Extrembergsteiger Alexander Huber zu Gast in Erbach
Gemeinsame Vortragsveranstaltung der Sparkasse Odenwaldkreis und der Industrievereinigung Odenwaldkreis beleuchtet âAnalogie von Berg und BerufâODENWALDKREIS / ERBACH. - Was haben Berg und Beruf, vom Anfangsbuchstaben mal abgesehen, gemeinsam? Nicht der Berg ist es, den es zu bezwingen gelte, schickte der Extrembergsteiger Alexander Huber in der vollbesetzten Werner-Borchers-Halle seinem Vortrag voraus.
Gleich welche Höhe der Gigant vor ihm auch habe, stets gehe es darum, ehrfurchtsvoll zunÀchst davorzustehen und sich darauf zu konzentrieren, wie er am besten hinauf zum Gipfel steige und wieder heil herunterkomme.
Dem Berg sei dies einerlei, zu bezwingen gelte es immer nur das âinnere Ichâ, wie der prominente Gast aus Traunstein in Oberbayern betonte.
Damit war der temperamentvolle und lĂ€ssig gekleidete Mann mit dem schwarzen Vollbart und mit den zum Zopf gebundenen Haaren beim Titel seines Vortrags angekommen, der âAnalogie von Berg und Berufâ.
Doch bevor er von seinen Abenteuern in den Bergen berichtete und das Publikum atemberaubende Aufnahmen von den steilsten BergwÀnden der Welt zu sehen bekam, ergriff Karlheinz Ihrig von der gastgebenden Sparkasse Odenwaldkreis das Wort.
Dem Vorsitzenden des Vorstands war die Freude anzusehen, nach lĂ€ngerer Pause an die Tradition der gemeinsam mit der Industrievereinigung Odenwaldkreis (IVO) ausgerichteten GroĂveranstaltung anknĂŒpfen zu dĂŒrfen.
Nach zuletzt 2018 hieà Ihrig wieder rund 600 GÀste aus Politik, Wirtschaft, VerbÀnden und Interessenvertretungen, darunter auch aus der Rhein-Main-Metropole, willkommen.
Dazwischen lag auch das Jahr 2021, in dem die Sparkasse Odenwaldkreis 175 Jahre alt wurde. Wie alle wissen: kein Jahr, in dem solche AnlĂ€sse gebĂŒhrend gefeiert werden konnten. Also habe sein Haus einen anderen Weg gesucht und gefunden, um die Menschen in der Region an dem Ereignis teilhaben zu lassen.
Ihrig brachte in Erinnerung, dass zum JubilÀum das Kreditinstitut mit der Finanzierung der Elternakademie am Erbacher Gesundheitszentrum der Region ein Geschenk unterbreitet habe, das auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist.
Was die Sparkasse selbst betreffe, könne man trotz der Pandemie von einer âinsgesamt erfreulichen Entwicklungâ sprechen. Am Beispiel des gut nachgefragten digitalen Beratungscenters habe der technische Fortschritt seinen Beitrag dazu geleistet.
FĂŒr die IVO begrĂŒĂte der Vorsitzende Rudolf Burjanko mit dem Hinweis, dass diese im jĂ€hrlichen Wechsel mit beiden OdenwĂ€lder GeldhĂ€usern terminierte Vortragsveranstaltung mit einem prominenten Referenten zu den kulturellen Höhepunkten im Landkreis zĂ€hle.
Thomas und Alexander Huber nennen sich immer noch die âHuberbuamâ, wie das BrĂŒderduo in den Bergen und im ganzen Land sich einen Namen gemacht hat. Leidenschaftlich und authentisch erzĂ€hlte der Referent aus seinem Leben, seiner Kindheit auf dem Bauernhof und wie sein Bruder und er auf den Geschmack gekommen sind, ihr Hobby zum Beruf zu machen.
HierfĂŒr hat Alexander Huber sein 1997 erworbenes Diplom als Physiker zur Seite gelegt, um fortan als Berufsbergsteiger unterwegs zu sein. âWichtig ist es im Leben, sein Talent zu finden und daraus das Beste zu machen.
Wenn es aber nicht mit Begeisterung gelebt wird, nĂŒtzt die beste Performance nichts, um alles herauszuholen was gehtâ, schickte er den spannenden Bildern und ErzĂ€hlungen voraus, die seinen Bruder und ihn in schwindelerregenden Höhen, oft ohne Sicherung, zeigen.
Was so leicht, auch aus nĂ€chster NĂ€he, aussieht, ist Schwerstarbeit: Hier muss jeder Handgriff und FuĂtritt absolut sicher sitzen. Angetan hat es den BrĂŒdern, die etwa 1000 Meter lange Kletterroute âThe Noseâ am El Capitan im kalifornischen Yosemite-Tal, den die Huberbuam nach mehrmaligem Anlauf im Speed-Klettern verbesserten.
Dies gelang ihnen gleich zwei Mal binnen vier Tagen hintereinander; zuletzt am 8. Oktober 2007 in zwei Stunden, 45 Minuten und 45 Sekunden. Es komme stets auf den Moment an, die Konzentration und die Begeisterung, denn jeder Rekord sei nichts von Dauer, so auch dieser, sagte der heute 54jĂ€hrige staatlich geprĂŒfte Berg- und SkifĂŒhrer.
Zur Analogie und Fragen, ob in solchen Momenten nicht auch Angst mit im Spiel sei: âAngst ist die wichtigste Ăberlebensversicherung am Berg wie im Lebenâ, richtete der Referent mit ernster Miene seinen Appell an die Besucher, Angst nicht als Bedrohung, sondern als instinktiven Wegbegleiter zu verstehen, um Belastungssituationen Stand halten zu können.
Im Leben wie am Berg lassen sich auch RĂŒckschlĂ€ge und Fehler nicht absolut vermeiden. Auch solche Szenen gehörten dazu, als sein Bruder aus 30 Metern abstĂŒrzte, bevor das sichere Seil ihn vor dem Tod bewahrte. Sorgfalt bedeute, so Huber, nicht nur mit absoluter Konzentration jeden Griff und jeden Schritt zu nehmen, sondern auch die verlĂ€ssliche Funktion seiner AusrĂŒstung im Blick zu behalten.
Ob am Berg, im Leben oder im Beruf: âEs ist mitunter gefĂ€hrlich, mit fehlender Kompetenz unterwegs zu sein.â Was nicht heiĂen solle, sich nichts Neues zuzutrauen. âDas Leben ist ein Wagnisâ, so Hubers abschlieĂende Botschaft. âOhne Angst kein Mut und ohne Mut kein VorwĂ€rtskommen, lassen Sie sich darauf ein.â