess konnte ich mit allen Fraktionen zusammenarbeiten.
3.: Welche vorrangigen Ziele sehen Sie, die zeitnah im Rahmen der gegebenen wirtschaftlichen Situation umsetzbar sind?
Thomas Ihrig: Es gibt verschiedene Ziele, die nebeneinander schnell angepackt werden müssen: die Entscheidung hinsichtlich des Baus und Betriebs eines Gesundheitsversorgungszentrums und zum weiteren touristischen Vorgehen auf der Sensbacher Höhe, um dort die Chance auf Fördermittel nicht zu verpassen.
Wichtig ist auch die einheitliche Festlegung der Vereinsförderung, um in diesem für unsere Stadtteile so wichtigen Bereich Klarheit zu schaffen.
Daneben muss die umfangreiche städtische Infrastruktur in allen Bereichen einer umfassenden Bestandsaufnahme unterzogen und deren Erhalt anschließend nach Prioritätssetzung/Dringlichkeit sichergestellt werden.
Andreas Krauch: Zuerst muss ein Stadtentwicklungsplan her. Alle Stadtteile müssen wissen wo sie in der Neuen Stadt Oberzent stehen wollen und sollen. Wo gibt es zum Beispiel Potential für den Ausbau eines oder mehrerer Gewerbegebiete, wo ist das zukünftige Zentrum von Freizeitattraktionen und Aktivitäten zu finden…wollen wir nur ein Zentrum „Beerfelden“ in der Stadt Oberzent was die Einkaufsmöglichkeiten und Grundversorgung angeht…
Der Istzustand ist zu erfassen und jeweils einem Bedarf zu zuteilen. Fristen für Fördermöglichkeiten was zum Beispiel die Erweiterung und Modernisierung des Bikeparks angeht dürfen nicht verstreichen ohne dass man sich als Stadtverwaltung eingebracht hat.
Marketing nach außen zum Beispiel in die Metropolregion Rhein- Neckar muss sofort vorangetrieben werden…Alle Bürger müssen sich „mitgenommen“ fühlen können…
Oliver von Falkenburg: Durch den Fusions-Bonus und die Hessenkasse sind wir mit Blick auf den Haushalt momentan gut aufgestellt, was allerdings kein Grund für Übermut sein darf. Die Stadt Oberzent wird in den nächsten Jahren eine Reihe von kostenintensiven Aufgaben bewältigen müssen.
Zeitnah muss für mich eine effektive und bezahlbare Förderung des Tourismus durch eine Aufwertung städtischer Angebote wie zum Beispiel der Schwimmbäder erfolgen. Hier kann eine durch Landesmittel geförderte Sanierung eine Verbesserung für Einheimische und Touristen bringen. Dazu muss ein Stadtmarketingkonzept erstellt werden.
Auch die Wirtschaftsförderung in Zusammenarbeit mit dem Kreis muss ohne Zögern angekurbelt werden. In Gesundheitsfragen möchte ich gerne schnell an ein Ärzte-Shuttle-Bus-Konzept herangehen. Der Kampf gegen die Windkraft hat natürlich auch Priorität. Für ihn braucht es keine Unsummen an Steuergeld, aber eine klare Haltung.
Thomas Väth: Für die Jugendarbeit eine zusätzliche Stelle die besonders weibliche Jugendliche fördern soll.
Digitale Dorflinden, also W-Lan Hotspots in allen Ortsteilen einführen.
Eine umfassende Stadtplanung der gesamten Oberzent.
Einen Gewerbeverein der gesamten Oberzent etablieren.
Ein Repaircafe als sozialen Treffpunkt einrichten.
Erik Kadesch: Zunächst gilt es gemeinsam mit den neuen Mandatsträgern eine Bestandsaufnahme zu erarbeiten. An erster Stelle steht für mich dann ein umfassendes auf alle Stadtteile ausgelegtes Stadtentwicklungskonzept und nicht etwa die Flucht in unkoordinierte Einzelmaßnahmen.
Innerhalb eines solchen Gesamtkonzeptes sind es die Leerstände, der Rückgang des gastronomischen Angebotes oder die Arbeitsplatzsituation, die zügig angegangen werden müssen. Dabei ist der durch die Fusion herbeigeführte Schwung mitzunehmen.
Diesen darf man nicht abebben lassen, um die Gunst der Stunde ohne zeitlichen Aufschub beim Schopf zu packen. Dafür möchte ich Verantwortung übernehmen, um echte Veränderungen mit nachhaltiger Positivität herbeizuführen.
Jetzt bietet sich eine einmalige Gelegenheit für die ehemals selbständigen Gemeinden Rothenberg, Sensbachtal, Hesseneck und die Stadt Beerfelden sich gemeinsam als Stadt Oberzent für die Zukunft zu positionieren und diese Chance darf nicht wieder durch parteiideologisches Handeln oder gar Streitereien ausgebremst werden.
Claus Weyrauch: Hier sehe ich Ihren Frageansatz falsch gewählt. Bevor Sie mich nach kurz- oder mittelfristigen Ansätzen fragen, müssen langfristige Strategien und Ziele für unsere Stadt definiert werden. Bevor ich loslaufe, muss ich wissen, wo ich hin will.
Und ich befürchte; nein ich weiß, dass dieser Ansatz in der Vergangenheit in allen vier Fusionsgemeinden vernachlässigt wurde. Es kann aber nicht sein, dass ein Einzelner (Bürgermeister) die Vision oder Strategie vorgibt.
Diese Ziele müssen im Dialog der Bürger und der Kommunalpolitik entstehen, denn nur so bekommen wir so ein großes Ding zum Laufen und zum Leben. Die Aufgabe des Bürgermeisters sehe ich dabei darin, Gedankenansätze und Impulse zu liefern, den Zielprozess zu moderieren und zu begleiten und eben die formulierten Ziele umzusetzen.
Aber zurück zu Ihrer Fragestellung: Die vorrangige Aufgabe sehe ich momentan darin, den oden für das o.a. Vorgehen zu bereiten. Daran arbeite ich bereits. Für mich gehört dazu, den künftigen Stadtverordneten eine sinnstiftende Aufgabenbeschreibung und Grundlagen für ein kollegiales Miteinander (Parlamentskultur oder Spielregeln der Zusammenarbeit) an die Hand zu geben.
Hierzu entwickle ich mit allen Fraktionen zusammen aktuell eine Präambel zur Geschäftsordnung des Parlaments, die dies verdeutlicht. Außerdem gehört für mich dazu, den Ortsbeiräten mehr Bedeutung und Verantwortung zu übertragen.
Um Selbstverantwortung und Bürgerengagement vor Ort in allen Stadtteilen zu fördern, möchte ich, dass die künftigen Ortsbeiräte mit einem eigenen Finanzbudget ausgestattet werden. Ein entsprechender, vorbereitender Antrag wird in der nächsten Stadtverordnetenversammlung beraten.
Christian Kehrer: Die Herausforderungen sind vielfältig und die Liste der Baustellen lang. In den vergangenen Jahren blieb so einiges auf der Strecke. Realistisch gesehen sind hier zunächst eine Auflistung und eine Priorisierung unumgänglich.
4.: Wie wollen Sie mittelfristig die neue Stadt Oberzent beleben und wirtschaftlich wie gesellschaftlich zukunftsfähig machen?
