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Manchmal liegt der Himmel zu FĂŒĂŸen

Mit dem Himmel zu FĂŒĂŸen beim Besuchsdiensttag im Evangelischen Gemeindehaus in Ober-Kinzig. Foto: Evangelisches Dekanat Odenwald

OBER-KINZIG. - Besuchsdienste sind so etwas wie die FĂŒĂŸe einer Kirchengemeinde: Ehrenamtliche besuchen Menschen daheim, etwa zum Geburtstag, zu anderen feierlichen AnlĂ€ssen oder zur BegrĂŒĂŸung neu Zugezogener.

Manchmal auch dann, wenn Gemeindeglieder aus gesundheitlichen GrĂŒnden oder wegen ihres Alters nicht mehr an Gottesdiensten oder etwa beim Seniorenkreis teilnehmen können.

Pfarrerin Renate Köbler (Erbach), die im Evangelischen Dekanat Odenwald als Referentin fĂŒr Bildung und Ökumene arbeitet, hat in den vergangenen 13 Jahren die Mitarbeitenden der Besuchsdienste aus den Dekanatskirchengemeinden regelmĂ€ĂŸig eingeladen. Die Besuchsdiensttage dienten der Fortbildung, der persönlichen StĂ€rkung, Begegnung, Austausch und Vernetzung.

Von Anfang an mit dabei: Diplom-PÀdagogin und Besuchsdienst-Fachfrau Marianne Bofinger (Brensbach), die offiziell bereits im Ruhestand ist, wohin auch Renate Köbler Ende nÀchsten Monats verabschiedet wird. Dies war nun Anlass, nach 17 Besuchsdiensttagen in 13 Jahren Abschied zu nehmen und Bilanz zu ziehen.

„Unsere Themen waren breit gefĂ€chert“, erzĂ€hlt Renate Köbler. Mal sei es um Kriegskinder gegangen: wie in einer Biografie die Erfahrung des Krieges lebenslang nachwirkt; und ebenso, als Kind dieser Generation aufzuwachsen. Das sei ein sehr intensiver Austausch gewesen, erinnert sich die Pfarrerin.

Bei einem anderen Besuchsdiensttag ging es um das Thema Demenz, wieder ein anderes Mal um Trauer und den Umgang damit. Auch ganz grundlegende Aspekte wie GesprĂ€chsfĂŒhrung gehörten zum Programm: „Wann bin ich ein guter Zuhörer?“

Denn schließlich gehe es nicht darum, beispielsweise zu einem neunzigsten Geburtstag im Namen der Kirchengemeinde „mal kurz reinzuschauen“, sondern vielmehr darum, auch wirklich prĂ€sent zu sein.

„Die Mitarbeiterin des Besuchsdienstes ist in diesem Augenblick das Gesicht der Kirchengemeinde im Wohnzimmer.“ Darum habe immer auch ein besonderes Augenmerk auf der Frage gelegen: „Wie bereite ich einen Besuch vor?“

Oft habe man gemeinsam gelacht, „manchmal sind aber auch TrĂ€nen geflossen“, erinnert sich die Dekanatsreferentin. Manche der Ehrenamtlichen seien von Anfang an und so ziemlich bei allen Tagen dabei gewesen. Aber natĂŒrlich gab es auch personelle VerĂ€nderungen, Abschiede, NeuzugĂ€nge.

Auf der neuesten Liste stĂŒnden gut 70 Namen, es seien aber schon ĂŒber 90 gewesen. Auch bei den Besuchsdiensten selbst gab es VerĂ€nderungen: In manchen Gemeinden seien neue gegrĂŒndet worden, andere hĂ€tten nach einer Pause die Arbeit wieder aufgenommen.

Beim jĂŒngsten – und zumindest vorerst letzten – Besuchsdiensttag, der nun in Ober-Kinzig stattfand, lagen unter den Tischen der rund 30 GĂ€ste blaue Teppichstreifen, die den Himmel symbolisieren sollten.

Himmel, unten – verkehrte Welt? Mitnichten, erklĂ€rt Pfarrerin Köbler: „Wo Menschen zusammen in einem guten GesprĂ€ch zu Tisch sitzen, tut sich unter ihnen der Himmel auf“.

Geschenke und viel Dank gab es fĂŒr Marianne Bofinger und Renate Köbler, sowohl vom Dekanat, fĂŒr das PrĂ€ses Sandra Schultheis gekommen war, als auch von Besuchsdienstteams aus Gemeinden.

Und Pfarrerin Köbler dankte noch einmal ganz besonders ihrer Mitstreiterin Bofinger, „ohne deren großartige Ideen und ihre Gestaltung diese Tage niemals das gewesen wĂ€ren, was sie waren“.