Enttarnt: Keineswegs fĂŒhrten nur denkmalschutzrechtliche Vorgaben zur âStolperfalle mitten in der Stadtâ
Bauausschuss beschĂ€ftigt sich mit einem ĂWG-Antrag zur Herstellung einer begehbaren FlĂ€che zwischen den zwei MĂŒmlingbrĂŒcken und zur Verbesserung der Barrierefreiheit, mit dem Planungsfehler nachtrĂ€glich behoben werden sollenERBACH. - âWir waren zu vielen ZugestĂ€ndnissen bereit, aber die PlĂ€ne kamen von der Stadtâ, sagte Kristin Schubert.
Die in Erbach liierte ehemals bei der Planung und Sanierung des Erbacher Marktplatzes (2016 bis 2018) zustĂ€ndige Mitarbeiterin des Landesamtes fĂŒr Denkmalpflege in Wiesbaden rĂ€umte so mit den mehrfach vorgetragenen EinwĂ€nden des Erbacher Stadtbaumeisters Martin La Meir auf, der in der Planungs- und Entstehungsphase des Marktplatzes immer wieder argumentiert hatte, man habe sich ausschlieĂlich an die Vorgaben des Landesamts fĂŒr Denkmalpflege zu halten.
âHerstellung einer begehbaren FlĂ€che und Verbesserung der Barrierefreiheitâ
Aktuell war der Bauausschuss des Erbacher Stadtparlaments zusammen gekommen, um sich vor dem Hintergrund eines ĂWG-Antrags zur Verbesserung der unbefriedigenden bis teilweise unmöglichen Querung des Marktplatzes fĂŒr FuĂgĂ€nger wie insbesondere auch Menschen mit Behinderungen vor Ort einen Ăberblick zu verschaffen.
Konkret zielt der ĂWG-Antrag ab auf âHerstellung einer begehbaren FlĂ€che zwischen den zwei MĂŒmlingbrĂŒcken zur Verbesserung der Barrierefreiheitâ.
Massive Beschwerden aus der Bevölkerung
Zuvor war es zu massiven Beschwerden zahlreicher BĂŒrger gekommen, die Klage darĂŒber fĂŒhren, den Marktplatz nach seiner âSanierungâ nicht mehr unbeschwert ĂŒberqueren zu können.
Als einer der drastischsten Belege dazu dient das Faktum, dass einem Rollstuhlfahrer ein Vorderrad abbrach, als es in einer der breiten Fugen zwischen den Pflastersteinen hÀngen geblieben war.
Zu dem der Sitzung vorgeschalteten Ortstermin waren mit dem Behindertenbeauftragten Heinrich Wilhelm Bernhard auch mehrere BĂŒrger mit Handicaps in RollstĂŒhlen oder mit ihren Rollatoren, wie auch zahlreiche interessierte Erbacher BĂŒrgerinnen und BĂŒrger gekommen.
âSchweres Thema lĂ€sst keine schnelle Lösung erwartenâ
Ausschuss-Vorsitzender Michael GĂ€nssle (ĂWG) brachte es gleich auf den Punkt: âDas schwere Thema lĂ€sst keine schnelle Lösung erwartenâ, und fand in BĂŒrgermeister Dr. Peter Traub einen UnterstĂŒtzer dieser These.
Kristin Schubert hatte zuvor deutlich gemacht, dass, wenn gewĂŒnscht, Einiges in Richtung der Verbesserung der Begehbarkeit möglich sei, sofern das Gesamtbild des Platzes nicht beeintrĂ€chtigt werde.
GĂ€nssle zeigte auch die Problematik auf, dass hier nicht willkĂŒrlich besser begehbare FlĂ€chen hergestellt werden könnten: âWir hĂ€tten sonst eventuell die Situation, dass beispielsweise zum Weihnachtsmarkt die Buden auf geraden FlĂ€chen stehen wĂŒrden, und die Besucher nach wie vor die Unebenheiten bewĂ€ltigen mĂŒssten.â
âKlĂ€ren, ob wir das wollen und uns leisten könnenâ
Festzustellen sei deshalb zunĂ€chst âwas wir wollen und erst danach ĂŒber das Geld nachzudenken, um zunĂ€chst die wichtigen Verbindungen festzustellen und zu bewerten, und dann vielleicht die Wichtigsten davon zu ertĂŒchtigenâ.
In einem zweiten Schritt mĂŒsse man dann die Finanzfrage prĂŒfen und klĂ€ren, âob wir das wollen und uns leisten könnenâ, sagte GĂ€nssle.
âSchon ziemlich konkret darĂŒber gesprochenâ
Klaus-Peter Trumpfheller (CDU) hielt es fĂŒr sinnvoll, zunĂ€chst einmal âHauptadern festzulegen und damit planerisch zu beginnen.â Volker Scheuermann (ĂWG) erinnerte daran, dass âschon ziemlich konkret darĂŒber gesprochenâ worden sei, zunĂ€chst entlang der BĂ€nke einen entsprechenden, etwa 1,50 Meter breiten >Gehweg< anzulegen.