Thomas Ihrig: Wichtig ist, den seitherigen kontinuierlichen Rückgang der Einwohnerzahlen mit allen negativen Auswirkungen auf Vereine, Schulen und Infrastruktur zu stoppen.
Hier gibt es Ansätze aus den Diskussionen mit der Einwohnerschaft bei der Erstellung der kommunalen Entwicklungskonzepte. Diese müssen nun zielgerichtet umgesetzt werden. Hierzu gehört z. B. eine aktive Ansprache von Eigentümern von Leerständen (Wohnraum und Gewerbe) und deren Unterstützung bei der Vermarktung (Leerstandskataster).
Die Stadt muss sich aber auch selbst im Klaren sein, wohin sie sich in Zukunft entwickeln will. Deshalb müssen alle Aktivitäten aus einem noch zu erstellenden Stadtentwicklungskonzept abgeleitet werden. Nur so kann zielgerichtet entwickelt werden!
Andreas Krauch: Leerstände von Geschäften und Häusern in der Innenstadt von Beerfelden zum Beispiel sind eine Herausforderung welches Potential für viel Phantasie offen lässt. Dort würde ich schauen, ob es nicht möglich wäre, die ebenerdigen ehemaligen Geschäfte, in Barriere freie Wohnungen umzubauen und anzubieten. Überhaupt müssen mehr Eigentumswohnungen angeboten werden können.
Es gibt immer mehr Menschen und junge Paare die eher eine Wohnung zum Kaufen suchen als ein Haus mit Garten. Für diese Nachfrage sollten wir besser aufgestellt sein. Junge Leute müssen gerne hierher kommen und bleiben wollen.
Natürlich ist auch ein Mehrangebot an Gastronomie und Unterbringungsangebote in manchen Stadtteilen erforderlich um der Stadt Oberzent einen attraktiveren Anstrich zu verpassen. Die Stadtverwaltung und der Bürgermeister muss auch hier vermittelnd zur Verfügung stehen und unterstützen wo er nur kann.
Preisgünstige Gewerbegebiete haben wir schon. 30 Euro für einen Quadratmeter ist zurzeit das Angebot. Das muss nur jeder wissen welcher sich mit dem Gedanken trägt ein Unternehmen zu gründen.
Eins ist klar: Wirtschaft ist nicht Alles, …aber ohne eine starke Wirtschaft bei uns in der Stadt Oberzent ist Alles nichts. Wir müssen auch auf dem Gebiet des Gewerbes die Chance zur Trendwende anpacken.
Das heißt: die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit als Basis für wirtschaftlichen Erfolg und sozialer Sicherheit, muss gewährleistet sein. Parallel dazu müssen wir eine Offensive für Innovation und Gründergeist starten.
Zielführend sind folgende Stichworte anzusehen: Inkubation/ Start-Up Förderung/ Ideenwettbewerb. Die Stadtverwaltung, also auch der Bürgermeister, muss bei Existenzgründungen keine Bürokratie Hürde darstellen sondern Hilfe zur Unternehmensgründung anbieten können. Jegliche erdenkbare Förderung der Privatwirtschaft ist zwingend notwendig für die Zukunft.
Ein wichtiges Ziel ist der „Aufbau von nachhaltigen Kontakten in die Metropolregion Rhein-Neckar“ und die Positionierung der Stadt als „attraktiver Wirtschaftsstandort“, Auch müssen wir regionale Potentiale in unserer neuen Stadt erkennen und Verknüpfungen zwischen verschiedenen Wirtschaftsbereichen anregen…das heißt: Synergie Effekte der Region müssen mehr genutzt und auch ausgebaut werden.
Mit besseren Aus- und Weiterbildungsangeboten für Handwerk und Industrie und einem gleichzeitigem attraktiverem Angebot im Lebens- und Wohnsektor (Stichwort: bezahlbarer Erwerb von Eigentumswohnungen) werden wir es schaffen die Sicherung und den Ausbau des Wirtschaftsstandorts Oberzent und dessen Arbeitsplätze zu sichern. Die Chancen des Internets müssen wir Nutzen.
Oliver von Falkenburg: Für mich muss ein effektives Standort- und Tourismus-Marketing etabliert werden, das unser Stadtgebiet in den umliegenden Ballungszentren sowohl als touristischen Anzugspunkt als auch als günstigen Standort für gewerbliche Neuansiedlung vermarktet.
Tourismus und Gewerbe bringen die Lebendigkeit, die wir brauchen und generieren Einnahmen. Wir müssen die Oberzent als grüne Oase mit guter Luft und wunderschönen Landschaften bekannt machen, in der touristisch, kulturell und kulinarisch höchstes Niveau geboten wird.
Unsere Vereine sind die Stützpfeiler der Gesellschaft. Wir müssen sie nach allen Möglichkeiten finanziell, aber auch durch konstruktives Verwaltungshandeln fördern, um auch in Zukunft die bestehende Vielfalt der möglichen Aktivitäten in Oberzent zu erhalten.
Thomas Väth: Ausbau des Bahnhofs für Zugverbindungen im Stundentakt,
Einrichten eines Existensgründerzentrums.
Annäherung und Vernetzung der Oberzent mit dem Rhein- Neckar Kreis durch Kontakte, Initiativen ÖPNV Verbindungen.
Sanierung des Altbaubestandes insbesondere zur Energieeinsparung und Barrierefreiheit.
Förderung und Intensivierung von Jugendarbeit aber auch Senioreninitiativen.
Förderung von Wirtschaftsunternehmen mit hohen Arbeitsplatz Angebot durch Lenkung der Gewerbesteuer.
Erik Kadesch: Hier muss insbesondere eine Politik von den Bürgern für die Bürger gemacht werden, und dazu sehe ich mich als parteiloser Kandidat in einer sehr guten Ausgangs- und Vermittlerposition. Gefragt ist dabei insbesondere strategisches denken und handeln, wobei mir meine in 37 Berufsjahren bei der hessischen Polizei vielfach unter Beweis gestellte Erfahrung zugute kommt.
Den Anschluss an die Metropolregion Rhein-Neckar zu intensivieren, so wie das im Sommer 2017 vom Odenwaldkreis beschlossen wurde, sollte kurzfristig möglich sein. Damit könnte die Wirtschaftsentwicklung in der Stadt Oberzent gezielt unterstützt werden.
Beruflich habe ich in der jüngsten Vergangenheit viele Umstrukturierungen geleitet und da gereichte mir eine gute Menschenführung immer zum Vorteil. Auch meine beruflich erworbenen strukturellen Kenntnisse mit Feuerwehren und Rettungsdiensten bieten auch Lösungsansätze für polizei- bzw. ortspolizeibehördliche Anliegen.
Claus Weyrauch: Die große Lösung für das Gesundheitsversorgungszentrum Oberzent (GVZO) und die touristische Weiterentwicklung der Oberzent sind hier meiner Meinung nach die wichtigen Punkte.
Gerade die Frage der Gesundheitsversorgung wird mir schon viel zu lange diskutiert. Hier befindet man sich immer noch in der Konzeptions- bzw. Informationsphase. Ich gewinne den Eindruck man traut sich nicht, in den Entscheidungsprozess zu kommen. Mehr hierzu siehe Frage 10 bzw. Frage 8 den Tourismus betreffend.
Die Realisierung eines GVZO und die Schaffung eines touristischen Highlights wird auch automatisch Druck auf die Verantwortlichen des ÖPNV bringen.
