Die Perle wieder zum Glänzen bringen
Die evangelische Kirche in Güttersbach muss umfassend saniert werdenGÜTTERSBACH. - Auch dem Glanz einer Perle vermag die Zeit zuweilen etwas anzuhaben. Aber Fachleute können manches unternehmen, um ihrer Schönheit wieder zu Geltung zu verhelfen.
Diese Parallele gilt der evangelischen Quellkirche in der Dorfmitte von Güttersbach, denn von einer „Perle“ spricht Kirchenarchitektin Nicole Wenzl von der Bauabteilung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN).
Sie bescheinigt dem Gotteshaus „ein ganz tolles und kostbares Innenleben“: einen aus Eichenholz gezimmerten gotischen Dachstuhl, den ältesten im Dekanatsbereich; ein besonderes Fenster in der Sakristei und einen uralten Taufstein, um einige Beispiele zu nennen.
Bei einem Ortstermin näherten sich Ortspfarrerin Xenia Mai, die mit den Bauvorhaben beauftragte Architektin Gesine Stöcker (Michelstadt) und Kirchenarchitektin Wenzl – wegen Corona-Gefahr jeweils getrennt – mit einem Kranausleger dem Kirchendach samt seinem markanten Turm, um den baulichen Zustand ins Auge zu fassen.
Deutlich ist vor allem: „Das Dach hätte keinen weiteren Winter überstanden“, erklärt Pfarrerin Mai. Die Ziegeln seien teilweise regelrecht aufgeblättert.
Also wird nun in absehbarer Zeit ein Gerüst gestellt und das Dach am Schiff des erstmals Ende des 13. Jahrhunderts erwähnten Kirchenbaus abgedeckt und mit einer Plane überzogen.
„Dann sind auch genauere Voruntersuchungen an der Holzkonstruktion im Dachstuhl möglich“, erklärt Architektin Stöcker. Dass die Fußpunkte im Tragwerk marode seien, habe man bereits 2012 festgestellt und vorerst mit einem Behelf gearbeitet. Außerdem wird die Fassade an Langhaus und Turm unter die Lupe genommen.
Die weitere Planung sieht eine Zweigleisigkeit vor, denn mit einer Außensanierung ist es in Güttersbach leider nicht getan.
Während dieses Jahr die Voruntersuchungen für Arbeiten im Dachstuhl stattfinden, die dann neben einer Fassadensanierung für 2021 vorgesehen sind, sind parallel dazu fürs kommende Jahr Vorarbeiten im Inneren des Gotteshauses anberaumt, die schließlich 2022 folgen könnten.
Zu dem Ortstermin waren auch Kirchenvorstandsmitglieder, Vertreter von Baufirmen und des Planungsbüros dazugekommen.
Die Güttersbacher Bevölkerung hatte eigentlich bei einer Gemeindeversammlung Mitte März über die anstehenden Planungen und Arbeiten informiert werden sollen; dann kam Corona und durchkreuzte auch dieses Vorhaben.
Was die Finanzierung angeht, ist eine schwierige Zeit angebrochen: Die Corona-Pandemie mit ihren wirtschaftlichen Folgen wird sich auch massiv auf die Kirchensteuereinnahmen auswirken.
Aber die Kirche in Güttersbach habe Priorität, „weil das Dach in einem wirklich schlechten Zustand ist“, erklärt Kirchenarchitektin Wenzl.
Entsprechende Mittel seien vorreserviert. Die wird es auf jeden Fall brauchen. Genaue Kosten sind indes derzeit nicht abzuschätzen, dafür sind die Planungen noch zu sehr am Anfang. Gewiss ist aber, „dass die Summe im siebenstelligen Bereich liegen wird“, sagt Pfarrerin Xenia Mai.
Einen großen Teil wird die EKHN als Landeskirche übernehmen, und Nicole Wenzl geht davon aus, dass das Landesamt für Denkmalpflege Hessen finanziell auch mit im Boot ist; Fachleute waren bereits vor Ort. „Es geht ja drum, Kulturgut zu erhalten“, sagt Wenzl.
Aber auch die Kirchengemeinde Güttersbach selbst wird einiges aufbringen müssen. Wer schon jetzt hierfür einen Beitrag leisten mag, kann dies mit einer Spende auf folgendes Konto tun: IBAN DE70 5086 3513 0006 0001 42, BIC GENODE51MIC.