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Notfallseelsorge: „Eine sehr erfüllende Arbeit“

Notfallseelsorge - ein Symbolfoto. Quelle: fundus-medien.de

ODENWALDKREIS / ERBACH. - Im Herbst 1999 wurde die Notfallseelsorge und Krisenintervention Odenwaldkreis gegründet – vor nunmehr genau 25 Jahren. Nach und nach wurden bundesweit solche Hilfesysteme als Teil der Rettungskette ins Leben gerufen.

Zwei große Unglücke – 1988 die Katastrophe bei der Flugschau in Ramstein und zehn Jahre später die ICE-Katastrophe von Eschede – hatten gezeigt, dass neben Feuerwehr und Rettungsdiensten auch Hilfe für die seelische Betreuung Verletzter, Angehöriger und der vor Ort eingesetzten Berufsgruppen benötigt wurde.

Die Trägerschaft im Odenwaldkreis übernahmen das damalige Evangelische Dekanat Erbach (heute Dekanat Odenwald) und das Deutsche Rote Kreuz Kreisverband Odenwaldkreis. Erster Leiter der Notfallseelsorge und Krisenintervention Odenwaldkreis war Pfarrer Micha-Steffen Stracke.

2004 übernahm Pfarrerin Annette Herrmann-Winter dieses Amt, das sie sechzehn Jahre später an Pfarrer Heiko Ruff-Kapraun weitergab.

Mit dessen Ausscheiden aus dem Dienst in den Ruhestand ging eine Neustrukturierung einher: Seit 2002 liegt die Hauptverantwortung beim DRK, das eine halbe Stelle für die Leitung zur Verfügung stellt. Diese hat im März dieses Jahres Ulrike Klose von Lena Raubach übernommen.

Außerdem sind mit im Leitungsteam Julia Kratz vonseiten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und Volkmar Raabe als Beauftragter der Bistums Mainz – beide ebenfalls mit Teilzeitstellen.

Administrative Arbeit wird im Dekanatsbüro des Evangelischen Dekanats Odenwald geleistet, das zusammen mit dem DRK weiterhin als Träger fungiert.

Alarmiert wird die Notfallseelsorge in der Regel ĂĽber die Leitstelle des Odenwaldkreises in Erbach. Rufbereit sind die Ehrenamtlichen im Team rund um die Uhr an allen Tagen des Jahres.

„Das ist nur möglich, weil alle unsere knapp 30 Teammitglieder die Verpflichtung eingehen, 50 Stunden Bereitschaftsdienst pro Monat zu leisten“, erklärt Ulrike Klose. Sie tragen sich dazu in einen Dienstplan ein, der im Idealfall keine Lücken aufweist; wenn doch, hilft ein Hintergrunddienst weiter.

Wann ein Einsatzalarm kommt, weiß man freilich nie. „Grundsätzlich gehen wir immer zu zweit in einen Einsatz“, sagt Volkmar Raabe. Das ermöglicht, sich vor Ort bei Bedarf aufzuteilen und gibt auch eine gewisse Sicherheit, gerade wenn jemand noch neu im Team ist.

Denn schließlich ist diese Aufgabe alles andere als leicht. „Toll, dass Ihr das macht, ich könnte das nicht“ – das bekommen die Notfallseelsorger immer wieder mal zu hören. Von einer „sehr erfüllenden Arbeit“ spricht Ulrike Klose.

Einsatzgründe sind etwa häusliche Todesfälle, auch bei Suiziden, alarmiert wird auch für das Überbringen von Todesnachrichten zusammen mit der Polizei, manchmal auch bei Verkehrsunfällen oder bei Bränden.

Wer sich dieser Arbeit als Ehrenamtlicher stellt, ist dafĂĽr gut vorbereitet: 120 Stunden umfasst die Ausbildung. Wenigstens eine Fortbildung pro Jahr ist ebenfalls vorgeschrieben.

Das Mindestalter ist 26 Jahre; „es ist wichtig, eine gewisse Lebenserfahrung und Festigung mitzubringen“, erklärt dazu Volkmar Raabe. Die evangelische und die katholische Kirche finanzieren die Ausbildung; wichtige finanzielle Unterstützung leistet ein 2006 gegründeter Förderverein.

Die Teammitglieder kommen aus ganz unterschiedlichen Berufen und bringen entsprechend verschiedene Vorerfahrungen und Begabungen mit ein.

„Die meisten von ihnen hatten in ihrer Biografie schon einmal mit dem Thema zu tun“, erklärt Ulrike Klose – etwa durch den Suizid eines Angehörigen oder Freundes oder durch einen plötzlichen Unfalltod.

Betreut werden nicht nur Angehörige Verstorbener, vielmehr gilt das Angebot auch für die Rettungskräfte – Sanitäter etwa oder Feuerwehrleute. „Unsere Arbeit ist mit den Jahren bei der Bevölkerung und den Rettungsdiensten angekommen“, weiß Volkmar Raabe.

2023 etwa waren es gut 70 Einsätze, zu denen die Notfallseelsorge und Krisenintervention im Odenwaldkreis gerufen wurde. Dies ist mit den Jahren mehr geworden, weil mittlerweile bekannter – und geschätzt – ist, dass es diese Hilfseinrichtung gibt.

Gefeiert wird das Vierteljahrhundert des Bestehens am Samstag, 14. September. Dann beginnt um 14.30 Uhr mit einem Sektempfang die Feier im katholischen Gemeindezentrum St. Sophia in Erbach. Gäste sind herzlich willkommen.

Auf dem Programm steht auch ein Vortrag mit Diskussionsrunde zum Thema Schuld mit der Erbacher Krankenhauspfarrerin Sabine Färber-Awischus und Chefarzt Dr. Max Ludwig vom Zentrum für Seelische Gesundheit in der Kreisstadt. Eine ökumenische Feier, die um 18 beginnt, beschließt den Tag.