Beleuchtung und erweitertes Programm sollen Erbacher Schlossweihnacht beleben
SPD und GRÜNE im Erbacher Stadtparlament tun sich schwer mit der Fortentwicklung der Erbacher SchlossweihnachtERBACH. - Einen Konzeptvorschlag zur Attraktivitätssteigerung der Erbacher Schlossweihnacht hatte Bürgermeister Dr. Peter Traub den städtischen Gremien in den zuständigen Ausschüssen und abschließend auch der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstagabend vorgelegt.
Dies war notwendig geworden, nachdem die Parlamentarier zwar im laufenden Haushalt 100.000 Euro genau für solche Maßnahmen bereitgestellt, diese aber mit einem Sperrvermerk versehen hatten, um über Einzelmaßnahmen noch befinden zu können.
Der Finanzierungsbedarf für das jetzt vom Bürgermeister vorgelegte Konzept beläuft sich auf 70.000 Euro, wovon 45.000 Euro alleine auf Investition für neue Beleuchtungskörper und deren Installation entfallen. Weitere 25.000 Euro dienen der Erweiterung und Verbesserung des Rahmenprogramms zur Schlossweihnacht.
Drei Gegenstimmen (GRÜNE) und fünf Enthaltungen (SPD)
Dies segnete die Stadtverordnetenversammlung mehrheitlich bei drei Gegenstimmen (GRÜNE) und fünf Enthaltungen (SPD) bei Zustimmung aus CDU, ÜWG, FDP sowie drei SPD-Mitgliedern so ab.
„Wenn wir nichts tun, wird es die Erbacher Schlossweihnacht in einigen Jahren nicht mehr geben“, zeichnete Traub jetzt ein ebenso düsteres wie realistisches Szenario, nachdem zuvor in den Ausschüssen einzelne Ausschussmitglieder, insbesondere aus der SPD, das vom Bürgermeister vorgelegte Konzept als risikobehaftet eingestuft hatten.
Während Christa Weyrauch hauptsächlich den engen Zeitfaktor, innerhalb dessen eine vernünftige Vorbereitung und Abwägung nicht möglich gewesen sei, für die ablehnende Fraktion der GRÜNEN ins Feld führte, ging Antonio Duarte (SPD) weiter.
Parlamentsvorsteher Duarte gab sich als Pessimist
Insbesondere der sozialdemokratische Parlamentsvorsteher Duarte gab sich als Pessimist und warnte vor Ausgaben, die keinen Erfolg garantieren würden, und ergänzte: „Ich weiß nicht, ob wir uns das wirklich leisten können.“
Duarte sieht die Stadt Erbach aktuell zwar finanziell gut aufgestellt, und mit „Spielräumen“ ausgestattet, die Freigabe der erforderlichen Mittel zur Umsetzung des Belebungskonzepts für die Schlossweihnacht aber stark risikobehaftet. Gleichwohl wolle er die Schlossweihnacht keineswegs schlechtreden oder abschaffen.
„Schlossweihnacht eine wichtige Veranstaltung, nicht gegen andere ausspielen“
„Wie man ernsthaft unsere Schlossweihnacht in Frage stellt, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Die blutleeren Statements, ohne Herzblut, bringen mich auf die Palme. Es war sicher nicht ihre Absicht“, sagte Rudol Burjanko (FDP) in Richtung Parlamentsvorsteher Antonio Duarte.
„Wenn wir es nicht schaffen, diese Perle von Erbach, unser Schloss, ins rechte Licht zu rücken, dann können wir eh den Sarg zumachen. Die Schlossweihnacht ist eine ganz wichtige Veranstaltung, die können wir nicht gegen andere ausspielen.“
Einem Einwand von Horst Pilger (SPD), er finde 45.000 Euro für ein Beleuchtungskonzept in der ersten Stufe „recht ambitioniert“ zumal dann ja vielleicht eine zweite und dritte Stufe folgen solle und nicht gesichert sei, „wo wir unsere Nische finden können“, entgegnete Burjanko: „Da haben Sie wohl nicht so gut aufgepasst, denn wir haben hier Alleinstellungsmerkmale und der Bürgermeister hat diese genannt.
