„Raum für liebevolle Erinnerung“
ERBACH. - Es ist ein Zusammenspiel von Tod und Trauer auf der einen und Lebendigkeit auf der anderen Seite.
Das Trauer- und Erinnerungsmal für Sternenkinder, das nun auf dem Erbacher Friedhof enthüllt wurde, birgt in sich beides zugleich. Platziert inmitten des Gottesackers, umgeben von einigen Kindergräbern, bilden die drei Skulpturen aus Bronze, welche die Frankfurter Künstlerin Dorothee Andrae geschaffen hat, drei Kinder ab: einen Säugling, ein Kleinkind und ein schon etwas größeres Kind.
Sehr bewusst hat sich die Künstlerin, die am Beruflichen Schulzentrum Odenwaldkreis (BSO) in Michelstadt die Ausbildung zur Holzbildhauerin absolviert hat, für diese drei Figuren entschieden.
Denn die Menschen, in deren Alltag ein Kind fehlt, weil es schon vor oder während beziehungsweise kurz nach der Geburt gestorben ist, begleitet dieses Kind weiterhin und bleibt so auf gewisse Weise lebendig.
Auf die Frage, wie es vielleicht heute oder in wenigen Jahren aussehen könnte, gibt Dorothee Andrae mit diesen lebendig wirkenden Porträts eine mögliche Antwort. Die drei Kinder-Bronzeplastiken stehen auf eichenen Balken, ein vierter trägt ein Gästebuch, das auch Platz bietet für Gedanken, Reflexionen, Wünsche und Gebete.
„Die Skulpturen sollen dazu beitragen, dass Menschen, die einen solchen Verlust erlebt haben, sich gesehen fühlen und dass das Thema in der Gesellschaft präsenter wird“, wünschte sich die Künstlerin bei der Enthüllung.
Sie gab Einblicke in den Herstellungsprozess, erzählte auch vom Verlust einer Tonfigur während der Arbeit daran. Außerdem dankte sie allen, die ihr bei der Arbeit geholfen hatten – von den ersten Überlegungen bis hin nun zur Enthüllung.
Betreut hatten die Arbeit die Fachlehrer Kerstin Jennrich und Simon Lortz vom BSO. Gekommen waren auch viele Mitschülerinnen und Mitschüler. Ausdrücklich dankte Dorothee Andrae auch Maria Hockertz aus Michelstadt, von der die Idee für eine solche Erinnerungsstätte hier stammt.
Gefördert und finanziert hat die Arbeit der Rotary Club Erbach-Michelstadt. Der ehemalige BSO-Schulleiter Wilfried Schulz, zugleich Mitglied des Rotary Clubs, kam mit Maria Hockertz‘ Idee, die über Diakon Volkmar Raabe an ihn herangetragen wurde, in die Bildhauerwerkstatt des BSO und fragte zugleich bei seinen rotarischen Freundinnen und Freunden an, die dem Projekt sofort zustimmten.
Andrea Kruse, die amtierende Präsidentin des regionalen Rotary Clubs, betonte nun bei der Feierstunde auf dem Friedhof, dass mit der Gedenk- und Trauerstätte für Sternenkinder ein „Raum für liebevolle Erinnerung“ geschaffen werden sollte.
Diesem dringlichen Anliegen fühle sich der Rotary Club eng verbunden. „Möge dies hier ein Ort des Friedens und der trostspendenden Gedanken sein“, so die Präsidentin, die auch all denen dankte, die sich dafür eingesetzt haben, dass es diesen Ort nun gibt.
Eine kleine Andacht gestalteten der evangelische Pfarrer Roger Frohmuth (Beerfelden) und der katholische Diakon Volkmar Raabe (Pfarrgruppe am Odenwälder Einhardsweg) gemeinsam. „Menschen können hier auch um die Gegenwart Gottes bitten“, benannten sie eine weitere Dimension der neuen Gedenkstätte.
Die geliebten Kinder bei Gott geborgen zu wissen, schenke Trost; gleichwohl dürfe man auch Klagen oder Sprachlosigkeit, Zweifel und Verzweiflung vor Gott bringen. Raabe verlas in Reimform Gedanken eines Menschen, der sein Kind verloren hat.
Musikalisch umrahmte Felicitas Schulz die kleine Feierstunde; sie sang zwei Lieder, die das Thema Sternenkinder in anrührender Weise aufgreifen.