„Spenden macht froh, ich bin froh“, sagte der Finanzier am „schönsten Moment“
Ein gelungenes Gemeinschaftswerk mit Modellcharakter: Rotary-Hospiz in Erbach feierlich eröffnetODENWALDKREIS / ERBACH. - „Ich betrachte mich als Kutscher, der gelobt wird, wenn die Pferde die Kutsche ins Ziel gebracht haben. Eigentlich bin ich ja nur der Pfadfinder, der Anstifter dazu.“ So bedankte sich Dr. Walter Wasserbäch (Beerfelden) in der ihm eigenen bescheidenen Art für das umfangreiche Lob für sein finanzielles Engagement zur Errichtung des Rotary-Hospiz in Erbach.
„Es ist ein besonderes Gefühl, anstatt ins Eigentum, in ein Projekt wie ein Domizil für Bedürftige zu investieren. Spenden macht froh, ich bin froh“, sagte ein sichtlich bewegter Dr. Wasserbäch, der das knapp drei Millionen teure Projekt des am Freitag, 22. Juni, eingeweihten Rotary-Hospiz in der Odenwälder Kreisstadt bis zur betriebsfertigen Übergabe und sogar darüber hinaus finanziert hat.
Dank sage der Finanzier auch seiner Frau Gisela, die ihm die wichtigsten Impulse für diese Entscheidung gegeben habe. „Denk nicht so viel darüber nach, mach einfach“, habe sie ihm geraten.
Dass dieser Rat und dessen Umsetzung nach zwei Jahren Bauzeit ein Guter war, steht außer Frage, wie bei der Einweihung des stationären Rotary-Hospiz in Erbach nachhaltig unter Beweis gestellt werden konnte.
Mehr als 250 geladene Gäste, unter ihnen auch Hessens Gesundheitsminister Stefan Grüttner, konnten sich von dem bestens gelungenen Bauwerk ebenso überzeugen, wie zahlreiche Besucher am Wochenende bei einem Tag der offenen Tür.
Außergewöhnlicher Einsatz zahlreicher Personen
Das Besondere an dem Projekt erklärt sich aus seiner Vorgeschichte, seiner Umsetzung, was auch die Namensgebung erklärt, und den daraus entstandenen persönlichen Beziehungen.
Ohne den außergewöhnlichen Einsatz einzelner Personen hätte es diesen Tag nicht gegeben und der lang gehegte Wunsch, auch im Odenwaldkreis schwer erkrankten Menschen auf ihrem letzten Weg einen würdevollen Rahmen und eine professionelle Begleitung bieten zu können, wäre nicht in Erfüllung gegangen.
Rechtskräftige palliative Versorgung noch nicht in der Gesundheitsversorgung angekommen
Nicht ohne Grund erinnerte Landrat Frank Matiaske in seiner Grußbotschaft daran, dass die palliative Versorgung erkrankter Menschen Rechtskraft erlangt hat. In der Praxis hat dieses noch vergleichsweise junge Thema allerdings noch keinen Platz in der garantierten Gesundheitsversorgung eingenommen.
Wo und wie der Hospiz-Gedanke in die Tat umgesetzt wird, ist vielerorts Sache von engagierten Bürgern, die sich – meist aus einem beruflichen Kontext heraus oder einer persönlichen Betroffenheit – Mitstreiter, Verbündete und Geldgeber suchen.
Mit Barbara Prystanowski, bis vor kurzem Leiterin des Altenwohnheims am Gesundheitszentrum, und Dr. Walter Wasserbäch haben zwei Überzeugungstäter auf ihrem Gebiet Gefallen an einer Idee gefunden, die zu einem außergewöhnlichen Ergebnis geführt hat.
„Einmaliger Vorgang in Deutschland“
Past-Governor Klaus Willimczik vom Rotary-Distrikt 1860 ordnete in seinem Redebeitrag das Rotary-Hospiz seiner Größe wegen als einen nahezu einmaligen Vorgang des Service-Clubs in Deutschland ein.
Den Weg frei gemacht für die Verwirklichung hat insbesondere Dr. Walter Wasserbäch, der für die Errichtung des Gebäudes und dessen Ausstattung drei Millionen Euro zur Verfügung gestellt hat.