Die vorhandenen Unternehmen und Betriebe in unserer Region bieten wichtige Arbeitsplätze. Sie müssen deshalb gefördert und unterstützt werden. Der regelmäßige Austausch mit den Betrieben ist hier nur ein Punkt. Die Betriebe brauchen eine funktionierende Infrastruktur:
Straßen, Wasser-/Abwasserversorgung, Internetanbindung und funktionierende Handy-Netze gehören hierzu.
Aber noch vielmehr brauchen sie - wie unsere Stadt auch – Menschen. Menschen als Kunden und als Mitarbeiter. Deshalb ist eines meiner Hauptanliegen, die Oberzent so aufzustellen, dass der Zuzug von Neubürgern die Folge ist. Nur wenn uns dies gelingt, wird es auch möglich die vorhandenen freien Gewerbeflächen zu vermarkten und zusätzliche Unternehmen anzusiedeln.
Speziell die Innenstadtbelebung in Beerfelden ist aber auch von Seiten der Stadt zu fördern. Gerade die Großobjekte, die seit langem leer stehen (z.B. Kaufhaus Knoll) müssen im Schulterschluss mit den Eigentümern entwickeln werden.
Um Zuzug zu fördern und Wegzug von Bürgern zu vermeiden, müssen in allen Stadtteilen entsprechende Bau- oder Kaufmöglichkeiten geschaffen werden. Gerade in der Peripherie konkurrieren unsere Stadtteile direkt mit Städten wie Wald-Michelbach, Mudau oder Hirschhorn um die Ansiedlung von Neubürgern.
Christian Kehrer: Ein Stadtentwicklungskonzept das gemeinsam erarbeitet und gemeinsam getragen wird ist unerlässlich. Vieles ist miteinander verzahnt und muss beachtet werden.
5.: Auf welche Weise wollen Sie die neue Stadt Oberzent insbesondere in den nahen Ballungsräumen bekannt machen?
Thomas Ihrig: Ich habe mich dafür stark gemacht, dass im Kreistag eine unbefristete Stelle für einen Wirtschaftförderer mit Schwerpunkt in unserer Stadt geschaffen wurde, die der Odenwaldkreis trägt.
Durch Aufbau von Netzwerken insbesondere Richtung Metropolregion Rhein-Neckar müssen wir eine größere Bekanntheit erreichen. Diese kann uns als Wohn- und Gewerbestandort wie auch als touristischer Akteur nutzen. Wir sind das Odenwälder Tor zur Metropolregion Rhein-Neckar.
Die Stadt muss sich hier auch aktiv selbst mit einbringen und präsent sein.
Andreas Krauch: Dazu ist ein professionelles Marketing dringend erforderlich. In Zusammenarbeit mit der OREG und dem Wirtschaftsförderer des Kreises Odenwalds ist schon ein Instrumentarium geschaffen worden welches die Stadt bei der Flächenvermarktung unterstützt, dabei soll eine Gewerbeflächen-Datenbank aufgebaut werden und regelmäßig Sprechtage für Unternehmen und Gründungsinteressierte werden in Zukunft angeboten.
Zusätzlich sollen Kontakte zum Verein „Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar“ aufgebaut und gepflegt werden. Dies dient dem Ziel, die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt voranzutreiben
Oliver von Falkenburg: Die Antwort kann hier nur ein umfassendes und langfristig angelegtes Standort- und Tourismus-Marketing sein. Wir müssen sowohl durch eine positive Präsenz auf Messen, als auch durch effektive Werbung in den verschiedensten Medien der Ballungszentren präsent sein, um Touristen auf unsere Stadt und das, was sie zu bieten hat, aufmerksam zu machen.
Grundlage dafür ist natürlich, dass wir vor Ort als Stadt in enger Zusammenarbeit mit unseren Bürgerinnen und Bürgern und den Unternehmen daran arbeiten, als Stadt für Besucher attraktiv zu sein. Die Arbeit beginnt hier mit einem Tourismus-Konzept für den Ausbau unserer Angebote.
Thomas Väth: Positive Darstellung und verbreiten von Information in allen verfügbaren Medien.
Beteiligung an Touristenmessen.
Einbindung und Information der IHK über Wirtschaftsförderung vor Ort.
In Zusammenarbeit mit Gewerbeverein und Vereinen planen und fördern von überregionalen Events. Z.B. Vorführungen Horsemanship zum Beerfeldener Pferdemarkt.
Marathon/Triathlon Veranstaltungen in Oberzent.
Geocaching Events.
Krähbergrennen mit Elektro Fahrzeugen,
Stadt /Ortsführungen bzw. Wanderungen mit historischen oder naturkundlichem. Hintergrund. Etc.
Erik Kadesch: Sicher ist die Oberzent für die Region Frankfurt / Rhein-Main als Urlaubsregion interessant, aber die meisten anderen Oberzent-Themen spielen doch eher in Richtung Neckartal.
Die Mitgliedschaft des Odenwaldkreises im Verein Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar wäre dazu ein Schritt in die richtige Richtung. Hier gilt es den Marketing-Hebel unverzüglich anzusetzen.
Claus Weyrauch: Auch der richtige Marketingmix ist zielabhängig. Will heißen: erst wenn wir langfristige Ziele und Strategien entwickelt haben, können wir den dazu passend Weg der Vermarktung wählen. Standortmarketingkonzepte sind erst dann sinnvoll zu implementieren.
Aktuell soll die Anbindung an die Metropolregionen mit Unterstützung der Wirtschaftsförderung der Odenwaldregionalgesellschaft mbH verstärkt werden. Das allein wird nicht ausreichen. Auch das persönliche Engagement des zukünftigen Amtsinhabers, um mit Nachbar- und entsprechenden Metropolregionen ins Gespräch zu kommen, wird entscheidend sein.
Christian Kehrer: Durch Marketing und besondere Veranstaltungen muss hier mehr Interesse an unserer Region geweckt werden.
6.: Haben Sie eine zündende Idee, dem demografischen Wandel wirksam zu begegnen?
Thomas Ihrig: Der Demografische Wandel als solcher ist sicherlich nicht zu stoppen; er findet statt. Wichtig ist, dass die Stadt auf diese Herausforderungen die richtigen Antworten findet.
Mein Ziel ist eine familienfreundliche Stadt; d. h. z. B. dass ausreichend viele Kinderbetreuungsplätze vorhanden sein müssen. Dieses Thema hat große Priorität. Die erforderliche Aktivierung von Leerständen setzt dies voraus.
Gleichzeitig muss das Thema Mobilität in den Mittelpunkt der Überlegungen und Handlungen gerückt werden. Hier sind z. B. über das Projekt „Garantiert mobil“ hinaus andere begleitende Maßnahmen (z. B. Bürgerbusse) zu prüfen, um Mobilität zu verbessern.
Ohne solche Zusatzangebote werden einige Menschen gezwungen sein, ihr vertrautes Wohnumfeld zu verlassen. Hier gibt es andernorts gute Ideen; hiervon können wir lernen.
Andreas Krauch: Unsere Stadt Oberzent lebt von dem Miteinander. …jetzt schon…Die Vielfalt der Vereine oder auch Einrichtungen wie die freiwilligen Feuerwehren bieten einem jedem die Möglichkeit an, sich aktiv am Gemeindeleben zu beteiligen.