Dem pflichtete Michael GĂ€nssle bei, âum ein langes StĂŒck zu ertĂŒchtigenâ. Insgesamt könne man âden Marktplatz nicht ganz isoliert sehen, auch wenn er heute im Diskussionsmittelpunkt stehtâ. Gemeint war damit die weitere ErtĂŒchtigung der Gehwege z.B. auch im angrenzenden Lustgarten.
ZunĂ€chst aber wolle man sich auf die Marktplatzseite an der MĂŒmling konzentrieren, âum ĂŒber eine KostenschĂ€tzung zu ermitteln, was das kostetâ, sagte GĂ€nssle.
Auch stand die Frage im Raum, ob der ohnehin besser begehbare parallel verlaufende Durchgang zwischen der MĂŒmling-BrĂŒcke am Lustgarten und dem Erbacher Brauhaus zur Nutzung empfohlen werden solle und ergĂ€nzend die ZugĂ€nge zu Schloss, StĂ€dtel und BahnstraĂe auf dem Marktplatz ertĂŒchtigt werden könnten.
Nutzungskonzept fĂŒr den Marktplatz fehlt noch immer
Zum wiederholten Mal mahnte Christa Weyrauch (GRĂNE) ein noch immer fehlendes Nutzungskonzept fĂŒr den Marktplatz an. Ein solches sei schon sehr lange im GesprĂ€ch ohne jemals prĂ€sentiert worden zu sein.
Bereits im Dezember 2016 hatte Christa Weyrauch als Fraktionssprecherin der GRĂNEN im Erbacher Stadtparlament den ursprĂŒnglich vorliegenden Entwurf zur Neugestaltung des Erbacher Marktplatzes als âeine Barriere und Stolperfalle mitten in der Stadtâ, kritisiert (siehe FACT-Beitrag unter: www.de-fakt.de/bundesland/hessen/odenwaldkreis/details/?tx_ttnews).
Empfehlung: FachbĂŒro zur Planung einschalten
In diesem Zusammenhang empfahl Kristin Schubert die Einschaltung eines FachbĂŒros zur Planung, denn der Platz mĂŒsse auch fĂŒr behinderte Menschen sehr gut nutzbar sein.
Einem solchen Antrag der ĂWG zur Erstellung eines Alternativplans durch ein externes FachbĂŒro hatte der damalige BĂŒrgermeister Harald Buschmann im Dezember 2016 auch mit dem Hinweis auf Mehrkosten im sechsstelligen Bereich eine deutliche Absage erteilt.
Keine konkreten Antworten zu planerischen UrsprĂŒngen
âWir können uns glĂŒcklich schĂ€tzen, dass wir einen Stadtbaumeister haben, der einen solchen Plan erstellen kannâ, war Buschmann diesem Ansinnen damals entschieden entgegen getreten, ehe die ĂWG-Fraktion den Antrag aufgrund nicht vorhandener MehrheitsfĂ€higkeit zurĂŒckzog (siehe o.a. FACT-Bericht).
Nicht konkret beantworten konnte oder wollte Schubert die Fragen des Erbacher EhrenbĂŒrgers und langjĂ€hrigen frĂŒheren Stadtverordneten Otto Ihrig nach den planerischen UrsprĂŒngen und Vorgaben zur Umgestaltung des Erbacher Marktplatzes.
âBarrierefreiheit dient allen BĂŒrgernâ
Heinrich Wilhelm Bernhard wies in einem ausfĂŒhrlichen Statement darauf hin, der Begriff Barrierefreiheit entfalte eine deutlich höhere Wirkung als der Wortsinn vermuten lasse.
Unter Hinweis auf ein seit 2016 gĂŒltiges Gesetz, âdie Belange der Barrierefreiheit besonders zu berĂŒcksichtigenâ sei den Planern Entsprechendes vorgegeben, was letztlich nicht nur Menschen mit Handicaps, sondern allen BĂŒrgerinnen und BĂŒrgern zugute komme.
Keine zeitnahe Lösung des Problems zu erwarten
Der empfehlende Beschluss des Bauausschusses an das Erbacher Stadtparlament zielt schlussendlich darauf ab, den Magistrat zu veranlassen, grundsĂ€tzliche MaĂnahmen zur ErtĂŒchtigung des Marktplatzes unter BerĂŒcksichtigung eines Nutzungskonzepts einzuleiten.
Wenngleich der BĂŒrgermeister diesem Ansinnen grundsĂ€tzlich zustimmte, gab er zu bedenken, dass dies aufgrund zahllos vorliegender Aufgabenfelder keinesfalls zeitnah geschehen könne.