Förderung für die Königin
In der Bad Königer Schlosskirche steht eine Orgelrenovierung ins (Gottes-)HausBAD KÖNIG. - Wenn man überlegt – es ist ja gelegentlich in der Regenbogenpresse zu lesen –, was so ein Hofstaat (oder kurz: die Königin) wie etwa in England den Steuerzahler kostet, dann steht auch der „Königin der Instrumente“, wie eine Kirchenorgel gerne bezeichnet wird, einiger finanzieller Aufwand zu.
Zumal die Menschen von ihr in der Regel mehr haben beziehungsweise bekommen können als von einer weltlichen Monarchin.
Die Orgel der Bad Königer Schlosskirche jedenfalls ist eine solche würdige Regentin, die, mittlerweile in die Jahre gekommen, eine aufwändige Restaurierung benötigt – und im kommenden Jahr auch erhalten wird.
Als „Hauptperson“ stellte Pfarrer Martin Hecker denn auch die Orgel vor, als nun Vertreter des Landesamts für Denkmalpflege Hessen (LfDH) und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen nach Bad König kamen, um im Rahmen des gemeinsamen Orgelförderprogramms für die anberaumte Maßnahme einen Zuschuss über 20.000 Euro zu überreichen, je die Hälfte von beiden Institutionen.
Die Bad Königer Kantorin Beate Ihrig erinnerte bei der Übergabe daran, dass man lange gerungen habe um „einen wirklich guten Weg“ der Restaurierung.
„Es geht ja nicht darum, einen Museumsgegenstand zu schaffen, sondern ein Instrument, das gebraucht wird“, für schöne und würdige Musik und letztlich nicht weniger als die musikalische Verkündigung des Wortes Gottes.
Dr. Bernhard Buchstab, der Orgelsachverständige und Konservator im LfDH, betonte, dass sich Kantorin Ihrig „sehr für diese Orgel hier eingesetzt hat“.
Im Hinblick auf erhaltene Teile einer um das Jahr 1700 erbauten Vorgängerorgel, die in dem dann 1751 erbauten Instrument weiterverwendet wurden, sprach er von einer „Gemengelage“ und erinnerte daran, dass auch eine Rückführung in einen früheren Zustand letztlich eine Form des Weiterbaus sei.
Wie eine Krone throne die Orgel in dieser Kirche über dem Altar, griff auch LfDH-Präsident Prof. Dr. Markus Harzenetter die Monarchie-Metaphorik auf.
Zumal sich an vielen Stellen in dem barocken Gotteshaus Spuren eines „höfischen Kirchenbaus“ zeigten, geht die Geschichte der heutigen Kirche doch sichtbar (etwa durch Wappen) auf die Erbach-Schönberger Grafen zurück. Ein „Klangdenkmal“ nannte Harzenetter die Orgel.
Einiges zur Geschichte des Instrumentes wusste Thomas Wilhelm, der Orgel- und Glockensachverständige der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, zu berichten. Es handele sich um eine mainfränkische Barockorgel, deren älteste Teile auf den Würzburger Orgelbauer Johann Jost Schleich zurückgehen.
Jedes Instrument besitzt nach Wilhelms Worten einen eigenen Charakter und so etwas wie Würde: „Auch eine Orgel kann sagen, wie gespielt werden sollte“, wusste er und bewies sogleich sein Verständnis für diese eigene Sprache, indem er ein Präludium von Bach zu Gehör brachte.
Wie Matthias Haupt, der Geschäftsführer der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, erläuterte, war die Bad Königer Orgel nun die letzte von acht, welche in diesem Jahr ein Fördergeld bekamen.
Insgesamt gibt es das Orgelförderprogramm nun schon im einundzwanzigsten Jahr, 163 Orgeln wurden seit 2001 gefördert, im vergangenen Jahr war auch die der evangelischen Kirche in Lützel-Wiebelsbach dabei.
Landeskirchenmusikdirektorin Christa Kirschbaum nahm in ihren dankbaren Worten die langen Zeiträume in den Blick, welche bei einer Orgelrestaurierung zu bedenken sind.
Es gehe bei einer Maßnahme wie dieser in Bad König nicht um eine „lokale Geschichte, sondern wir erhalten wertvolles Kulturgut für die nachfolgenden Genrationen“.
Anfang 2023 wird die Königin in der Schlosskirche ausgebaut und zu einer Fachfirma im oberhessischen Lich gebracht werden. Hier wird sie unter anderem auch erweitert, gleichwohl bleibt es, wie bisher, bei zwei Manualen.
Insgesamt kosten die Arbeiten laut Planung rund 640.000 Euro, wofür, so Pfarrer Martin Hecker, neben verschiedenen Förderungen wie der jetzigen auch Spenden benötigt werden.
Für die Zeit der Orgellosigkeit ist dann darüber hinaus eine Renovierung des gesamten Kircheninnenraums geplant, unter anderem für einen neuen Anstrich; „der letzte liegt bereits 60 Jahre zurück“, wie Hecker erklärte.
Schwierig, das räumt der Pfarrer ein, ist darum derzeit die Planung für das kommende Jahr: Konfirmationen oder Trauanfragen, die bereits jetzt kommen.
Aber wenn alles gutgeht, soll Weihnachten 2023 in der dann innen runderneuerten Kirche gefeiert werden, mit dem festlichen Klang der Königin auf dem renovierten Thron.