Das finden Sie in den Großstädten nicht so ausgeprägt. Günstig zu kaufende Bestandsimmobilien oder Baugrundstücke sollten vielfältig im Stadtgebiet von Oberzent angeboten werden. Keine Konzentration auf nur zwei Gebiete ist aus meiner Sicht ratsam.
Die schon angesprochene notwendige Infrastruktur um alle mitnehmen zu können sollte dadurch möglichst auch in der Peripherie der Neuen Stadt eine sinnvolle Auslastung bekommen. Größere leerstehende Gebäude sollten als Möglichkeit zum Mehrgenerationen-wohnen oder als Alter WG’s verstärkt auf dem umliegenden Immobilienmarkt angeboten werden.
Da können die Stadt und der Bürgermeister sinnvolle Plattformen anbieten um Interessenten zu werben. Zum Beispiel auf einer von der Stadt platzierten Immobilienseite im Internet.
Das Leben für Familien mit Kindern ist hier durch das Angebot von erstklassigen Kindergartenplätzen und schulischen Einrichtungen attraktiver als in Großstädten. Wir müssen mit diesen „Perlen“ besser werben als dies bis jetzt geschehen ist.
Oliver von Falkenburg: Die Tatsache, dass die Bevölkerung unseres Landes tendenziell immer älter wird, werde ich als Bürgermeister sicher auch nicht verändern können. Wir können allerdings etwas gegen die sogenannte ,,Landflucht’’ tun.
Wir müssen jungen Menschen durch Ausbildungsplätze, bezahlbaren Baugrund und eine umfassende Kinderbetreuung eine Perspektive bei uns in Oberzent bieten.
Es kann nicht sein, dass junge Menschen aus unserem Stadtgebiet in andere Bundesländer ziehen, weil wir wegen einiger Baulücken keine Neubaugebiete ausweisen können, wie es beispielsweise in Hesselbach der Fall ist. Das ist keine Landflucht, sondern einfach bisher nicht gut durchdacht gewesen.
Thomas Väth: Die Oberzent ist vor allem durch Landflucht von jungen Leuten, und erst dann vom demografischen Wandel betroffen.
Die Attraktivität der Oberzent besonders für junge Erwerbstätige mit oder ohne Familien zu steigern, will ich erreichen durch:
Bessere ÖPNV Verbindungen für Pendler z.B. Stunden Takt Hetzbacher Bahnhof, bessere ÖPNV Verbindungen in die benachbarten Kreise besonders Rhein- Neckar- Kreis.
Förderung der Wirtschaft, Förderung von Existensgründungen.
Bedarfsgerechte Flexibilisierung der Kita-Öffnungszeiten. Ggf. Ausbau der Kitas vor planen.
Flexible Wohnideen ermöglichen durch erlauben von Tiny- Houses und/ oder mobilen Wohnformen.
Handwerkliche Ausbildung anerkannter junger Flüchtlinge fördern.
In Ballungszentren gezielt Vorteile der Oberzent wie Sicherheit, günstiges Wohnen, schnelles Internet etc. bewerben.
Erik Kadesch: Die sehr gute S-Bahnanbindung nach Heidelberg/Mannheim ist hier ein Pfund, das man noch mehr einbeziehen muss. Auch das Bekenntnis der Odenwald-Regional-Gesellschaft, ein Konzept durch einen eigenen Wirtschaftsförderer für die Oberzent zu erarbeiten, zeigt, dass man die positiven Strömungen breitflächig aufgreifen will.
Hier gilt es rasch anzuknüpfen, denn nur durch eine attraktive Infrastruktur ist die hier gegebene tolle Naturlandschaft für junge Menschen interessant und sind diese hier zu halten, bzw. Ortsfremde hier anzusiedeln.
Claus Weyrauch: Endlich fragen Sie mich nach meinen langfristigen, strategischen Ansätzen. Wenn man den Prognosen bezüglich des demographischen Wandels Glauben schenkt, wird die Einwohnerzahl der Oberzent sinken und die Bevölkerung wird tendenziell immer älter.
Ich halte es da lieber mit dem Trend- und Zukunftsforscher Mathias Horx. Er sieht eine Umsiedlungsentwicklung von der Stadt auf ́s Land, weil es sich die Menschen kaum mehr leisten können in der Stadt zu wohnen und weil, das Leben in der Stadt auch zur sozialen Verarmung führt.
Menschen, die aus der Stadt in den ländlichen Raum umsiedeln möchten, werden gezielt auswählen. Nur wo ihnen das Wohnumfeld attraktiv erscheint, werden sie sich niederlassen. Neben günstigem Wohnraum haben wir nach meiner Meinung weitere Pfründe in die Waagschale zu werfen.
Das ist zum einen unser starkes, intaktes Vereinsleben, welches Basis eines Wir-Gefühls und Bürgerengagements darstellt. Der soziale Kitt unseres Zusammenlebens.
Zum anderen bietet unsere wunderbare Naturlandschaft hohen Erholungswert und motiviert Menschen, sich in der Oberzent anzusiedeln. Ich wünsche mir eine Willkommenskultur für Neubürger.
Nicht nur die Bürger und Nachbarn sollten auf Neubürger zu gehen und sie zum Beispiel mitnehmen in die Vereine, vielmehr die Stadt selbst muss Neubürger empfangen und sie einladen, die örtlichen Angebote zu nutzen.
Schwachpunkte unseres Wohnumfeldes mache ich ganz klar in der technischen Infrastruktur aus. Der ÖPNV, Straßen- , Wasser- und Abwasserversorgung, Internet- und Handyerreichbarkeit stellen uns vor Herausforderungen.
Mit unseren Kindergärten und Schulen ist hier unsere gesamte Infrastruktur bedarfsgerecht und intelligent zu entwickeln. Dazu gehört auch, die Nahversorgung in allen Stadtteilen sicherzustellen.
Mit „intelligenten Marktplätzen“ müssen Treffpunkte geschaffen werden, die die Bevölkerung mit dem nötigsten Haushaltsbedarf, mit sozialen Kontakten und Mobilitätsangeboten oder sonstigen Hilfestellungen versorgen können.
Dieses Infrastrukturkonzept ist mit dem Gesundheitsversorgungs- und dem Tourismuskonzept zu vernetzen und in einem ganzheitlichen Stadtentwicklungskonzept einzubetten, welches dann als langfristige Zieldefinition Handlungsmaxime vorgibt.
Christian Kehrer: Wir müssen attraktiv sein und jungen Menschen an die Region binden bzw. Menschen für die Region gewinnen.
7.: Wie wollen Sie die Menschen in der flächenmäßig drittgrößten Stadt Hessens zusammenführen?
Thomas Ihrig: Neben einer Zusammenführung, die viel Zeit in Anspruch nehmen wird, ist mir zu allererst wichtig, dass die 19 einzelnen Stadtteile in der großen Stadt ihre Identität erhalten. Sie dürfen keine Angst haben, übersehen und nicht beachtet zu werden.
Jeder Ort bringt seine eigene Geschichte und Besonderheiten mit, die es zu erhalten gilt. Deshalb müssen die neu gewählten Ortsbeiräte in ihrer Arbeit wertgeschätzt und mit einem Budget für ihre örtliche Arbeit ausgestattet werden.
Wichtig für eine Stärkung der Zusammengehörigkeit ist es, dass Informationen besser fließen. Die Stadt muss daher insbesondere die bestehenden Möglichkeiten wie Oberzent aktuell und ihre Homepage zu einem offenen dauerhaften Dialog nutzen. Die Einwohnerschaft kann nur dann für die neue Stadt Interesse zeigen, wenn sie über deren Projekte informiert ist.
