Landpfarrerin mit Leib und Seele
Gabriele Heckmann-Fuchs besetzt die halbe Stelle in Groß-Bieberau + + + Einführung am 15. MärzODENWALD / GROSS-BIEBERAU. - Rund neun Kilometer liegen zwischen der alten und der neuen Wirkungsstätte: Seit 1. März ist Gabriele Heckmann-Fuchs mit einer halben Stelle Pfarrerin in Groß-Bieberau. Mit der anderen halben Stelle wird sie Vertretungsdienste im Dekanat übernehmen. Zuvor war sie 18 Jahre lang in Ernsthofen tätig.
Der erste Arbeitstag in Groß-Bieberau begann mit der Vorfreude darauf, erreichbar zu sein: Das Diensthandy war rechtzeitig angekommen. Das neue Büro hatte sie schon in ihrem Urlaub eingerichtet. Der erste Arbeitstag begann aber auch gleich mit einem Beerdigungsgespräch.
„Wie das so ist in diesem Beruf“, sagt Gabriele Heckmann-Fuchs. „Ich freue mich auf die neue Aufgabe“, so die 56-jährige Theologin. „Das ist ein Neustart, mit dem ich mich insgesamt sehr wohlfühle.“
Nähe zu den Menschen
Der Wechsel hat mit der Pfarrstellenanpassung zu tun: Während die Stelle in Ernsthofen von einer vollen auf eine halbe Stelle gekürzt wurde, wurde die in Groß-Bieberau von einer viertel auf eine halbe Stelle und die in Neunkirchen von einer dreiviertel auf eine ganze Stelle aufgestockt.
Pfarrer Ottmar Arnd, der bisher von Neunkirchen aus mit in Groß-Bieberau tätig war, ist nun bis zu seinem Ruhestand im Sommer ganz in Neunkirchen.
Sie habe sich bewusst auf die halbe Stelle in Groß-Bieberau beworben, „weil es noch etwas ländlicher ist“, sagt Gabriele Heckmann-Fuchs. Aussegnungen, Kerb – das gebe es hier auch noch. „Da kann ich mich anschließen.“
Gabriele Heckmann-Fuchs ist eine erfahrene Pfarrerin und Landpfarrerin mit Leib und Seele: „Ich suche den nahen Kontakt mit den Menschen, das Mitleben, die Begleitung in allen Lebenslagen ist mir ein Anliegen.“
Der Odenwald ist ihre Heimat. Geboren in Darmstadt wuchs sie in Reinheim auf, besuchte in Groß-Bieberau die Albert-Einstein-Schule, wo sie auch ihr Abitur machte.
Sie studierte Theologie in Neuendettelsau und Heidelberg, absolvierte das Vikariat, also die praktische Ausbildung für den Pfarrberuf, in einem dörflichen Kirchspiel bei Limburg, war anschließend in zwei städtischen Kirchengemeinden in Rüsselsheim, dann in Rheinhessen und schließlich in Ernsthofen.
Anfangs teilten sie und ihr Mann Joachim Fuchs sich die Pfarrstelle, auch um gemeinsam die beiden Söhne Benjamin (24) und Jonathan (22) großzuziehen. 2010 übernahm ihr Mann die Pfarrstelle in Modau, wo sie seither im Pfarrhaus leben.
In Groß-Bieberau wird sie nun gemeinsam mit Pfarrer Sebastian Bähringer, dem Kirchenvorstand und dem Mitarbeiterkreis das Gemeindeleben mitgestalten. Ein Schwerpunkt wird die religionspädagogische Betreuung in der Kindertagesstätte sein und die Begleitung der Kirche mit Kindern.
„Das, was wir glauben, in eine kindgerechte Sprache zu fassen, macht mir viel Spaß“, sagt die Pfarrerin. In der zweiten Klasse sei sie einmal gefragt worden, ob sie das glaube, was sie da erzähle. – „Ja.“
Daraufhin die nächste Frage: „Was, wenn Sie irgendwann feststellen, dass es nicht stimmt, was Sie geglaubt haben?“ Ihre Antwort: Dann habe es ihr trotzdem geholfen.
Faden zum Himmel
Der Glaube ist für sie ein „Faden zum Himmel“, sagt Gabriele – „Gaby“ – Heckmann-Fuchs. „Ich habe im Glauben schon immer einen großen Halt gehabt.“ Die Familie war eingebunden in die Kirchengemeinde.
Und der Reinheimer Pfarrer Dragässer war es schließlich auch, der ihr zum Theologiestudium riet. Ein großes Vorbild war er ihr auch in Sachen Humor. „Ich lache gerne“, sagt Gabriele Heckmann-Fuchs.
Von ihrem frommen Großvater habe sie ein Grundvertrauen übermittelt bekommen, das nach wie vor trägt. „Gott ist für mich ein direktes Gegenüber“, sagt die Pfarrerin.
Was nicht heißt, dass es nicht auch Zeiten der Zweifel und der Anklage gibt. Die Seelsorge ist ihr ein wesentliches Anliegen. Sich von Berufs wegen Zeit nehmen zu können für Menschen, die sie brauchen, empfindet sie als großes Geschenk.
Privat wandert sie gerne mit Mann und Hund oder fährt Fahrrad. „Ich brauche die Bewegung draußen als Ausgleich und zum Nachdenken“, sagt sie.
Wenn sie Ruhe braucht, versenkt sie sich in Bücher, liest kreuz und quer, wobei die erste Seite entscheidend ist, ob ein Buch fesselt oder nicht. Aktuell begeistert hat sie das Buch „Der Klang“ – ihr Abschiedsgeschenk aus Ernsthofen.