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Kurios: Stadt Erbach hält sich nicht an eigenes „Konzept“

Auf diesem Gelände soll nach einem "Konzept" der Stadtverwaltung Erbach eine zentrale Notunterkunft für Obdachlose entstehen.

Mit den direkten Nachbarn, den Inhabern des Erbacher Tennishotels Leu, dem ...

... Vorstand des Erbacher Tennisclubs >Blau-Rot< und ...

... dem Inhaber eines Landmaschinenvertriebs wurde zuvor von städtischer Seite nicht gesprochen. Fotos: er

Städtische Planungen für eine >Zentrale Notunterkunft< in Erbach rufen heftigen Widerstand hervor

ERBACH. - Es ist etwa rund ein Jahrzehnt her, als die Stadt Erbach unter dem damaligen Bürgermeister Harald Buschmann Abschied nahm von den sogenannten Schlichtwohnungen, in denen Obdachlose in der Brunnenstraße untergebracht waren.

Dort wurden danach von einem Bauträger moderne Eigentumswohnungen errichtet.

Derweil wurden Obdachlose dezentral untergebracht um eine Ghettoisierung zu vermeiden und vorhandene soziale Brennpunkte zu beseitigen und neue erst gar nicht entstehen zu lassen, so das damalige als allgemein richtig erachtete städtische Konzept.

In einer der jüngeren Sitzungen der Erbacher Stadtverordneten wartete Bürgermeister Dr. Peter Traub mit einem neuen, von der Verwaltung erarbeiteten Konzept auf, weil die aktuelle Unterbringung Obdachloser in den Stadtteilen Günterfürst und Schönnen problembehaftet sei.

Gemäß diesem städtischen Konzept soll eine stadtnahe Obdachlosenunterkunft oder Notunterkunft entstehen. Dazu soll ein Grundstück an der Carl-Benz-Straße/Ecke Rudolf-Diesel-Straße langfristig zum monatlichen Preis von 800 Euro gepachtet werden.

Für den Sozialausschuss des Stadtparlaments verwies dessen Vorsitzender Horst Pilger darauf, dass man die Schlichtwohnungen nicht zuletzt deshalb abgerissen habe, weil das Zusammenleben „schwierig für Bewohner wie Anwohner gewesen“ sei.

Das aktuell von der Verwaltung erarbeitete Konzept lobte er als „gut“, während Bürgermeister Dr. Peter Traub ergänzte: „Wir haben viel Arbeit in dieses Grundkonzept investiert“, allein die Umsetzung sei sehr komplex.

Fachleute aus dem sozialpädagogischen Bereich kritisieren indes das städtische Konzept als eine „Aneinanderreihung von Internetrecherchen ohne jeglichen lokalen Bezug“.

Dies werde nicht zuletzt manifestiert mit der Tatsache, dass die Stadt Erbach im Zentrum des Odenwaldkreises mit der möglichen Umsetzung dieses „Konzepts“ ohne zum Beispiel eine Beteiligung der direkten Nachbarstadt Michelstadt eine Anlaufstelle für alle regionale Obdachlose schaffen würde und damit quasi ein Obdachlosen-Ghetto im Kreis entstehe.

Auch sei es ein absolutes >no go< einen solchen sozialpolitischen Brennpunkt zu schaffen ohne zuvor mit den unmittelbaren Nachbarn einer solchen Einrichtung gesprochen zu haben.

Verwaltungshandeln steht eigenem Konzept entgegen

Dies umso mehr, als das Konzept zur Integration der Wohnungslosen die Einbindung der unmittelbaren Nachbarn beinhalte und auf Probleme mit der jeweiligen Nachbarschaft hinweise. Vor diesem Hintergrund sei zu konstatieren, die Stadtverwaltung Erbach halte sich schon bei der Planung einer solchen Unterkunft nicht an das von ihr selbst präsentierte Konzept.

Dieses städtische Versäumnis bestätigten nach FACT-Recherchen sowohl die Inhaber des direkt dem Gelände für die geplante Obdachlosen-Einrichtung gegenüberliegenden Tennishotels Leu, die von städtischer Seite zuvor ebenso wenig informiert worden waren, wie der Vorstand des ebenfalls gegenüberliegenden Tennisclubs Blau-Rot Erbach und auch der Inhaber des direkt an das Gelände angrenzenden Landmaschinenbetriebs. 

TC-Vorsitzender und Hotelinhaber fühlen sich „überrumpelt“

Ulrich Schhwöbel, Vorsitzender des TC Blau-Rot Erbach, bestätigte auf FACT-Nachfrage, der Vorstand sei von städtischer Seite weder kontaktiert noch informiert worden über das Vorhaben.

Erst nach eigener Intervention sei es zu einem Gespräch mit Bürgermeister Dr. Peter Traub und der städtischen Hauptamtsleiterin Ute Marquardt gekommen, ohne dass dies jedoch zu einem Ergebnis geführt habe. Er sei von seinen Gesprächspartnern lediglich an den städtischen Sozialausschuss verwiesen worden.

Dessen nachfolgende Sitzung habe der TC-Vorstand mit mehreren Personen gemeinsam besucht, ohne jedoch auch hier zu einem konkreten Ergebnis zu gelangen, weil von diesem Gremium ebenfalls weiterer Informationsbedarf angemeldet worden sei.

Identisches berichtete auch der Inhaber des Erbacher Tennishotels, Jürgen Leu, der davon sprach von der Stadt Erbach im Dunkeln gelassen zu werden und über ein solch einschneidendes Vorhaben in den laufenden Hotelbetrieb nicht informiert worden zu sein. Damit sei man „unvermittelt überrumpelt worden“.