Andreas Krauch: Aufeinander zugehen ist die Lösung für Alle. Wir müssen die Kulturvielfalt in Oberzent als Chance begreifen. Das gilt für die Stadtteile, Vereine, Gewerbe und jeden einzelnen Bürger. Wir müssen uns als eine Stadt begreifen.
Ich, als Bürgermeister werde diese Aktive Gestaltung unserer Gesellschaft hin zur Verantwortungsgemeinschaft fördern. Dabei ist es wichtig städteplanerische Belange aller Gruppen der Gesellschaft zu berücksichtigen. Eine vernünftige Infrastruktur welchen jeden „mitnimmt“ ist Voraussetzung damit wir zusammen wachsen können.
Dabei ist es auch wichtig, dass wir uns mit etwas identifizieren können. Der Beerfeldener Galgen ist sicherlich ein Denkmal welches diese Oberzent alleine von der Historie verbindet. Dazu gehört aber auch die Burg Freienstein in Gammelsbach.
Für mich wäre eine super Identifikation wenn wir es schaffen könnten Windkraftfrei zu bleiben. Oberzent/Windkraftfreie Zone wäre für mich der passende Slogan für eine schöne Zukunft unserer Neuen Stadt.
Unsere wunderschöne Natur mit den ausgedehnten kraftspendenden Wäldern und den vielen lieblichen Tälern muss genau dieses als ein Alleinstellungsmerkmal behalten können, gegenüber dem unsinnigen Umbau unserer liebgewonnenen Heimat mit schwachsinnigen Windindustrieanlagen. Schöne Aussichten für unsere Oberzent gibt es für mich nur Ohne Windräder.
Oliver von Falkenburg: Wichtig ist mir vor allem, dass sich nach der Fusion kein Stadtteil abgehängt oder vergessen fühlt. Wir müssen das Gute an den gewachsenen Strukturen bewahren und gleichzeitig eine neue gemeinsame Identität für uns Oberzentler erfinden.
Dabei ist es die erste Pflicht des Bürgermeisters so oft wie möglich vor Ort und im Stadtgebiet unterwegs zu sein. Aus dem Haustürwahlkampf weiß ich, dass jeder Stadtteil seine eigenen Probleme und Besonderheiten hat.
Der Verwaltungschef muss hier stets gut informiert und mit seinem Ohr bei den Menschen sein. Nur dann gelingt es, dass alle sich gleichmäßig ernst genommen fühlen. Das ist die Grundvoraussetzung dafür, dass die Fusion und die neue Gemeinsamkeit auch im Nachhinein als etwas Positives bewertet werden.
Thomas Väth: Die Verknüpfung der 19 Ortsteile soll über die Ortsbeiräte und einen beim Bürgermeister angesiedelten Rat der Ortsvorsteher erreicht werden.
Mir ist wichtig, dass Verwaltungsmitarbeiter*innen und Stadtoberhaupt oft draußen in den Ortsteilen präsent sind.
Die Beibehaltung der bisherigen Rathäuser als erste Anlaufstellen ist ein guter Ansatz dafür.
Ein jährlich stattfindendes Stadtgründungsfest mit Darstellung und Beteiligung möglichst aller Ortsteile.
Beim Ausbau und Erhalt von Infrastruktur auf gerechte und transparente Verteilung der Mittel auf die Ortsteile achten. Dies gilt auch für die Vereinsförderung.
Erik Kadesch: Mit dem Bahnhof Hetzbach haben wir einen Knotenpunkt, der weiter ausgebaut und attraktiver gestaltet werden muss.
Darüber hinaus ist das von der Odenwald-Regional-Gesellschaft aufgelegte Konzept >Odenwald-Mobil< zweifellos ein guter und richtiger Ansatz, der allerdings noch viel zu wenig bekannt ist und deutlich stärker beworben werden müsste. Auch sehe ich eine weitere Verbesserung der öffentlichen Nahverkehrsverbindung, eventuell über einen möglichen Stadtbusshuttle vonnöten.
Ansonsten gibt es beispielsweise über die seit 50Jahren bestehende Oberzentschule, sowie weiterer Verknüpfungen auf Vereinsbasis bereits gut funktionierende gemeinsame Strukturen, die unter Beibehaltung der jeweiligen Identitäten noch ausgebaut werden müssen.
Claus Weyrauch: Bei 82% Zustimmung zur Fusionwird hier meines Erachtens nicht mehr viel Überzeugungsarbeit nötig sein. Für mich und meine Generation hat hierfür die Oberzentschule bereits die ersten Grundsteine gelegt.
Zur anstehenden Wahl kandieren 7 Ortsansässige für den Bürgermeisterposten, rund 120 Bürger für das Stadtparlament und etwa 160 Kandidaten möchten in den Ortsbeiräten mitwirken. In Summe macht das rund 4 Prozent der Wahlberechtigten aus, die hier mitmachen möchten.
Ich glaube, in der gesamten Oberzent eine Mit-mach-Mentalität auszumachen, die mich stolz macht und mir das Gefühl gibt, mit meiner Kandidatur den richtigen Weg einzuschlagen.
In der Vergangenheit war die Bereitschaft sich in der Kommunalpolitik zu engagieren eher verhalten. Das hat sich mit der Fusion komplett verändert. Mitmachen will man nur, wenn man von der Sache überzeugt ist.
Also bin ich der Meinung, dass die Menschen der Oberzent bereits weitestgehend zusammengeführt sind. Viel wichtiger und spannender wird es sein, dieses starke Licht der Mit-mach-Mentalität am Leuchten zu halten.
Basis dieser Bewegung macht für mich unser Vereinswesen aus. Wo gibt es das denn sonst noch in Deutschland, dass sich zum Beispiel Freiwillige in einem Förderverein zusammenschließen, um mit jährlich etwa 1.000 Arbeitsstunden die Herrichtung und den Betrieb eines einmaligen Waldschwimmbades sicherzustellen oder die vor Ort größten Vereine sich zusammentun, um die stadteigene Sporthalle weitestgehend in Eigenleistung zu erneuern und zu renovieren.
Stadt- oder Kreiseigene Grundstücke und Gebäude müssen deshalb für unsere Vereine mietfrei nutzbar sein. Eine umfassende und neue Vereinsförderung ist zu erarbeiten.
Christian Kehrer: Die Menschen sind bereits über Jahre hinweg zusammengerückt. In diesem Jahr feiern wir 50 Jahre Oberzent Schule – ein gutes Beispiel des Zusammenwachsens.
In einer Vielzahl von gemeinsamen Vereinen und Organisationen engagieren sich Menschen aus vielen Stadtteilen. Ein Bürgermeister muss dies weiterhin begleiten mit gutem Beispiel vorangehen und alle gleichbehandeln.
8: Wie soll der Tourismus nach Ihren Vorstellungen wirksam gefördert, und das gastronomische Angebot in den einzelnen Stadtteilen verbessert werden?
Thomas Ihrig: Hier haben wir sehr unterschiedliche Situationen in der Stadt. Aufgabe der Stadt Oberzent wird es sein, auch hier alle Akteure, die auf diesem Feld tätig sind, in die weiteren Planungen einzubinden. Aktionen, die nicht gemeinsam angegangen werden, sind zum Scheitern verurteilt!
