Durch die Narbe scheint ein Licht
Monika Jung gestaltet besondere Kreuzskulptur für die Rothenberger KircheROTHENBERG. - Vor einiger Zeit entdeckte Monika Jung in ihrem Holzlager ein Brett mit einem kreuzförmigen Doppelriss in der Mitte.
Auf das Material Holz hat die 57-jährige Finkenbacherin einen besonderen, künstlerisch-kreativen Blick, fertigt sie doch neben ihrem Hauptberuf als Einzelhandelskauffrau gerne schöne Stücke – Sterne, Engel und vieles andere mehr; „Monis Holzträume“ eben, so heißt auch ihre Homepage, auf der sie die Arbeiten anbietet.
„Für manchen ist solch ein Stück vielleicht nur noch zum Verbrennen geeignet“, sagt die Künstlerin. Sie hingegen sah in dem Brett mit seinem Kreuz eine von selbst entstandene Skulptur, der sie mit ein wenig Aufarbeitung – Schleifen, Ölen, einem Sockel und drei Metallstäben – zu Geltung verhalf.
Weil sie weiß, dass der evangelische Ortspfarrer Reinhold Hoffmann für Holzarbeiten schwärmt und Kreuz und Kirche nun auch wirklich naheliegend sind, nahm sie Kontakt mit ihm auf und bot der Kirche die Arbeit als Geschenk an. Kurz vor Ostern war das, wo das Kreuz ja ohnehin auf besondere Weise im Mittelpunkt steht.
Pfarrer Hoffmann, der vor einiger Zeit für die Kirche bereits einen Holzengel bei Monika Jung gekauft hat, sagte dankbar ja zu diesem Angebot. Mit dieser Kreuzskulptur seien so viele Deutungen möglich, die auch weit über Passion und Ostern hinausgehen.
„Leben ist nie ohne Risse, Verletzungen, Kränkungen möglich“, so Hoffmann. Die Frage sei, wie jemand damit umgehe. Man könne sich zurückziehen oder aber die Herausforderung annehmen, diese Veränderungen ins Leben zu integrieren.
„Der Riss oder eine Narbe bleibt dann zwar bestehen, lebt aber fortan mit.“ Und das besondere und symbolische hier: Durch den Riss scheint Licht. Das heißt für den Pfarrer: „Leben kann gelingen, trotz Leid und Verletzungen, sie machen mich zu dem, was ich bin“.
„Holz war mir in die Wiege gelegt“, ist sich Monika Jung rückblickend sicher. Der Vater und ein Großvater seien Waldarbeiter gewesen, der andere Großvater Schulmöbelbauer.
Den künstlerischen Blick lernte sie spätestens bei einem Goldschmied, bei dem sie zwar in ihrem angestammten Beruf als Einzelhandelskauffrau tätig war, aber gelegentlich auch in der Werkstatt mitarbeitete.
Vor etlichen Jahren begann sie dann Sterne aus Holz zu fertigen und musste bald schon immer mehr davon herstellen, Auftragsarbeiten sozusagen. „Bei mir ist nix akkurat, hat Ecken und Kanten“ – und damit Charakter; Natur eben.
Sie fertigte auch schon Engel aus Rebenholz. Aktuell gestaltet sie zusammen mit ihrem Mann, einem ausgebildeten Maschinenschlosser, Katzenkratzbäume und Stehtische.
Ihre Werkzeuge sind Stichsäge, Fräse, Hobel und Brennpeter, das Holz stammt mit Ausnahme der Weinreben, welche sie in der Pfalz bekommt, aus der näheren Umgebung ihres Wohnorts, zum Teil auch aus dem eigenen Wald.
Das Holzstück, welches nun mit Kreuzriss in der Kirche steht, stammt von einer Eiche. Ähnlich wie der Holzengel wird diese Arbeit nicht immer in der Kirche zu sehen sein, sondern nur zu bestimmten Gelegenheiten.
Hinten an der Skulptur ist übrigens eine Kerze befestigt, damit das Licht deutlich sichtbar durch den Riss scheinen kann – und die Arbeit ihre besondere Botschaft im doppelten Sinn ausstrahlt.