Odenwald-Till: Heisse Geschichten aus dem Odenwald
Heute berichtet Odenwald-Till in seinem Satire-Beitrag über preiswerte Brandschutzmaßnahmen schwäbischer Cleverles, und wie ein Odenwälder Dorfbürgermeister den notleidenden Schwaben die Taler zusammenzuhalten hilftODENWALD. - Heute beschäftige ich mich mit einem schwäbischen Konzern, der – wie nun Schwaben halt wohl mal sein sollen – ausgesprochen sparsam wird, wenn es um Kosten geht, ja diese nahezu scheut, wie der Teufel das Weihwasser, aber immerzu nach dem Motto handelt „wer den Profit nicht ehrt, ist des Talers nicht wert“.
Wie anders kann man es sich dann erklären, dass selbiger Kaufmannsbetrieb mit Inbrunst vor Gericht zieht, wenn es um Auflagen bei den Windindustrieanlagen geht, die er gerade auf den Kahlberg klotzt.
Wie inzwischen alle Zeitgenossen wissen, stehen im Odenwald naturgemäß viele Bäume. In genau so einen Wald also lässt EnBW in Windeseile fünf Anlagen stellen, die man am 30.12.2016 noch schnell vom Regierungspräsidium genehmigen ließ, um in den Genuss der höheren Subventionen zu kommen (um solche handelt es sich nämlich, egal, wie man das Kind auch nennen mag). Ja, die schwäbischen Cleverles.
Und Bäume können bekanntlich brennen, wie man in diesen Tagen immer wieder auch aus anderen Ländern erfährt. In so einem Fall würde sogar der schläfrigste Odenwälder von seinem Smartphone oder Fernseher hochschauen, wenn die Feuersbrunst an sein Türchen klopft.
Aus diesem Grund gibt es ja bekanntlich Freiwillige Feuerwehren und sogenannte Brandschutzauflagen, speziell auch für Industrieanlagen. Letztere gelten aber nicht für Windkraftanlagen, obwohl die aber als Industrieanlage betrieben werden. Soll verstehen, wer es verstehen mag. Für meine Intelligenz reicht es nicht.
EnBW fand, dass zwei normale Feuerlöscher pro Windmast reichen. Einer oben, einer unten, falls zufälligerweise gerade ein Monteur anwesend ist, wenn ein Kabel sich entschließt zu brennen. Alles eine Frage der Absprache. Durchdacht und ausgesprochen sparsam.
Wie kann ich mir das also vorstellen? Man lustwandelt im Odenwälder Forst und kommt an einem Windrad vorbei, in dessen luftiger Höhe, in ungefähr 140 Metern, das Feuer lustig aus der sogenannten Gondel heraus züngelt.
In anderen Industrieanlagen geht inzwischen die automatische Löschanlage an, auf dem Kahlberg aber ist Handbetrieb angesagt. Energiesparen all überall ist das Motto des Tages! Der brave Lustwandler ruft also pflichtbewusst die Freiwillige örtliche Feuerwehr.
Es brennt natürlich nur an Tagen, wo die Feuerwehrleute nicht arbeiten, das hat EnBW sicher schon fürsorglich abgeklärt. Tatütataa, jetzt geht es los. Die Feuerwehr aus der Umgebung im Raum Bergstraße rückt an und sperrt in 600 Metern Umkreis mit Flatterband den Wald ab, einschließlich Cafe Gassbachtal und Wandersleute, die, falls sie von brennenden oder anderen Großteilen um genietet wurden, einfach nur Pech hatten.
Aber das macht das Leben ja auch spannend, nicht? Besagte Feuerwehrleute also brechen munter durch den tiefen Tann und entrollen ihr Flatterband um die paar Hektar, damit das Feuer „kontrolliert abbrennen“ kann, was immer auch EnBW darunter versteht.
Vielleicht sollte man einfach nur die Amerikaner fragen, die haben mittlerweile Erfahrung mit Feuer und kontrolliert abbrennen lassen. Inzwischen macht der Rest der Truppe, die einläuft, sich ans Werk. Das Windrad zu löschen ist aussichtslos, also wird man vermutlich den Wald unter Kontrolle bringen wollen, wenn das Feuer sich nicht an die Absprachen hält.
Es gibt nämlich Zeiten, da ist es hier ausgesprochen trocken, windig und dürr. Und die Windschleuder verteilt großzügig ihren brennenden Schrott in der weitläufigen Umgebung. Da braucht man jetzt nicht mehr soviel Fantasie, was passieren kann.
Die fünf Löschzisternen mit Wasser sind nach gut 20 Minuten oder früher leer. In der Zwischenzeit versuchen die restlichen Feuerwehrleute (wie viele waren es noch insgesamt?) mit Tanklöschzügen Wasser heranzukarren. Jetzt gibt es aber ein klitzekleines Problem – die Waldwege sind so eng.
Da kommt gerade mal ein Löschzug rein, aber keine zwei aneinander vorbei. Hoppala. Und - wird dann am Bach gewürfelt, sofern man dort angekommen ist, wer zuerst dort Wasser pumpen darf?
Bei soviel Fürsorge der Behörden und des Betreibers wird einem ganz warm um's Herz, und wenn man Pech hat nicht nur da. Sicher wird die umliegende Bevölkerung netterweise informiert, Türen und Fenster zu schließen, das Hauskaninchen aus dem Freigehege ins Haus zu holen und schon mal zu St. Florian zu beten. Kann ja nicht schaden.
Das Regierungspräsidium wurde von der Bürgerinintiative Kahlberg auf diesen unhaltbaren Zustand hingewiesen und die pflichtbewussten Darmstädter hübschten die dürftigen Auflagen etwas auf. Das fand EnBW wieder gar nicht lustig, denn es geht ja um die Taler, nicht um Täler und deren Bevölkerung. Letztere soll ja nur dafür zahlen, nicht rummosern.
Das Ganze ging vor Gericht und eine geheimnisvolle Schweigsamkeit legte sich darüber. Es ist zu bezweifeln, ob die Judikative, die sich schon seit einiger Zeit nicht gerade mit Ruhm bekleckert, die Klage des bedürftigen Konzerns abwies. Böse Stimmen behaupten, es bliebe bei den besagten zwei Feuerlöschern, den putzigen Löschbehältern und dem bunten Flatterband.
Falls Sie das Ganze für einen üblen Scherz halten, muss ich Sie leider enttäuschen. Der Wahnsinn hat mittlerweile Methode.
P.S.: Gerüchte besagen, dass der Fürther Bürgermeister ein großes Herz für die Anliegen des Konzerns hat und schon mal vorgeschlagen hat, aus Kostengründen zwei Zisternen zusammenzulegen, wo dann etwas mehr drin sein soll als in den jeweiligen Einzelbehältern. Bis dato wusste ich nicht, dass Beratertätigkeit für EnBW zu den Aufgaben eines Odenwälder Dorfbürgermeisters gehört. Man lernt eben immer noch dazu.