„Zeigt doch einfach mal Begeisterung und keine Verhinderungsmethoden“
Der Unterschied zu anderen Märkten ist, dass wir hier eine Schlossweihnacht und kein Massentourismus wie beispielsweise in unserer Nachbarstadt haben! Zeigt doch einfach mal Begeisterung und keine Verhinderungsmethoden“, forderte der Liberale seine Parlamentskollegen auf.
Zuvor hatte schon der Bürgermeister eindringlich darauf hingewiesen man müsse „das vermarkten, was wir haben – ein einzigartiges Ensemble, mit Schloss, Schlossinnenhof, Marktplatz und Lustgarten“. Und wenn man das richtig in Szene setze, könne man punkten, denn „im Odenwald hat das sonst keiner“, sagte Traub.
„Bewusst andere Akzente setzen“
Man wisse sehr wohl, dass man keinen Weihnachtsmarkt bewerben müsse, und wolle in Erbach auch gar nicht in Wettbewerb treten mit Michelstadt oder anderen Städten mit einem Weihnachtsmarkt, sondern vielmehr „bewusst andere Akzente setzen“.
„Wer es von der Atmosphäre her schöner, oder es geruhsamer haben möchte, ist herzlich eingeladen zur Schlossweihnacht nach Erbach zu kommen. Und dazu wollen wir mit einem neuen Beleuchtungskonzept und einem attraktiven Rahmenprogramm ein Zeichen setzen.“
Natürlich habe man die Hoffnung, dass dadurch wieder mehr Menschen kommen und dann auch wieder mehr Händler die Erbacher Schlossweihnacht beschicken, warb der Bürgermeister nachdrücklich für das von ihm präsentierte Konzept.
„Könnten uns dafür ein bisschen mehr Zeit nehmen“
Keineswegs infrage gestellt sah Christa Weyrauch die Erbacher Schlossweihnacht, auch wenn ihre Fraktion aus den genannten Gründen dem Konzept nicht zustimmen werde. Sie wisse nicht, was man sich unter einem „attraktiven Rahmenprogramm“ vorzustellen habe.
Wenn man die Schlossweihnacht in Erbach voranbringen wolle, „könnten wir uns dafür ein bisschen mehr Zeit nehmen“, sagte die Fraktionschefin.
Natürlich könne man sich andere Zeitmargen wünschen, wenn man die Themen so rechtzeitig einspielen könnte, dass alles in Ruhe besprochen werden könne, räumte der Bürgermeister ein. „Das wäre ja auch für uns in der Verwaltung von Vorteil, denn dann müssten wir uns nicht diesen kritischen Fragen aussetzen.“
„Mit Beleuchtung Ambiente effektvoller in Szene setzen“
Der Verwaltungschef verwies aber auf viele zu bearbeitenden Themen, „dass das zeitlich nicht immer optimal klappt“. Man habe jetzt im Wesentlichen auf Beleuchtung gesetzt, „weil wir mit Beleuchtung das Ambiente, das wir haben, effektvoller in Szene setzen können“.
Die jetzt vorgeschlagene Beleuchtungs-Investition sei nachhaltig „und kein Leasing“. Die meisten Leuchtmittel, die beispielsweise an den Platanen, den zwei Mümling-Brücken oder an den Wasserspielen angebracht werden sollen, würden dauerhaft dort verbleiben.
Im kommenden Jahr sollen diese Maßnahmen einer kritischen Bewertung unterzogen und über eventuelle weitere Schritte in diese Richtung nachgedacht werden, sagte Traub.
