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Dorftreff Olfen schwelgt in Erinnerungen

Besucher lauschten beim jüngsten Dorftreff in Olfen gespannt den Ausführungen.

Johann Heim (rechts) mit Ilse und Erich Süßner beim Musizieren.

Otto-Heinrich Sattler (links) und Jürgen Frank beim Olfener Dorftreff Ende August.

Spaß und Freude hatten die Besucher des Olfener Dorftreffs im Gasthaus "Zum Spälterwald".

OLFEN. - Mit dem Motto „Mer gedenkt’s noch“ forderte der Dorftreff Olfen im vollbesetzten Gasthaus „Zum Spälterwald“ seine Besucher auf, mit auf eine Zeitreise zu gehen.

Den Reigen eröffnete das Beerfelder Urgestein Otto Sattler vom ehemaligen „Schwanen“ mit einem Spaziergang durch die alten Ortsnamen und ihre Ursprünge.

Die interessierten Zuhörer erfuhren etwas über die Ursprünge der geläufigen Bezeichnungen „Metzkeil“, die „Hofwiese“ und das „Kitzloch“.

Dem Gang durch die Erinnerung schlossen sich Johann Heim aus Stockheim und Ilse und Erich Süßner aus Bad König an, wechselnd mit witzigen Vorträgen, alten Volksliedern und Musik auf der Harmonika.

Dabei erinnerten sie an Essen und Trinken in früheren Zeiten mit ausgefallenen Rezepten von damals. Kaum jemand kannte noch „Semmede“ aus Buchweizenmehl, auch Heidekorn genannt, die man einst zu Dickmilch gegessen hat und die schwer im Magen lagen.

Johann Heim hatte als ehemaliger Gemeinderechner gute Erinnerungen an die damaligen ehrenamtlichen Bürgermeister, die nebenbei noch ein Handwerk und eine Landwirtschaft betrieben und ihre Entscheidungen oftmals nicht an den Paragrafen ausgerichtet sondern mit dem „gesunden Menschenverstand“ trafen.

Das war in den Notzeiten der Nachkriegsjahre besonders wichtig, weil die Landbevölkerung sich zwar mit ihren Ernten aus den Gärten gut selbst versorgen konnte, aber auch die Ausgebomten und Flüchtlinge aufnehmen mussten.

In diesen Zeiten war die Beschaffung von Baumaterial und Maschinen sehr schwierig für die Maßnahmen im Eigenbau. Es herrschte Tauschhandel mit Naturalien wie Mehl und Butter und häufig der „Zigarettenwährung“.

Lebensmittel waren rationiert und gab es auf Lebensmittelmarken und Bezugsscheine. Vielfach wurden Tabakpflanzen im Garten angebaut und als „Scheierbambel“ an den Scheunentoren für den alsbaldigen Verbrauch getrocknet.

Erinnert wurde auch an die kleinen Kolonialwarenlädchen, in denen nichts abgepackt war und alles aus Säcken und Behältnissen in Spitztüten abgefüllt und gewogen werden musste. Da standen das Heringsfaß neben der Theke und die „Gutselgläser“ mit Drops und Lutscher griffbereit für die Kinder.

Neben der Landwirtschaft der Hofbauern mit ihren Mägden, Knechten und Tagelöhnern, stand neben der knochenharten Feldarbeit vom Frühjahr bis zum Herbst auch die Waldarbeit mit Holzfällen auf der Tagesordnung im Jahreslauf. Im Dorf gab es Handwerker wie Schmiede und Wagner bei denen die Kinder immer etwas zu beobachten hatten.

Mühevoll war die Einbringung der Heuernte in der Scheune bis hinauf in die „Schließe“, die nur über eine senkrechte Leiter erreicht werden konnte.

Im Herbst kam die Dreschmaschine ins Dorf mit dem Antriebswagen für die Technik, wobei viele trockene Kehlen der Helfer im Staub fleißig gelöscht werden mussten.

In den Tagesabläufen der Landwirte und ihrer Helfer gab es keine „Verschnaufpause“. Lediglich das zweite Frühstück, das Mittagessen und der Kaffee vor dem Abendläuten der Schulglocke waren willkommene Unterbrechungen.

Fröhlich ging es meistens beim Schlachtfest zu, weil damals fast alle Familien Schlachtschweine gemästet hatten und der Kartoffelanbau zu einem großen Teil mit seinen „Saukartoffeln“ seine Verwendung im Trog der Borstentiere fand.

Die Kinder bekamen aus dem Brei für die Blutwurst ein Würstchen auf der Backe angemessen. Sie mussten zum Schluss des Schlachttages in der Kanne die Wurstsuppe mit zwei kleinen Würstchen in der Nachbarschaft austragen, wenn das frische Weltfleisch und der Schweinepfeffer genussvoll verzehrt waren wobei der Hausschlachtungsmetzger oftmals ein Käsebrot vorzog.

Ilse Süßner hatte Liedblätter verteilt und Erich Süßner begleidete auf der Harmonika die alten Volkslieder, bei der die „Scholze Gret“ nicht fehlen durfte.

Die Besucher, die wieder aus dem ganzen Odenwald und aus dem Neckartal gekommen waren bedankten sich mit viel Applaus und brachten den Wunsch zu einer Fortsetzung im kommenden Jahr zum Ausdruck.

Vereinsvorsitzender Horst Schnur bedankte sich bei den mitwirkenden mit einem essbaren Honorar aus der Hausmetzgerei „Spälterwald“.

Beim nächsten Dorftreff am letzten Dienstag im September (24.09.) geht es auf eine außergewöhnliche Reise nach Venedig.