NEWS

Ein Stück Normalität in schwierigen Zeiten

Teamarbeit: Jennifer Johne (rechts) und Teresa Burczyk vor dem „Kindergärtchen“ in Michelstadt. Foto: „Kindergärtchen“

Die Corona-Krise und…(6): Jennifer Johne und Teresa Burczyk vom Michelstädter „Kindergärtchen“ über Notbetreuung, Kinderfragen und solidarische Eltern

ODENWALDKREIS. - Die Stille irritiert Teresa Burczyk noch immer. Wo sich normalerweise gut 50 Kinder tummeln, kommen derzeit gerade einmal höchstens neun ins „Kindergärtchen“.

Wegen der Corona-Krise ist auch die Michelstädter Kita geschlossen. Nur noch Eltern mit bestimmten Berufen, etwa im Gesundheitswesen, dürfen ihre Kinder in die Notbetreuung bringen.

„Dass es so leise ist, fällt mir immer noch jeden Tag auf, wenn ich herkomme“, sagt Burczyk, die stellvertretende Leiterin der Kita. Die Leiterin Jennifer Johne empfindet das genauso: „Uns fehlt jedes einzelne Kind, das nicht hier sein kann.“

Auch sonst ist vieles anders im „Kindergärtchen“. Gibt es dort normalerweise keine altersübergreifenden Gruppen, sind in der Notbetreuung Krippen- und Kindergartenkinder zusammen.

„Was aber kein Problem ist, denn sie kennen sich aus dem Kita-Alltag gut“, sagt Johne. „Außerdem können wir uns jederzeit gezielt um ein einjähriges Kind oder ein Vorschulkind kümmern, je nach seinen Bedürfnissen.“

Viel mehr als sonst ist das Leitungsteam schon seit Mitte März im engen Kontakt mit Eltern, sowie bei bestimmten Fragen mit der Stadt und dem Jugendamt.

Es muss sich über die neuesten Verordnungen auf dem Laufenden halten, Dienste organisieren, ein offenes Ohr für die Kolleginnen haben – gerade jetzt, da alle in Kurzarbeit sind.

Die Situation bringt einige Belastungen mit sich. Am allerwichtigsten ist Johne und Burczyk aber, „dass die Kinder bei uns so gut es geht ein Stück Normalität erleben, denn sie haben gerade einen Alltag, den sie so nicht kennen“.

Die Erzieherinnen sind für sie da, lachen und spielen mit ihnen, frühstücken mit ihnen, trösten sie, fördern sie – so wie sonst auch. „Das geht natürlich nicht immer mit einem Abstand von 1,50 Metern“, sagt Johne und muss lachen.

„Aber wir achten darauf, dass die Notbetreuungsgruppe nicht zu groß wird. Sollten es einmal mehr als neun Kinder sein, machen wir zwei kleinere Gruppen.“

Insgesamt haben 16 der 51 Kita-Kinder Anspruch auf einen Platz in der Notbetreuung. „Die Eltern verhalten sich sehr solidarisch“, so Burczyk.

„Das heißt, sie schauen, ob sie wirklich einen Platz für ihr Kind brauchen oder die Betreuung anders regeln können. Das hilft anderen Eltern und auch uns, wobei wir natürlich für jedes Kind da sind, das einen Platz bekommen muss“, fügt Johne hinzu.

Das „Kindergärtchen“ wird von einem 2007 gegründeten Elternverein getragen. In der Einrichtung arbeiten 17 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit, einschließlich einer Hauswirtschafterin und einer Bürofachkraft.

Johne ist 39 Jahre alt und leitet die Einrichtung seit 2011. Burczyk, 29 Jahre alt, ist seit vier Jahren dort und seit August 2019 die stellvertretende Leiterin. Sie haben in Darmstadt beziehungsweise Frankfurt studiert, wollten aber wieder im Odenwald arbeiten, aus dem sie stammen.

„Nun müssen wir diese herausfordernde Situation meistern“, sagt Johne. „Das wird uns zusammen mit den Eltern und Kindern gelingen.“

Dazu gehört es auch, mit den Kindern über die Krise zu sprechen, wenn sie Fragen haben, hören, dass Menschen sterben, oder traurig darüber sind, dass sie ihre Großeltern nicht sehen dürfen. „Kinder sind sehr sensibel und empathisch.

Wir versuchen, beruhigend zu agieren, ohne dabei Gefühle wie etwa Traurigkeit oder Wut zu unterdrücken. Auch sie haben ihren Platz“, schildert Johne.

Im reinen Krisenmodus können sie und Burczyk aber nicht verharren. Sie denken bereits an den Sommer, wenn es wieder um die Platzvergabe in den Kitas geht und drei neue Sozialassistentinnen kommen.

„Auch das muss organisiert werden“, sagen beide entschlossen – und auch ein wenig erleichtert: Der Blick nach vorn vermittelt ein wenig Normalität, die auch die beiden Pädagoginnen gut gebrauchen können.