„Eine gute Maßnahme, die Stadt während der Weihnachtszeit attraktiver zu machen“
Dem Einwand von Klaus-Peter Trumpfheller (CDU), der in Betracht zog, man könne ja eventuell auch nachträglich feststellen, dass „das nicht der große Renner war“, entgegnete der Rathauschef: „Das ist das Risiko bei allen Aktivitäten, die Menschen unternehmen.“
Genau deshalb diskutiere man über solche Dinge, „und am Ende muss jeder für sich entscheiden, glaube ich daran, dass das ein lohnendes Investment ist, oder eben nicht“. Eine Garantie für einen Erfolg gebe es freilich nicht, „aber wer nicht kämpft, hat schon verloren“.
In der zuständigen Abteilung Stadtmarketing in der Verwaltung sei man jedenfalls überzeugt, „dass das eine gute Maßnahme ist, die Stadt während der Weihnachtszeit attraktiver zu machen“.
„Müssen es heute beschließen“
ÜWG-Fraktionssprecher Michael Gänssle positionierte sich klar: „Wollen wir Akzente setzen, oder wollen wir die Schlossweihnacht noch einmal laufen lassen wie letztes Jahr, mit der Gefahr, dass sie 2020 nicht mehr da ist? Das ist die Entscheidung, die wir heute treffen!“ Wenn man dieses Jahr etwas verändern wolle, „müssen wir es heute beschließen“, sagte Gänssle.
Abschließend stellte Dr. Peter Traub noch einmal mit einem engagierten Appell klar: „Ja, es ist misslich, dass immer wieder zu wenig Zeit ist.“ Jeder, der sich auf der politischen Ebene engagiere, habe – gleich auf welcher Ebene – immer das gleiche Dilemma mit vielen Themen in einem engen Zeitfenster.
„Lasst ein bisschen die Kirche im Dorf“
„Egal, wie wir uns hier aufstellen, es wird immer wieder die Situation geben, dass Menschen sagen, es gibt zu wenig Zeit. Es wird sich nicht ändern lassen, jeder der sich politisch engagiert, wird aus diesem Dilemma nicht rauskommen.
Es gibt aber keine Absicht von unserer Seite, Euch Dinge spät zu zeigen, denn es wäre in unserem ureigensten Sinne, dass Ihr alles rechtzeitig bekommt, denn wir kriegen doch die Stressfragen. Also lasst ein bisschen die Kirche im Dorf“, denn schließlich sei die Welt nicht perfekt.
Hier würden „ständig die Kämpfe der Vergangenheit geführt“, freute sich Traub, „heute Gelegenheit zu haben, einige Punkte anzusprechen: Wenn es so war, dass früher immer alles zu spät, immer zu knapp kam, dann habe ich zurecht gesagt, ich möchte das ändern.
Aber ich kann nicht hexen, denn es gibt viele Themen, es kommen immer wieder außergewöhnliche Themen“, die einen geordneten Tagesablauf verhinderten.
„Ich mache keine taktischen Spielchen“
Aussagen wie >es ist wie früher< wies der Bürgermeister „vehement zurück“, und verwehrte sich entschieden dagegen. Auch Dinge, die über einen bestimmten Zeitraum gelaufen seien, auch im Kulturellen, „wie gehen wir miteinander um“, ließen sich beim besten Willen „nicht von einem Tag zum anderen, und auch nicht innerhalb eines Jahres komplett ändern“.
Er sei stets bestrebt, Dinge positiver zu machen. Er sei keineswegs fehlerfrei, versicherte aber nachdrücklich: „Ich mache keine taktischen Spielchen“, sagte Traub unter dem Beifall des Plenums.
Volker Scheuermann (ÜWG) hob die positive Stimmung in der Bevölkerung seit dem Amtsantritt von Dr. Peter Traub hervor und lobte die von ihm angeschobenen Maßnahmen. Sein Appell richtete sich an alle Parlamentskollegen, den Blick ausschließlich in die Zukunft zu richten.