Im Rahmen dieser Diskussionen muss festgestellt werden, wo und wie die Stadt sinnvoll aktiv wird, um die touristische Seite unserer Stadt zu stärken.
Andreas Krauch: Gesundheitstourissmus ist mein Stichwort: Angebote die es hier schon gibt unterstützen und ausbauen helfen. Dazu der Marbachstausee der Eutersee, der Bikepark in Beerfelden, die Wander- und Fahrradwege, die Freibäder…alles gute Ansätze um Mehr daraus zu machen.
Privatinitiativen welche die genannten Bereiche ausbauen wollen, werden von mir voll unterstützt. In Zusammenarbeit mit dem Parlament der Stadt Oberzent werde ich helfen wo immer es erforderlich ist: Ob bei der Planung oder finanziellen Beteiligung ..die neue Stadtverwaltung wird selbstverständlich beim Ausbau der Tourismus Region Oberzent mit entwickeln und helfen.
Das geplante Golfhotel in Hetzbach biete die Chance als Initialzünder zur Wiederbelebung von Gastronomie und Beherbergung in großen Teilen der Stadt Oberzent zu dienen. Unsere schöne Natur und die Ruhe zu vermarkten können in dem einen Satz zusammengefasst werden: In unserer Ruhe liegt unsere Chance und Kraft.
Ein schlüssiges Marketing Konzept für die Stadt Oberzent muss Investoren reizen in Gastronomie und Beherbung Geld zu investieren.
Oliver von Falkenburg: Um Tourismus wirksam zu fördern, muss sowohl das städtische als auch das Angebot aus privater Hand wachsen und verbessert werden. Ziel muss die Entwicklung eines Tourismus-Konzepts und die Akquise von Fördermitteln für dieses sein.
Die Stadt muss in Zukunft eine koordinierende Funktion zwischen Hoteliers, Ferienwohnungseigentümern, Gastwirten, Sportstättenbetreibern und allen übrigen Beteiligten sein. Nur dann kann und wird uns ein bezahlbares und effektives Tourismus-Marketing auf überregionaler Ebene gelingen.
Thomas Väth: Der Tourismus und das Gaststättengewerbe müssen gefördert werden. Damit Gäste nicht vor verschlossenen Türen stehen, müssen sich die Betriebe abstimmen.
Eine gemeinsame Informationsplattform für den Touristen in der Oberzent, vor allem auch digital muss geschaffen werden. Spezielle Touristische Interessen müssen erkannt und bedient werden wie z.B. Wanderreiten, E- Biking, Geocaching.
Gemeinsame Aktionen mit Gutscheinen, Spezialitätenwochen müssen die Touristen an die Oberzent binden.
Langfristig muss überregional die gesamte Region Odenwald als Ferienregion dargestellt und beworben werden. Dies muss über Kreis- und Ländergrenzen übergreifend mit einheitlichem Auftreten geschehen.
Erik Kadesch: Wir müssen insbesondere unsere „Leuchttürme“ besser herausstellen, damit sich die Synergien auch verteilen. Der Bikepark Beerfelden ist eine zwischenzeitlich bundesweit bekannte Einrichtung mit einem sehr guten Ruf, aber nicht alle Oberzenter haben diese Einrichtung und deren Stellenwert im Fokus.
Es gilt, das Interesse in der breiten Öffentlichkeit, vor allem in den Medien, insbesondere im Zuge der überregional derzeit beachteten freiwilligen Fusion zu nutzen um die schöne Region Oberzent bekannter zu machen.
Dies wird jedoch nur funktionieren, wenn die Bürgerinnen und Bürger zusammen und parteiübergreifend in der Stadt Oberzent diese Möglichkeit erkennen und jeder seinen Teil dazu beiträgt.
Claus Weyrauch: Für den Tourismus liegt ein Konzept bereits in den Schubläden. Die Sensbacher Höhe ist baurechtlich bereits als Freizeitgelände deklariert. Mit dem Bikepark und dem winterlichen Skiliftbetrieb befindet sich bereits ein Besuchermagnet vor Ort, der p.a. rund 15.000 Gäste in die Oberzent bringt.
Mit der weiteren touristischen Entwicklung der Sensbacher Höhe ist u.a. die Errichtung einer Fly-Line-Anlage vorgesehen. Aussichtsturm, Camperstellplätze, Berghüttengastronomie, Schaukel-Erlebnispfad und Niedrigseilgarten könnten weitere Attraktionen sein.
„Move in nature“ kann als Leitthema für dieses Konzept dienen, weil es dem Besucher, das Laufen, Radeln, Fliegen und Schaukeln in wunderbarer Natur ermöglicht. Mit der Planung eines Radwegenetzes soll das touristische Konzept in die Gesamtfläche der Oberzent getragen werden.
Hier sind 4 Rundwege (Hesseneck, Sensbach, Rothenberg und Beerfelden) vorgesehen, die mit Unterstützung des Geo-Naturparks Bergstraße Odenwald realisiert werden. Mit Querverbindungen sollen die Rundwege verbunden werden, damit als große Runde „Das Band der Oberzent“ entsteht.
Die Radwege sollen möglichst alle Sehenswürdigkeiten und vorhandene Gastronomiebetriebe verbinden. Da auch beide Badeseen touristisch ertüchtigt werden, werden diese – wie auch die Schwimmbäder - mit den Radwegen anfahrbar sein.
Weil die Liftanlage in die Jahre gekommen ist und ersetzt werden muss, ist jetzt der richtige Zeitpunkt touristische Entwicklung anzuschieben. Nur durch Stärkung der Nachfrage kann unser gastronomisches Angebot gefördert werden. Gute Gastronomie ist auch ein wertvolles Stück Lebensqualität für Einheimische.
Nicht zuletzt ist es ein weiterer Ansatz die o.a. Mit-mach-Mentalität der Oberzentbürger nicht nur für die Gewinnung von Neubürgern, sondern auch im Tourismus zu nutzen. Falls zum Beispiel die Vereine bereit sind, ihre Arbeit für Nichtmitglieder oder Gäste zu öffnen.
Kann man als „Mit-mach-Region Oberzent“ auch Urlaubsgäste einladen, um z.B. am Mutter-Kind-Turnen als Schlechtwetteralternative teilzunehmen. Solche Mit-mach-Angebote können über App-Technik veröffentlicht werden. Anzahl und Annahme solcher Mit-mach-Angebote der Vereine kann auch in die Vereinsförderung mit einfließen.
Christian Kehrer: Eine Stadt kann den Tourismus fördern und begleiten. Entscheidend sind aber die Akteure vor Ort, die hier Dienstleistungen und Produkte anbieten. Nur gemeinsam mit ihnen können Konzepte erarbeitet werden.
9.: Welchen Plan haben Sie, angesichts eines unwirksamen und damit fehlenden Flächennutzungsplans die Verspargelung der Odenwälder Naturlandschaft durch Windkraftanlagen im Bereich Oberzent zu begrenzen, bzw. möglicherweise zu verhindern?
Thomas Ihrig: Nach meiner Auffassung führt Windkraftnutzung im Odenwald zur Landschaftszerstörung! Die Stadt muss zur Vermeidung weiterer Standorte über die bereits zahlreich auf den Odenwaldhöhen im Nachbarkreis Bergstraße gebauten Parks hinaus alles tun, um einen weiteren Zuwachs zu verhindern.
