Große Chancen für den Odenwaldkreis als Wohnstandort
Experte der TU Darmstadt stellt Studie vor + + + Lob für Wohnbaustrategie des KreisesODENWALDKREIS / ERBACH. - Der Odenwaldkreis wird als Wohnstandort in Zukunft unweigerlich noch begehrter und hat dabei mehr Chancen als Risiken.
Die Verantwortlichen in Politik und Verwaltungen haben jetzt die Chance, diese Entwicklung positiv zu gestalten und sollten sie nutzen. Damit verbunden sind Herausforderungen wie etwa die weitere Verbesserung der Aufenthaltsqualität von Ortszentren und in punkto Digitalisierung.
Das sind, kurz zusammengefasst, drei Kernthesen des Vortrags, zu dem die Odenwald-Akademie Prof. Dr. Andreas Pfnür, den Leiter des Fachgebiets Immobilienwirtschaft und Baubetriebswirtschaftslehre der TU Darmstadt, eingeladen hat.
„Die Transformation des Wohnens in Deutschland ist in vollem Gange“, betonte Pfnür vor rund 80 Zuhörerinnen und Zuhörern am Donnerstagabend, 19. Oktober, im Festsaal des Hauses der Energie in Erbach.
Zu den Umbrüchen des Wohnens in Deutschland hat Pfnür gemeinsam mit zwei Kollegen und einer Kollegin jüngst eine empirische Studie veröffentlicht, deren Ergebnisse er genauso vorstellte wie daraus folgende Implikationen für den Odenwaldkreis.
Zu Beginn der Veranstaltung hatte Landrat Frank Matiaske Pfnür als „sehr kompetenten Referenten zu einem spannenden Thema, das uns alle angeht“ begrüßt. Matiaske wies auf spürbare Veränderungen hin, die es bereits seit 2015 gebe.
„Damals hatten wir einen deutlichen Wohnungs-Leerstand bei uns und eine ungünstige demografische Prognose. Auch dank vergleichsweise bezahlbarer Mieten ist die Entwicklung zugunsten des ländlichen Raums seitdem in voller Fahrt. Genau aus diesem Grund bringen wir auch Glasfaser in jedes Haus.“
Was für eine weiterhin vermehrte Nachfrage nach Wohnraum im Kreisgebiet spricht, ist zum Beispiel eine „steigende Sehnsucht zugunsten des ländlichen Raums im Zuge eines wachsenden Gesundheits- um Umweltbewusstseins“, wie Pfnür darlegte.
So hat seine Studie ergeben, dass die derzeit mit ihrer Wohnsituation unzufriedenen Menschen bezahlbare Wohnungen und die Nähe zur Natur suchen. „Beides ist im Odenwaldkreis zu finden, auch wenn die Wohnkosten aktuell steigen.
Dieser Anstieg bewegt sich noch auf einem niedrigen Niveau, Kostenvorteile gegenüber den Ballungsräumen werden bleiben.“
Das Wohnen in Großstädten, zumal in deren Zentren, werde immer unattraktiver, so dass immer mehr Menschen nach Alternativen in ländlichen Räumen suchten – sofern die Kommunen dort eine hohe Aufenthaltsqualität böten und es eine sehr gute digitale Infrastruktur gebe. „Das sind zwei unerlässliche Aufgaben für Politik und Verwaltungen.“
Hierzu gibt es kreisweit entsprechende Anstrengungen. Pfnür ermutigte dazu, darin nicht nachzulassen und betonte, wie wichtig schnelle Datenautobahnen vor allem wegen der weiter zunehmenden Arbeit im Homeoffice seien.
Auch das begünstige das Wohnen auf dem Land und gleiche Standortnachteile aus: „Wenn Arbeitnehmer nur noch ein oder zwei Mal in der Woche zu ihrer Arbeitsstätte pendeln müssen, erwägen sie erst recht ein Leben jenseits der großen Städte.
Dafür liegt der Odenwaldkreis mit den ihn umgebenden Ballungsräumen Frankfurt, Darmstadt, Aschaffenburg und Heidelberg geradezu ideal.“
Voranschreiten werde die Digitalisierung auch im Gesundheitswesen, fügte er hinzu. „Auch das kann mögliche Nachteile wie einer geringeren Dichte von Arztpraxen in ländlichen Räumen ausgleichen oder zumindest abmildern.“
Pfnür würdigte in diesem Zusammenhang die Wohnbaustrategie des Odenwaldkreises ausdrücklich. Sie war im Zuge des Kreisentwicklungskonzepts entstanden und legt unter anderem den Fokus auf Wohnen im Bestand und den Umgang mit großen Wohneinheiten, in denen nur wenige, meist ältere Menschen zuhause sind.
„Die Wohnbaustrategie ist sehr fundiert und eine tolle Basis für weitere Überlegungen“, sagte Pfnür und warb dafür, das Hauptkriterium der demographischen Entwicklung zum Beispiel um die Kriterien Digitalisierung und E-Commerce zu ergänzen, um Strategien und clevere Ideen im Sinne einer „Transformation Wohnen“ für den Kreis, vor allem mit Blick auf Bestandsbauten, entwickeln zu können.
„Die wichtigste Frage die Entscheidungsträgerinnen und –träger in Politik und Verwaltungen sowie an die Bevölkerung ist: Wollen wir die Chancen, die da sind, trotz mancher Herausforderung auch wirklich nutzen und wachsen?“, betonte Pfnür. Sein Vortrag ließ sich als klare Ermutigung verstehen, darauf mit einem deutlichen „Ja“ zu antworten.