Dorftreff Olfen: Mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Peking
OLFEN. - Das haben sich viele Besucher aus dem gesamten Odenwald und dem Neckartal nicht entgehen lassen, als der weithin bekannte Beerfeldener Arzt, Dr. Raimund Keysser, in einem fast zweistündigen Vortrag über seine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Peking berichtete.
Die sehr kurzweilige Schilderung im vollen Haus beim jüngsten Dorftreff Olfen im Gasthaus „Zum Spälterwald“ war angereichert mit viel Wissen über Länder und Menschen, Kulturen und Natur.
Sie war untermalt durch Lichtbilder und Filmsequenzen, wodurch die Zuhörer einen großartigen Eindruck von der 16-tägigen Reise bekamen, die in Moskau begann und in Peking endete.
Farbenprächtige Bilder führten die Zuhörer durch Moskau mit dem Kreml, dem Roten Platz und seinen Prachtbauten bevor sich die 180 Reisenden mit dem 500m langen Zug mit Namen Zarengold in 14 Wagons, mit zwei Toiletten und einer Dusche pro Wagon in der Betreuung einer großen Anzahl Zugpersonal auf die 9.000 Kilometer lange Strecke durch Sibirien über die Mongolei bis ins ferne China begaben.
Die Transsib ist die Hauptachse des russischen Eisenbahnnetzes und das Verbindungsglied des asiatischen und des europäischen Bahnnetzes, die längste Eisenbahn Russlands und der zweitlängsten Eisenbahnstrecke der Welt.
Die klassische Transsibirische Eisenbahn führt von Moskau nach Wladiwostok mit einer abzweigenden Strecke, die in Peking endet, und ist heute unproblematisch und bequem im Bordrestaurant und Liegewagen zu genießen.
Die Zuhörer erfuhren von Raimund Keysser, dass die Bahnstrecke ab 1890 in sechs Teiletappen mit zeitweise Hunderttausend Strafgefangenen, Soldaten oder abgeordneten Arbeitern quer durch das Land gebaut wurde. Der Zar wollte einen Zugang zum offenen Meer und der war ganz im Osten, in Wladiwostok.
Eine schwere Arbeit, da der Boden im Osten im September friert und im Mai erst wieder auftaut. So lösten sich Dampf-Diesel- und Elektroloks im Laufe der Zeit ab. Die Strecke zwischen Ural und Pazifik liegt vollständig auf russischem Gebiet und wurde erst 1916 vollendet.
Teilstrecken sind die Transmandschurische Bahn und die Transmongolische Bahn. Keysser's Reisebeschreibung bezog sich auf letztere Strecke. Die Route der Transsib reicht vom Moskauer Jaroslawler Bahnhof nach Wladiwostok und umfasst 2 Kontinente, 16 große Flüsse, 6 Föderationsstaaten und fast 100 Städte.
Bis heute sind die Brücken über die Flüsse Amur, Jennisej und Ob einzigartig und sind die größten des Kontinents. Insgesamt hat die Strecke 485 Brücken und passiert große Industriestädte wie Nowosibirsk, Krasnojarsk, Irkutsk, Ulan Ude, Tschita, Chabarowsk und Wladiwostok.
Raimund Keysser räumte mit der Vorstellung auf, dass die Bahnreise langweilig sei und ausschließlich aus einer Zugfahrt bestand. Die Gäste wurden weitgehend nachts gefahren, während es am Tage geführte Stadtbesichtigungen gab, viel Folklore und köstliche Gourmetausflüge. An den Haltepunkten wurde frisch eingekauft und alle Mahlzeiten wurden in der Zugküche frisch zubereitet.
Stopp war in KASAN an der Wolga, der Hauptstadt von Tatarstan, ein Zentrum des Islam in Russland, mit farbigen Holzhäusern aus der Zarenzeit. Es folgte JEKATERINBURG am Ural, der Schnittstelle Europa-Asien, mit der Erinnerungsstätte an die dort ermordete Zarenfamilie.
NOVOSIBIRSK am Ob, eine Stadt mit Architektur aus der Sowjetzeit, erreichte der Zug nach 3.100 Kilometern. Die früher verbotene Stadt KRASNOJARSK in Ostsibirien war ein Zentrum der Atom-und Rüstungsindustrie. Der 3.400 km lange Fluss Jenissei ist hier unvorstellbare acht Kilometer breit.
Schließlich hielt der Zug in IRKUTZK, das Paris Sibirien's, 60 km nördlich des Baikalsees. Der BAIKAL SEE ist mit einer Länge von 640 km (Bodensee-Hamburg), einer Breite bis zu 80 km und einer Wassertiefe von 160 Meter das größte Süßwasserreservoir der Erde. Er friert im Winter mit einer Eisdecke bis 10 Meter zu und dient sogar als Autostraße.
Es folgte die Hauptstadt der Mongolei ULAN UDE im südöstlichen Sibirien, wo sich die Strecke nach PEKING teilte. Die faszinierende weite Landschaft der Mongolei, der Grenzübergang, Passkontrolle, Übernachtung in Jurten, Begegnung mit großen Pferde-und Yaks-Herden wurden von Keysser ebenfalls eindrucksvoll geschildert.
Weiter ging es durch die Wüste GOBI, dann der Grenzübergang nach CHINA mit einem Zugwechsel, weil es eine andere Spurweite gab und schließlich die Ankunft in PEKING bei 40 ° C.
Die Schilderungen Keysser's und die gezeigten Bilder von der Besichtigung der Großen Mauer, der verbotenen Stadt, dem Platz des Himmlischen Friedens. unterstrichen die Fülle der Eindrücke dieser großartigen Reise. Der Kontakt zur Bevölkerung war immer sehr herzlich.
Viel Dank und Beifall gab es für den hervorragenden Vortrag. Es kam ein wenig Fernweh auf aber auch respektvolles Innehalten vor dem riesigen Weltreich, dessen Augen- und Ohrenzeugen die Zuschauer an diesem Nachmittag werden konnten.
Schon in der Antike gab es die Redewendung: „Der Weg ist das Leben“. Dieses Wort passt auch auf den Mythos der Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn an der Dr. Keysser seine Gäste an diesem großartigen Reiseerlebnis teilhaben ließ.
Vorsitzender Horst Schnur überreichte unter dem Beifall der Besucher dem Referent mit einem aufrichtigen Dank ein essbares Honorar aus aus Hausmetzgerei. Zu Beginn hatte Peter Petit aus Höchst auf seiner Mundharmonika eine Eröffnungsmelodie gespielt und die allgemeinen Geburtstagsnachrichten zum Dorftreff begleitet.
Beim nächsten Dorftreff am Dienstag, 25. September, berichten Steffi und Julia Selig über ihre jüngsten Aktivitäten beim Aufbau einer Schule im Erdbebengebiet in Nepal.