Hierzu muss sie auch Antragsunterlagen und mögliche Genehmigungsbescheide genau (auch mit externem Fachwissen) prüfen und, soweit möglich, rechtlich dagegen vorgehen.
Andreas Krauch: Da werden Sie von mir nicht’s anderes hören als ein klares NEIN….Es wird keine Chance für eine vielfältige Entwicklung der Stadt Oberzent geben wenn wir Windräder an den jetzt diskutierten Standorten zulassen.
Auch an anderen Standorten in den Wäldern von Oberzent haben diese unsinnigen Industrieanlagen nichts zu suchen. Durch die Wind Industrieanlagen wird kein einziger Arbeitsplatz in der Stadt Oberzent entstehen. Im Gegenteil: ..es werden Arbeitsplätze im Tourismus vernichtet werden.
Oberzent wird mit mir zur >Windkraft freien Zone< erklärt.
Wer immer noch das Gute in einem 245 Meter hohen Windrad sieht dem rate ich an einen der vielen Orte in Deutschland zu fahren welche von Windrädern eingekreist worden sind. Verlassen Sie sich nicht auf Aussagen des Verbandes der Windindustrie …oder anderen Lobbyverbänden, sprechen sie mit den Leuten vor Ort.
Es gibt mittlerweile zig Bürgerinitiativen in Deutschland die Millionen von Bürgern hinter sich wissen….ich selber informiere mich schon seit fast fünf Jahren zu diesem Thema.
In zahlreichen Vorträgen haben wir von der Initiative Gegenwind Beerfelden Rothenberg viele Bürger aus dem Gebiet der neuen Stadt Oberzent über Zusammenhänge und Hintergründe informiert. Viele Bürger aus unserem Wahlkreis haben uns mit ihrer Hilfe unterstützt.
Aber bleiben wir Realistisch. Eines ist für mich als Bürgermeisterkandidat sicher: Auch wenn ich nicht die meisten Stimmen bekommen sollte…einen persönlichen Sieg habe ich jetzt schon sicher. Bis auf einen Bürgermeisterkandidat haben sich nämlich alle Anderen Mitstreiter GEGEN die WINDKRAFT in DER OBERZENT ausgesprochen.
Die über die Bürgerinitiativen gut informierten Oberzent-Bürger und der damit gestiegene gesellschaftliche Druck hat wesentlich dazu beigetragen, dass das Thema Windkraft in der Oberzent von keinem umgangen werden konnte.
Politischen Druck aufzubauen war für mich fünf Jahre lang Arbeit und Ziel mit der Bürgerinitiative-Gegenwind zusammen …ich danke allen die mich bis zum heutigen Tag unterstützt haben, - damit meine ich auch die noch junge >Auch Anti-Windkraft-Partei< FDP Oberzent.
Oliver von Falkenburg: Der angestrebte Flächennutzungsplan ist für mich in keinem Fall erstrebenswert. Wir müssen das Stadtgebiet von Oberzent und damit unsere unberührten Naturlandschaften völlig von Windkraftanlagen freihalten.
Deswegen möchte ich mich gemeinsam mit meiner Partei, der CDU, in der Stadtverordnetenversammlung dafür einsetzen, dass Wegerechte, wo sie von Projektieren benötigt werden, verweigert und Gestattungsverträge erst gar nicht geschlossen werden.
Im Gegensatz zu den Behauptungen einiger lässt sich auch auf kommunaler Ebene aktiv etwas erreichen, wenn man den Projektierern mit allen Mitteln das Vorantreiben ihrer Projekte so schwer wie möglich macht.
Jedem muss klar sein, dass der Ausbau der Windkraft in unserer Stadt ein Anschlag auf unser touristisches Kapital, die wunderschöne Natur bei uns, ist. Wir müssen uns keine Gedanken über erfolgreiche Tourismusförderung machen, wenn wir einknicken und die Zerstörung unserer Landschaft zulassen.
Thomas Väth: Die Planungs- und Genehmigungskompetenz für Windkraftanlagen liegen nicht beim Bürgermeister, sondern bei der Regionalversammlung und dem Regierungspräsidium. Mir bleibt das Vorbringen sachlicher Argumente und das Darstellen von Alternativen.
Artenschutz und Landschaftsbild sprechen gegen diese Anlagen. Stattdessen Klimaschutz durch Modernisierung des Altbaubestandes und Ausbau der Photovoltaik. Wir in der Oberzent müssen gemeinsam Klimaschutz Ziele erreichen wollen.
Wir dürfen uns nicht gegenseitig durch Anfeindungen und Streit blockieren.
Erik Kadesch: Der Wald ist unser Aushängeschild. Diesen gilt es, soweit es in unserer kommunalpolitischen Macht steht, zu verteidigen und mit allen legalen Mitteln von Windindustrieanlagen frei zu halten.
Claus Weyrauch: Nun leider sind die kommunalen Möglichkeiten eingeschränkt. Als erstes muss der städtische Wald (immerhin rund ein Viertel der Waldfläche in der Oberzent) WKA-freie Zone bleiben.
Ob es an anderen Standorten möglich sein wird, durch die erforderliche Zufuhr über Wege im städtischen Besitz oder entsprechende Kabeltrassen genügend Einfluss ausüben zu können, um den Bau der Anlagen verhindern zu können, bleibt abzuwarten und ist vom Einzelfall abhängig.
Generell sollte mehr Druck über den Städte- und Gemeindebund ausgeübt werden, um auf die aktuelle Gesetzgebung (speziell § 35 BauGB) einzuwirken. Dieser Paragraph regelt momentan, dass bei Einigung von Betreiber und Grundstückseigentümer ein Bauantrag gestellt werden kann.
Hier würde ich mir den Zusatz „...mit Zustimmung der Kommune...“ wünschen. Wie in den vorgelagerten Fragen dargestellt, würde die weitere Verspargelung unserer Landschaft meinem Gesamtansatz völlig entgegenwirken.
Die frischfusionierte Oberzent mit angestrebter Gesundheitsversorgung und Tourismuskonzept soll für Bund und Land als Muster und Blaupause dienen. Das wird langfristig nur möglich sein, wenn wir eine entsprechende Entwicklung nehmen können.
Deshalb möchte ich keine weiteren WKA in unserer Heimat! Windkraft nur da, wo der Schaden für Natur, Landschaft und die Lebensqualität der Menschen überschaubar bleibt.
Christian Kehrer: Hier müssen wir alle an einem Strang ziehen. Nur mit vereinten Kräften kann es gelingen Windkraftanlagen im Odenwald zu stoppen. Die Kommunalpolitik muss bereit sein alle rechtlichen Mittel auszuschöpfen.
10.: Wo sehen Sie den idealen Standort für das neue Gesundheitsversorgungszentrum Oberzent und in welchem Zeitrahmen wollen Sie das Projekt umgesetzt wissen?
Thomas Ihrig: Für mich muss das Gesundheitsversorgungszentrum in Beerfelden so zentrumsnah wie möglich angesiedelt werden, um eine Wiederbelebung der schon von viel Leerstand geprägten Innenstadt zu erreichen. Hierdurch können vielleicht auch andere Akteure für Investitionen dort gewonnen werden.
Vorstellbar ist eine Realisierung für mich im ehemaligen „Felsenkeller“, der sich im Privateigentum befindet. Dort müssen die Voraussetzungen jedoch noch geprüft werden. Auch andere Leerstände könnten eine Rolle spielen.
