Mit Faden, Fleiß und Fingerfertigkeit zur Feierabend-Kunst
Textilmarkt „Stich um Stich“ in der Altstadt erweist sich als BesuchermagnetMICHELSTADT. - Zeit musste man am Wochenende schon mitbringen, um all´ das aufzunehmen, was die Aussteller unter der Überschrift „Stich um Stich“ zu bieten hatten.
Keineswegs nur Frauen waren es, die sich am Samstag und Sonntag im Schenkenkeller, dem Stadtmuseum und der Löwenhofreite drängten.
Anregungen und Ideen suchten sie alle, um diese in Freizeit oder am Feierabend mit Fingerfertigkeit und fleißigen Händen in feine textile, oft künstlerische Sächelchen umsetzen zu können.
Die meisten Besucher wussten, auf was sie sich einließen. Gibt es doch diese unter dem Namen „Sticheleien“ ursprünglich von Edith Herzing ins Leben gerufene Messe doch schon länger als 30 Jahre.
Gerne ließen sich die Akteure über die Schulter schauen, freuten sich übers Fachsimpeln und Mitmachen.
Im Schenkenkeller ist es die Ausstellerin Mona Diekmann aus Gedern, die Knöpfe spannend findet. Vor allem die alten, mit traditionell weißem Garn verzierten Knöpfe an Bettwäsche haben es ihr angetan.
„Da es diese nicht mehr zu kaufen gab, habe ich angefangen, selbst welche zu fertigen“, erinnert sie sich an ihre ersten Schritte in dieser Handwerkskunst. Da Knöpfe für Bettwäsche aber längst ausgedient haben, hat die Gedernerin sie kurzerhand „aufgepeppt“ und ihnen eine moderne Optik verpasst.
Jetzt kommen die von ihr gefertigten Exemplare in vielen Größen und Farben vor allem an hochwertigen Textilien oder als Schmuck zum Einsatz. „Zwirnknöpfe waren Mitte des 18. Jahrhunderts in ganz Europa beliebt“, weiß sie.
Der Ursprung des Handwerks lag wahrscheinlich in Böhmen und Mähren und gelangte von dort nach Deutschland und Österreich. Traditionell wurden Zwirnknöpfe in Heimarbeit gefertigt.
Nicht nur Kinder, sondern auch Bäuerinnen, Mägde und Damen in wohlhabenden Haushalten verstanden sich auf diese Kunst. Es liegt Mona Diekmann am Herzen, diese Kunst zu bewahren und weiter zu geben.
Mit ihr den Platz im Schenkenkeller teilen sich Katy Fischer, Mörlenbach, mit Hüten und Mützen aus Woll-Walkstoffen, Elke Guthmann, Ginsheim (Strickmusterbücher), Petra Holzer, Waghäusel (handgestrickte Accesoires aus edlen Garnen und Seide), Daniela Messner, Michelstadt (erlesene Näharbeiten), Angelika Reinhard, Mosbach (Näh- und Strickanleitungen), Ludmila Scholz, Reinheim (Damenoberbekleidung), Anneliese Wolf, Reutlingen (Klöppel, Fadenrollen, Handspindel), Cornelia Odedra, Lorsch (Stickbänder), Hedi Engelmann, Aschaffenburg (Taschen, Häkeldeckchen).
Im Innenhof der Löwenhofreite ihre Verkaufstische aufgebaut haben Veronika Kottisch, Frankfurt (Vintage Patchwork), Judith Mehrens, Aschaffenburg (Kreuzstich-Faszinationen), Heike Rühl-Konrad (Wolle und mehr).
Im Gemeinschaftsraum sorgt das Klöppeln der 1994 von Helga Walter und heute von Barbara Corbet geleiteten Michelstädter Gruppe für Hingucker.
Mit im Raum ist die 82-jährige Marie Heisig aus Ober-Ramstadt mit hessischer Weißstickerei. Wer auf ihre Arbeiten schaut, die nicht verkauft werden, muss sehr genau hinsehen. So filigran sind die Muster, die auf das Leinen gestickt sind.
Im Stadtmuseum werden die Fertigkeiten von Cornelia Göst, Kirchzell (Hüte, Mützen, Schals, Andrea Seilheimer, Michelstadt (Sticken, Häkeln, Nähen), Christa Treiber, Schriesheim (Allerlei aus Stoff), Anja Ullrich, Bürgstadt (Teddybären), Michelle Mohr, Michelstadt (Patchwork/Quirlting) und Undine Ernsthaus, Frankfurt (Knöpfe/Stoffe) nachgefragt.