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Schule am Limit

GEW und DGB kritisieren Unterrichtsausfall und schlechte Arbeitsbedingungen

ODENWALDKREIS. - Die Bildungspolitik in Hessen und die Schulsituation im Odenwaldkreis standen im Mittelpunkt eines Fachgesprächs des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) im Odenwaldkreis und den Mitgliedern der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) im Gesamtpersonalrat Bergstraße/Odenwald.

Tony Schwarz, Vorsitzender des Gesamtpersonalrats, kritisierte sehr deutlich fehlende Lehrerinnen- und Lehrerstellen, den zunehmenden Unterrichtsausfall, fachfremden Unterricht sowie die Überlastung vieler Lehrkräfte.

„Die Arbeitsverdichtung und Arbeitsbelastung der Lehrerinnen und Lehrer hat in den letzten Jahren massiv zugenommen. Das lässt sich sehr deutlich an den zahlreichen Überlastungsanzeigen vieler Kolleginnen und Kollegen aufgrund unbesetzter Stellen und dem Krankenstand ablesen.

Zusätzliche Aufgaben und fehlende Ressourcen führen dazu, dass zu wenig Zeit für die Schülerinnen und Schüler bleibt und die Schulen am äußersten Limit arbeiten. Es ist höchste Zeit für einen grundlegenden Kurswechsel in der hessischen Bildungspolitik“.

Schwarz stellte das 500-Millionen-Sofortprogramm der GEW für eine umfassende Bildungsoffensive vor. „Wir wollen den Lehrerinnen- und Lehrermangel beenden und die Arbeitsbedingungen an den hessischen Schulen durchgreifend verbessern. Das Sofortprogramm umzusetzen wäre hier ein erster Schritt in die richtige Richtung“.

Die GEW-Personalräte Holger Giebel und Dorothee Jeckel betonten: „Lehrerinnen und Lehrer haben gute Arbeitsbedingungen, Anerkennung und Wertschätzung verdient. Doch das ist von Seiten der CDU-geführten schwarzgrünen Landesregierung erkennbar nicht der Fall.

Daran hat auch die Regierungsbeteiligung der Grünen nichts geändert. Deshalb setzt sich die GEW mit Nachdruck für einen grundlegenden Kurswechsel in der hessischen Landespolitik ein. Dafür machen wir Druck - vor und nach der Landtagswahl am 28. Oktober“.

Personalrätin Angelika Lerch, Sprecherin der GEW Odenwaldkreis, machte deutlich: „Besonders im Grundschul- und Förderschulbereich fehlen uns ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer! Der Einsatz fachfremder Lehrpersonen, die schlechtere Bezahlung und Befristung in Kauf nehmen müssen, ist die Folge des miesen Personalmanagements der Landesregierung.

Hier ist es versäumt worden, genügend Ausbildungsmöglichkeiten für Referendare zu schaffen. Stattdessen nehmen die prekären Beschäftigungsverhältnisse in den Schulen zu. Die GEW kritisiert dies aufs Schärfste!“.

Den „Pakt für den Nachmittag“ mit Betreuungsangeboten durch meist tarifungebundene Träger und kaum ausgebildete Kräfte lehnt die GEW als „Mogelpackung“ ab: „Wir wollen den Ausbau echter Ganztagsschulen vorantreiben“.

Auch die inklusive Beschulung ist völlig unzureichend ausgestattet. „Durch die Neustrukturierung der inklusiven Schulbündnisse wird der schwarze Peter der Mangelversorgung einmal mehr nach unten weitergegeben. Leidtragende sind die Kinder und Jugendlichen, die letztlich zu wenig Unterstützung erhalten“. Hier fordert die GEW seit Jahren personell besser ausgestattete Schulen mit multiprofessionellen Teams.

DGB-Kreisvorsitzender Harald Staier und DGB-Regionssekretär Horst Raupp erklärten sich mit den Forderungen der GEW solidarisch: „Der DGB setzt sich für gute und kostenlose Bildung für alle ein, von der Kinderkrippe und der Kita über den Facharbeiter/innen- und Meisterbrief bis zur Uni“.

Der DGB fordert außerdem einen grundlegenden Kurswechsel in der Steuerpolitik: „Konzerngewinne, Spitzeneinkommen, große Vermögen und reiche Erbschaften müssen endlich angemessen besteuert werden.

Nur so kann der Staat in Bildung und andere wichtige Zukunftsaufgaben investieren und seine Aufgaben im Interesse der Bürgerinnen und Bürger erfüllen.

Die vielfältigen bildungspolitischen, sozialen und ökologischen Herausforderungen werden ganz sicher nicht dadurch gelöst, dass der Staat auf Einnahmen verzichtet und Konzerne, Reiche und Superreiche immer reicher werden. Es ist höchste Zeit für Verteilungsgerechtigkeit“.