Die Frage der Form und des Umfangs der Beteiligung der Stadt an diesem Projekt ist ebenfalls noch zu klären. Hierzu brauchen die politisch Verantwortlichen verlässliche Zahlen und Entscheidungsgrundlagen. Die Umsetzung müsste in 2 bis 3 Jahren erfolgen.
Andreas Krauch: Der Standort für ein neues Gesundheitsvorsorgezentrum muss eine Symbiose zwischen Innenstadtbelebung, Erreichbarkeit und einer für die neue Stadt Oberzent bezahlbaren Lösung erfüllen. Ich bevorzuge einen Bau welcher mit der Aufgabe wachsen kann ohne das er den laufenden Betrieb dabei stört. Stichwort: Modulbauweise. Jeder der zur Zeit diskutierten Standorte hat ein bisschen von allem aber keiner der Standorte hat alles zusammen.
Die Räume im jetzigen GVZ sind im sogenannten Breimer Gebäude für zwei Jahre angemietet. Danach soll eine neue Idee umgesetzt und bezugsfertig sein.
Oliver von Falkenburg: Ich sehe einen teuren Neubau, der den Haushalt über viele Jahre unter anderem durch eine Leerstandshaftung belasten soll, sehr kritisch. Auch die innerstädtischen Bauruinen in Beerfelden, wie zum Beispiel das Schmucker-Gebäude, lehne ich wegen fehlender Parkmöglichkeiten und hoher Kosten ab.
Aus meiner Sicht sollten wir am jetzigen Zentrum im Breimer-Gebäude zunächst Bedarfszahlen erheben und prüfen, wie wir diesen Standort weiterentwickeln können.
Er bietet ausreichend Parkplätze, eine nahegelegene Bushaltestelle und im Notfall Platz für einen Rettungshubschrauber, um zu landen. In einer Flächenstadt wie Oberzent muss Gesundheitsversorgung dezentral als Netzwerk und nicht in einem Leuchtturmprojekt gedacht werden.
Thomas Väth: Im Kern des Stadtteils Beerfelden durch Abriss von alten Gebäuden oder kompletter Sanierung bestehender Gebäude.
Wenn die Zwischenlösung des GVZ bei Breimer sich bewährt, ist die Qualität und Kostenoptimierung des endgültigen GVZ mir wichtiger als ein unbedingtes Einhalten der Fertigstellung bis Ende 2020.
Erik Kadesch: Hier kann es nur eine zentrumsnahe Lösung in Beerfelden geben, um die Innenstadt wieder zu beleben und zu einem attraktiven und mit Leben erfüllten Stadtkern zurückzuführen. Optionen dazu sind vorhanden, die es zu prüfen gilt.
Claus Weyrauch: Ein gesamtplanerisches Stadtentwicklungskonzept ist unabdingbar für die Standortfindung: Parkflächen, Verkehrsfluss, ÖPNV-Anbindung, Geländetopographie und natürlich die Kosten sind hier zu beachten. Begrüßenswert wäre in diesem Zusammenhang privatwirtschaftliches Engagement, um das wirtschaftliche Risiko für die Kommune zu vermindern.
Die Finanzierungsfrage ist fast noch wichtiger als die Standortfrage. Für mich ist zunächst zu klären, ob die Stadt tatsächlich als Generalmieter oder eben als Bauherr auftreten soll.
Bei dem aktuellen Zinsniveau macht es für mich wenig Sinn, das volle Vermietungsrisiko zu tragen, ohne wirtschaftliches Eigentum zu erwerben. Erst die Entscheidung hin zur Bauherrenschaft, ermöglicht es sinnvollerer Finanzierungsalternativen anzudenken und Privatinvestoren zu beteiligen.
Wenn es den einen Großinvestor nicht gibt, dann kann es vielleicht eine „Mit-mach-Finanzierung“ darstellen. Ein Förderverein, ein Crowd-Funding-Projekt oder eine objektbezogene Firmengründung (Genossenschaft, KG etc.) können Ansätze sein, um mehrere Privatinvestoren zu bündeln.
Der Privatinvestor zieht aus seinem Engagement doppelten Nutzen. Er erhält eine Verzinsung für sein eingesetztes Kapital und erfährt Anerkennung als Förderer eines gemeinnützigen Projektes.
Da man noch immer nicht in Entscheidungsprozesse eingelenkt hat, wird eine Umsetzung noch auf sich warten lassen. Im Falle meiner Wahl, werde ich die nötigen Entscheidungen einleiten. Sollten dann entsprechende Mehrheiten die entsprechenden Entscheidungen mittragen, erscheint mir die Realisierung bis zum Bezug des Objektes mittelfristig möglich.
Christian Kehrer: Ich denke die Standortfrage wurde leider noch nie umfassend betrachtet. Meines Erachtens muss ein Umbau oder Neubau in der Nähe des Zentrums in Beerfelden erfolgen.
Ein Beitrag zur Innenstadtbelebung und viele weitere Faktoren (Zu-, Abfahrts-, Parkmöglichkeiten, topographische Gegebenheiten und insbesondere auch das Investitionsvolumen) werden hier entscheidend sein. In 2 bis 3 Jahren müsste das Projekt umgesetzt sein.
11.: Eigene Anmerkungen
Thomas Ihrig: keine
Andreas Krauch: Vielen Dank, dass ich die Möglichkeit habe bei Ihnen meine Standpunkte zu vertreten.
Oliver von Falkenburg: keine
Thomas Väth: Unsere Oberzent ist keine Rennstrecke! Einzelne Motorradfahrer belästigen unsere Mitbürger*innen durch viel zu laute Maschinen und Raserei. Das ist für alle gefährlich und so nicht mehr hinnehmbar. Es müssen Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt werden, gerade auch an Wochenenden.
Die neue Stadt, unsere Oberzent, der grüne Riese in Südhessen. Ich verbinde damit ein starkes Bild. Gemeinsam mit neuen Ideen in eine erfolgreiche Zukunft.
Erik Kadesch: Ich möchte alle Wählerinnen und Wähler dazu aufrufen, am kommenden Sonntag an der Kommunalwahl und besonders der Bürgermeisterwahl teilzunehmen und sie bitten ihr demokratisches Recht, die Zukunft der Stadt mitzugestalten, wahrzunehmen.
Claus Weyrauch: Um die großen Aufgaben der Zukunft gemeinsam anzugehen, muss die Zusammenarbeit in den Gremien optimiert werden.
Ich wünsche mir sachliche, zielgerichtete Diskussionen ohne parteipolitisch motivierte Unstimmigkeiten. Die Entscheidungsprozesse müssen beschleunigt werden. Das Mitwirken von Parlamentariern und Bereichsspezialisten bereits beim Erarbeiten von Beschlussvorlagen wird dies unterstützen.
Dann müssen die getroffenen Beschlüsse zügig umgesetzt werden. Langwierige Entscheidungs- und Umsetzungsprozesse haben in der Vergangenheit dazu geführt, dass Bürger und Kommunalpolitiker teilweise frustriert wurden und politikverdrossen reagierten.
Genau das darf nicht geschehen. Um das Feuer der Mit-mach-Mentalität am Brennen zu halten, muss gemeinsam, zielgerichtet und schnell agiert werden.
Christian Kehrer: Nur gemeinsam werden wir unsere Stadt voranbringen.