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Neue Michelstadt-Führung: In Michelstadt wird gebabbelt

Wer die Geschichte von der Reliquienüberführung kennt, weiß, dass nach der Ankunft in Steinbach aus den Gebeinen der Heiligen Marcellinus und Petrus Blut geflossen ist. Gästeführer Rudi Hoffmann hat der Szene in seiner virtuellen Stadtführung "Babbelstund" ein Gesicht verliehen. Foto: Manfred Giebenhain

Virtueller Stadtrundgang eröffnet neuen Blick auf die Stadt und ihre Geschichte

MICHELSTADT. - Wenn einer babbelt, dann hat er etwas zu erzählen, was ihm am besten im hessischen Dialekt gelingt. Auf ein besonders offenes Ohr stößt der Erzähler bei seinen Zuhörern dann, wenn das Thema etwas mit der Region zu tun hat, aus der er kommt und er es zudem versteht, mit Herzblut davon zu berichten.

Und da eine "Babbelstund" an keinen festen Ort gebunden ist, hat der Michelstädter Gästeführer Rudi Hoffmann aus seiner Leidenschaft, Geheimnisvolles und Spannendes, Humorvolles und Überraschendes aus der Geschichte seiner Wahl-Heimatstadt einem interessierten Publikum zu erzählen, in eine virtuelle Stadtführung gepackt, die es in sich hat.

Rudi Hoffmann ist gebürtiger Darmstädter und hat sich vor über fünf Jahren dazu entschieden, in Michelstadt niederzulassen. Dazwischen liegen aufregende Jahre in der Marketingbranche und als selbständiger Unternehmer. Geblieben ist die Neugierde auf seine Umgebung, weshalb Rudi Hoffmann sein Wissen über sein neues Zuhause längst in der Rolle als Nachtwächter, bei Altstadtführungen und in der neuen Erlebnisführung "Süffisantes" weiter gibt.

Mit seiner jüngsten Idee, der "Babbelstund", geht der Gästeführer neue Wege. Dazu packt er seinen Laptop ein und verbindet, wo immer er eingeladen wird, diesen mit einem Beamer, um seine Zuhörer zu einem virtuellen Stadtrundgang einzuladen. Rudi Hoffmann weiß so allerhand zu den Bildern zu erzählen, die auf der Leinwand erscheinen.

"Ich verknüpfe damit drei wesentliche Merkmale: Das Festhalten an Fachwissen, die Vermittlung desselben an Menschen, die nicht oder nicht mehr an einer realen Stadtführung teilnehmen können und die Möglichkeit, mobil auf Anfragen zu reagieren und präsent zu sein; vom Seniorenzentrum bis hin zum Messeauftritt", beschreibt der Kenner die Unterschiede zur klassischen Stadtführung.

Wenn er in seinem Vortrag den weiten Bogen spannt von der Reliquienüberführung „Translatio et Miracula SS. Marcelli et Petri“ 827 aus einer Kirchengruft in Rom bis nach Steinbach, kommen Bilder ins Spiel wie die Via Labicana in Rom oder Blut, das aus den Gebeinen fließt.

In dem kurzweiligen virtuellen Rundgang durch die Stationen der Stadtgeschichte und zu den Orten des Geschehens, wie diese sich heute präsentieren, bekommt der Betrachter rund 1200 Bilder zu Gesicht. Darunter befinden sich unzählige Dokumente, Belege und Fotoaufnahmen, die man im Original in der Stadt vergebens sucht, aber mit der Geschichte von Michelstadt in Zusammenhang stehen.

Dafür hat Rudi Hoffmann in Archiven und Bibliotheken gestöbert und ist natürlich auch im Internet fündig geworden. Die Animation macht es auch möglich, sich Objekte näher anzuschauen, wie beispielseise die Statue des heiligen Michaels, die bekanntlich einige Meter über dem Marktbrunnen auf einer steinernen Säule steht.

In der "virtuellen Babbelstund" blättert Rudi Hoffmann in mehreren hundert Jahre alten Handschriften aus der Nikolaus-Matz-Bibliothek und dringt in versteckte Räume vor, um sich Abbildungen auf Stuckdecken näher anzusehen, die aus Lehm und Quark geformt wurden.

Auf seinem virtuellen Rundgang durch die Altstadt holt Rudi Hoffmann historische Wirtshausschilder zum Greifen nahe heran und überträgt Inschriften und Gravuren in alten Eichenbalken auf ein Vielfaches ihrer Originalgröße.

Rund anderthalb Jahre hat Rudi Hoffmann an der virtuellen Stadtführung gearbeitet und seine Erkenntnisse, Funde und Kombinationen mit anderen Gästeführern und Historikern inhaltlich abgestimmt, bevor die ersten Außenstehenden sein Werk zu Gesicht bekommen haben.

Eingebettet ist die längst erprobte virtuelle Stadtführung in das Gesamtprogramm, mit dem das städtische Kulturamt die Bevölkerung wie Gäste auf Michelstadt aufmerksam macht. So darf ein Hinweis auf die ganze Bandbreite an Führungsangeboten, von der klassischen Altstadtführung bis hin zu den Themen- und Sonderführungen, am Ende der Präsentation von Rudi Hoffmann nicht fehlen.

Terminankündigung

Die erste "offene Babbelstund" mit Gästeführer Rudi Hoffmann findet am Samstag, 19. November, ab 18 Uhr im Gemeinschaftsaal in der Löwenhofreite statt. Zur Teilnahme an der einstündigen, virtuellen Stadtführung durch Michelstadt ist eine Anmeldung bis spätestens einen Tag vor der Vorführung erforderlich.

Gästeführer Rudi Hoffmann zeigt die Geschichte und alle Sehenswürdigkeiten Michelstadts in bewegten und animierten Bildern, wobei auch nicht sichtbaren Themen einer Stadtführung visualisiert werden.

Diese besondere Führung eignet sich insbesondere für Michelstadt-Interessierte und Besucher, die nicht mehr so gut zu Fuß sind; aber natürlich auch für jedermann. An Kostenbeitrag werden 5 Euro pro Person erhoben. Anmeldungen nimmt die Gästeinformation Michelstadt unter Telefon 06061-97941-10 entgegen.