Wie das rotarische Ehrenmitglied selbst ausgeführt hat, sind Dank der Leistungen des beauftragten Architekten Prof. Bernhard Kogel (Karlsruhe), Finanzchef Jürgen Mühlhäuser (Michelstadt) und der überwiegend aus der Region beteiligten Handwerksbetriebe sogar ein sechsstelliger Betrag übrig geblieben, der als Anschub in die laufende Betriebsführung einfließen wird.
„Einer der schönsten Momente meines Lebens“
Dr. Walter Wasserbäch selbst bezeichnete diesen Moment als einen der schönsten seines Lebens. Der für seine Mitmenschlichkeit und Bodenständigkeit geschätzte Mann und frühere Unternehmer erhielt stehenden Applaus.
„Das Projekt passt exakt zum Rotary-Jahresmotto „Rotary serving humanity“, spannte der amtierende Sitzungspräsident des Rotary-Clubs Erbach-Michelstadt, Rolf Kohlhage, den Bogen zu der 2015 aufgegriffenen Initiative zum Bau eines Hospizes.
Anlass war damals ein Vortrag der örtlichen Hospiz-Initiative im Club über die im Odenwald ungenügenden Möglichkeiten einer fachgerechten Betreuung von Patienten am Ende ihrer Palliativ-Versorgung.
Odenwälder Bevölkerung profitiert nachhaltig
Besonders beeindruckt darüber war der Ehrenpräsident des Clubs, Dr. Walter Wasserbäch, der sich spontan bereit erklärte, den Bau eines zweckdienlichen Gebäudes samt kompletter Ausstattung zu stiften. Voraussetzung war für ihn, dass der Club geschlossen hinter dem Projekt steht und jeder die erforderliche Mitwirkung zur Bauausführung versprach.
Dies war mehr als der Grundstein, sondern der Anfang eines einmaligen Werks, von dem die Bevölkerung im Odenwaldkreis nachhaltig profitieren wird, dankte Dr. Erika Ober für die Hospiz-Initiative Odenwald in ihrer Begrüßungsrede allen Beteiligten.
Zum finanziellen Gelingen haben auch die Stiftung der Sparkasse Odenwaldkreis und die Silber-Bonz-Stiftung beigetragen. „Krankheit und Tod sind Teil des Lebens“, weshalb es eine Frage der Mitmenschlichkeit sei, niemanden damit alleine zu lassen.
Beeindruckt von außergewöhnlichem Projekt
Unter den Gästen weilten neben Staatsminister Stefan Grüttner Bundesabgeordneter Dr. Jens Zimmermann sowie Landtagsabgeordneter und Kreistagsvorsitzender Rüdiger Holschuh, Bürgermeister und Mandatsträger aus mehreren Odenwälder Städten und Gemeinden, Führungskräfte des Gesundheitszentrums und Vertreter der Stiftungen.
Minister Grüttner zeigte sich besonders beeindruckt von dem starken Zusammengehörigkeitsgefühl und der Zielstrebigkeit, gemeinsam ein außergewöhnliches Projekt Schritt für Schritt konsequent bis zur Inbetriebnahme anzupacken und umzusetzen.
„Herberge für die letzte Etappe des Lebens“
Rolf Kohlhage, amtierender Sitzungspräsident, beschrieb das hervorragende Ergebnis zutreffend mit den Worten: „Das Hospiz-Gebäude erweckt durch seine stilvolle Atmosphäre nicht den Eindruck einer Klinik, sondern ist vielmehr eine Herberge, in die sich Menschen aller Nationalitäten, Weltanschauungen und Religionen begeben können, um hier die letzte Etappe ihres Lebens zu verbringen, und um sich mit den engsten Angehörigen bei gemeinsamen Erinnerungen in Liebe zu verabschieden.“
Maßgeblich mit persönlichem Einsatz aus den Reihen des Rotary Clubs Erbach-Michelstadt an der Umsetzung mitgewirkt haben RC-Stiftungsvorsitzender Prof. Friedrich Steiger (Beratung und Begleitung aus bautechnischer Sicht) und Jürgen Mühlhäuser (Beratung und Begleitung in finanziellen Angelegenheiten).
Die symbolische Schlüsselübergabe nahmen Dr. Erika Ober und RC-Sitzungspräsident Rolf Kohlhage gemeinsam mit dem Architekten Prof. Bernhard Kogel vor. Musikalisch begleitet wurde die Feier von PopCHORn Michelstadt-Steinbach mit dem Lied "You Raise me up".
