Die Leiter immer dabei
Höchster Klosterpfarrerin Marion Rink geht in den RuhestandHÖCHST. - Marion Rink: eine „Pfarrerin mit lachenden Augen, die nichts anderes im Sinn hat als den Menschen zu zeigen: Gott ist da.“
So würdigte der Starkenburger Propst Stephan Arras die Höchster Klosterpfarrerin Marion Rink im Gottesdienst zu ihrer Verabschiedung.
Nach insgesamt 35 Jahren Pfarrdienst, 24 davon in der Kirchengemeinde Neckarsteinach und elf Jahren im Kloster Höchst, geht die 63-Jährige nun in den Ruhestand.
Wenn es einen Gegenstand gebe, der für ihre Arbeit stehe, so Arras weiter, dann sei das eine Leiter: die Himmelsleiter nämlich, die in der alttestamentlichen Jakobsgeschichte Himmel und Erde verbindet.
Diese Leiter habe Marion Rink gleichsam immer dabeigehabt und sie dort angestellt, wo sie arbeitete – um zu zeigen: „Der Himmel ist auf.“
Entsprechend habe bei ihrer Arbeit einer ihrer Grundsätze auch gelautet: Glaube will weniger gelehrt als gelebt werden.
Auf ihre fast zweieinhalb Jahrzehnte in Neckarsteinach, in der die Pfarrerin sich lange Zeit eine Stelle mit ihrem Ehemann Jürgen teilte, folgte in den vergangenen elf Jahren spirituelle Arbeit im Kloster Höchst.
Einkehrtage, Wochenenden mit besonderem Bezug zum Kirchenjahr, Menüabende, Meditations- und Pilgerangebote sowie Tagzeitengebete gehörten hier zu Marion Rinks Aufgaben.
Sie konzipierte nicht nur eigene Angebote, sondern organisierte auch oft Gastreferenten, wodurch sie trotz nur halber Stelle immer wieder beeindruckende Jahresprogramme vorlegte.
Darüber hinaus betreute sie den Höchster Vaterunser-Meditationsweg und das Labyrinth im Klostergarten sowie die Neugestaltung des Stillen Raums.
Bei vielen ihrer Tätigkeiten gewann sie durch ihre eigene Begeisterung Gleichgesinnte, wodurch ihre Arbeit Kreise zog. Hierzu gehörte auch die Ausbildung ehrenamtlicher Klosterbegleiterinnen etwa für Labyrinthführungen oder Vaterunserweg-Begehungen.
Aber auch das unermĂĽdliche Engagement fĂĽr eine weitere Profilierung des Hauses als geistliches Zentrum ist hier zu nennen.
Ganz zuletzt setzte sie sich für aus der Ukraine geflohene Menschen ein, die im Kloster Höchst Zuflucht fanden – auch das ein ihr besonders wichtiges Anliegen aus der Geschichte des Hauses.
Spiritualität und tätige Nächstenliebe gehören in diesem Geist untrennbar zusammen. Und, abermals: Glaube will gelebt werden.
Sie selbst nahm in ihrer Abschiedspredigt Bezug auf eine Auferstehungs-Ikone. „Sie ist ein Gegenbild, das uns davor bewahrt, die Hoffnung aufzugeben.“
Auch angesichts des Krieges und des Leidens in der Welt würden die Menschen durch dieses Bild an ihre Bestimmung erinnert. „Durch Ikonen scheint etwas von der anderen Seite herüber“.
Wohl gebe es die zerstörerischen Mächte, aber eben auch die Macht, die Leben weckt. „Und die wird das Feld nicht räumen: Das ist die Botschaft dieser Osterikone.“
Als wahrhaftig österlich mutmachendes Ereignis berichtete die Pfarrerin von der Wiederzusammenführung einer auf der Flucht getrennten ukrainischen Familie unmittelbar vor den Osterfeiertagen.
Dekan Carsten Stein dankte der Pfarrerin für ihren engagierten Dienst im Dekanat. „Kraft, Liebe und Besonnenheit“, dieser Dreiklang aus der Bibel sage auch viel über Marion Rink aus, so Stein.
Zuvor hatten sich rund 50 Gäste eines Themennachmittages unter dem Titel „So will ich Kirche sein“ mit der Zukunft der evangelischen Kirche beschäftigt.
Als Referent war dazu Pfarrer Dr. Steffen Bauer, der Leiter der Ehrenamtsakademie der Landeskirche, in den Odenwald gekommen.
Dabei stellte Bauer Thesen vor, die von den Gästen in Kleingruppen diskutiert wurden. Eine dieser Thesen lautete, dass ganz im Sinne von Ostern manches Altvertraute sterben müsse, damit es eine Auferstehung ins Leben geben kann.
Eine andere, dass vor der vielberufenen Sprachfähigkeit in Glaubensdingen zunächst eine Hörfähigkeit gefragt sei: zum Beispiel auf Lebens- und Gotteserfahrungen der Menschen.
Und vor allem – Erprobung wagen; Bauer: „Es darf auch mal was schiefgehen. Aber machen Sie, tun Sie, haben Sie Hoffnung!“