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Landrat dankt Vertretern des Gesundheitswesens fĂŒr „enorme Leistungen“

Übersicht: Die Graphik zeigt, wie sich bestĂ€tigte InfektionsfĂ€lle im Kreisgebiet verteilen. Mit „Heimbetroffenen“ sind sowohl Heimbewohner als auch Pflegepersonal gemeint. Graphik: Gesundheitsamt Odenwaldkreis

Gemeinsame Sitzung im Landratsamt: Infektionsverteilung im Kreis unterschiedlich

ODENWALDKREIS / ERBACH. - Landrat Frank Matiaske hat Vertretern aus dem Gesundheitswesen fĂŒr ihre bisherigen Anstrengungen im Management der Corona-Pandemie im Odenwaldkreis gedankt.

„Die niedergelassenen Ärzte, unser Kreiskrankenhaus, der Rettungsdienst und unsere Verwaltungen haben angesichts der besonderen Herausforderungen in unserer Region Enormes geleistet.“

So Ă€ußerte sich Matiaske nach einer gemeinsamen Sitzung mit Vertretern aus dem Gesundheitswesen, die am Mittwochnachmittag, 27. Mai, im Landratsamt stattfand.

In der Sitzung wurden die bisherigen Erfahrungen resĂŒmiert – etwa das Zusammenspiel aller Beteiligten in der Pandemie, die Zusammenarbeit mit anderen Kliniken, die Betreuung der Patienten sowie die Beschaffung und Verteilung von SchutzausrĂŒstung. Weitere Treffen wurden vereinbart, nicht zuletzt mit Blick auf eine mögliche zweite Infektionswelle.

Bei dem Treffen des Gesundheitsamtes des Odenwaldkreises zusammen mit den Verantwortlichen des Rettungsdienstes und Katastrophenschutzes, die bei der Kreisverwaltung angesiedelt sind, des Gesundheitszentrums Odenwaldkreis und der niedergelassenen Ärzte wurde auch die regionale Verteilung von Corona-Virus-Infektionen im Kreisgebiet besprochen (siehe Graphik).

Ersichtlich wird aus der Übersicht, dass offensichtlich das Gersprenztal in den vergangenen Wochen und Monaten weniger betroffen war als das MĂŒmlingtal.

„Das heißt aber gerade nicht, dass sich die BĂŒrgerinnen und BĂŒrger im Gersprenztal sicher fĂŒhlen dĂŒrfen“, mahnt Landrat Matiaske.

„In die Statistik fließen ja nur die registrierten FĂ€lle ein, die Dunkelziffer ist ĂŒberall das große Fragezeichen.“ Auch im Gersprenztal seien schwere KrankheitsverlĂ€ufe bekannt.

Gerade aus diesem Grund kritisierte auch die Runde die Entscheidung der KassenÀrztlichen Vereinigung (KV), im Odenwaldkreis und in anderen lÀndlichen Gebieten Hessens keine Testcenter einzurichten.

„Dennoch ist es unserem Gesundheitsamt im Zusammenwirken mit den niedergelassenen Ärzten gelungen, gerade in Pflegeeinrichtungen Tests auf den Weg zu bringen“, so der Leiter des Gesundheitsamts, Dr. Ulrich Falk.

„HĂ€tten wir dort nicht so intensiv getestet, dann wĂ€ren unsere Zahlen im Odenwaldkreis deutlich niedriger. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung konnte hierdurch hessenweit in der Altersgruppe der ĂŒber 80-JĂ€hrigen eine hohe Zahl positiv Infizierter entdeckt werden.

Dies belegt die Problematik, dass die etablierte Testinfrastruktur nicht geeignet ist, dieser Altersgruppe eine optimale Testmöglichkeit anzubieten. Letztendlich ist das auch die ErklĂ€rung fĂŒr den hohen Anteil der in Pflegeeinrichtungen an Covid-19 Verstorbenen.

Bei geringen Testungen in dieser Altersgruppe bleibt die Covid-19-Infektion unentdeckt und damit auch die mit ihr in Zusammenhang stehenden TodesfĂ€lle“, ergĂ€nzt der Mediziner.

„Gerade die Veröffentlichung von örtlichen Infektionszahlen in den StĂ€dten und Gemeinden, wie es einzelne Landkreise praktizieren, birgt die Gefahr einer trĂŒgerischen Sicherheit, die definitiv fehl am Platz ist.“

Zu diesem Fazit kommt Landrat Matiaske bei der Bewertung der Entscheidung, mit der Gesamtzahl der Erkrankten im Kreis sehr transparent umzugehen, diese aber nicht tÀglich auf die StÀdte und Gemeinden herunterzubrechen.

DafĂŒr gibt es außerdem einen zweiten Grund: „Ich wĂŒnsche niemandem die Erfahrungen jener Menschen, die als Corona-Infizierte ,geoutet‘ wurden“, so der Landrat.

„Wenn wir, besonders am Anfang der Pandemie, in unserem kleinteilig strukturierten Gebiet Orte Infizierter mitgeteilt hĂ€tten, wĂ€re das in einer Art ,Hexenjagd‘ ausgeartet. Ich wollte dazu nicht beitragen und werde das auch weiterhin nicht tun.

Dazu fĂŒhle ich mich aus menschlichen GrĂŒnden verpflichtet und auch aus GrĂŒnden der Ă€rztlichen Schweigepflicht, der unser Gesundheitsamt unterworfen ist.“

Er kenne selbst etliche Menschen im Odenwaldkreis, die aufgrund der Infektion stigmatisiert worden seien. „Und wer die Berichterstattung in den Medien verfolgt, stĂ¶ĂŸt regelmĂ€ĂŸig auf derartige Schilderungen. Ich finde es mehr als bedenklich, wie mit jenen MitbĂŒrgerinnen und MitbĂŒrgern umgegangen wird.“

Deswegen sollen Auswertungen wie in der gestrigen Sitzung vorgestellte Graphik kĂŒnftig zum Ende eines Monats veröffentlicht werden, aber nicht tĂ€glich, wie Matiaske ankĂŒndigte.

„Wenn tĂ€glich ersichtlich wĂ€re, dass es in der Stadt x oder der Gemeinde y einen Fall mehr gibt, wĂŒrde das wieder die Möglichkeit fĂŒr Angriffe auf jene Personen nĂ€hren.“

Außerdem seien auf einzelne Orte bezogene Zahlen deswegen nicht veröffentlicht worden, um die Bevölkerung nicht in falscher Sicherzeit zu wiegen.

„Noch einmal: Wer glaubt, die Ansteckungsgefahr sei in einem Ort mit relativ wenigen Infizierten niedriger als andernorts, irrt und bringt sich und andere eventuell durch weniger achtsames Verhalten in Gefahr.“

Deswegen sei es nach wie vor extrem wichtig, die geltenden Regeln und Gebote einzuhalten, mahnt Dr. Falk. „Das gilt ĂŒberall gleichermaßen.“