Ehrung für Dr. Walter Wasserbäch und die Hospiz-Initiative
Dr. Walter Wasserbäch hat bereits lange vor der maßgeblichen Finanzierung des Rotary-HOPIZ in seinem Heimatort Beerfelden und im Odenwald Projekte angestoßen und mit Geldspenden verwirklichen helfen.
Für seinen selbstlosen Einsatz für das Gemeinwesen verliehen bei der Eröffnungsfeier Landrat Frank Matiaske und Kreistagsvorsitzender Rüdiger Holschuh Dr. Walter Wasserbäch die Ehrenplakette des Odenwaldkreises in Gold. Die höchste Auszeichnung wurde zuvor erst an vier Personen vergeben, unterstrich Rüdiger Holschuh den Stellenwert der Würdigung.
Mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen aus den Händen von Staatsminister Stefan Grüttner und Landrat Frank Matiaske ausgezeichnet wurden die Initiatoren und Aktiven des Hospizvereins Barbara Prystanowski, Dr. Erika Ober und Dr. Hans Leinberger.
Zur Hospiz-Initiative Odenwald
Die Hospiz-Initiative Odenwald wurde 2007 durch die damalige Leiterin des Altenwohnheims, Barbara Prystanowski ins Leben gerufen. In einem ersten Ausbildungskurs wurden etwa ein Dutzend Ehrenamtliche nach dem Celler Modell zu Hospizhelfern ausgebildet.
2008 wurde aus der losen Initiative ein eingetragener Verein. Es folgten zwei weitere Ausbildungskurse, aus denen schließlich eine Gruppe von etwa 30 Ehrenamtlichen wurde, die sich der ambulanten Hospizarbeit widmete.
Ein stationäres Hospiz wurde zwar stets als wünschenswerte Einrichtung für den Odenwald angesehen. Voraussetzung für die Umsetzung war stets eine kostendeckende Finanzierung der zu schaffenden Einrichtung.
Auf fruchtbaren Boden gefallen war die Idee bei einem der vielen Vorträge zum Thema, der schließlich auch beim Rotary-Club Erbach-Michelstadt gehalten wurde.
Zu Planung, Bau und Vollendung des Rotary-HOSPIZ
Für die Planung konnte das Architektenbüro von Prof. Bernhard Kogel (Karlsruhe) gewonnen werden. Im Herbst 2015 wurde der symbolische Erste Spatenstich auf dem vom Odenwaldkreis zur Verfügung gestellten Grundstück vollzogen.
Im Frühsommer 2016 begannen die Erdarbeiten. 2017 wurde der Bau hochgezogen, das Dach errichtet und das Richtfest gefeiert. In der ersten Hälfte 2018 erfolgten der Innenausbau, die Außenarbeiten und die Möblierung.
Am 2. Juli 2018 werden die ersten Patienten einziehen. Sechs Voranmeldungen liegen vor. Für den Betrieb hat der Hospizverein die HOSPIZ-Odenwald gemeinnützige Betriebsgesellschaft mbH gegründet. Sie beschäftigt Pflege- und Hauswirtschaftskräfte. Die Pflegedienstleitung liegt in den Händen von Barbara Prystanowski.
Zum Gebäude selbst
Das ebenerdige Haus verfügt über eine Grundfläche von 710 qm. Acht Patientenzimmer von jeweils 28 qm Grundfläche mit exklusiver Ausstattung (inkl. 6 qm behindertengerechtes Badezimmer) sowie nach Süden ausgerichteten Terrassen stehen zur Verfügung.
Ihre deckenhohe Verglasung erlaubt einen Blick auf idyllische unverbaubare Natur. Über die gesamte Südfront erstreckt sich eine lange Terrasse.
Neben den Verwaltungs- und Versorgungsräumlichkeiten, einem Gesellschaftsraum und Übernachtungsmöglichkeiten für Angehörige bietet der „Raum der Stille“ Familien und Freunden die Möglichkeit zur Ruhe und Einkehr.
Ein Brunnen und großzügig angelegte Grünflächen sorgen im Außenbereich für eine harmonische Atmosphäre. Die Eingangstüren tragen das in Alu-Guss geprägte Rotary-Zahnrad als Symbol für die Stifter.