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1.000 Wollquadrate als Zeichen der Selbstbestimmung und Solidarität

Bunte Kreise als Zeichen der Selbstbestimmung und der Solidarität: Bei dem Abschluss der Aktion „Wir stricken unser Leben!“ schmückten die gestrickten und gehäkelten Wollquadrate den Marktplatz in Erbach. Foto: Michael Cress

Abschluss der Aktion „Wir stricken unser Leben!“ auf dem Marktplatz in Erbach

ODENWALDKREIS / ERBACH. - So bunt war das Pflaster des Erbacher Marktplatzes noch nie: Im Rahmen des Abschlusses der Aktion „ Wir stricken unser Leben!“ waren am Sonntag, 17. Juni, über 300 Quadratmeter des Platzes mit bunten Quadraten bedeckt.

Die über 1.000 Einzelteile, die dafür nötig waren, wurden von unterschiedlichen Menschen gestrickt oder gehäkelt, anschließend zu Decken und Ponchos zusammengenäht und nun zugunsten des Erbacher Frauenhauses verkauft.

Die Idee für die Kampagne hatte die Gleichstellungsbeauftragte des Odenwaldkreises, Petra Karg, aus Norditalien mitgebracht. Sie fand in der Stadt Brescia unter dem Namen „Viva Vittoria“ statt.

„Die Idee und vor allem die Symbolik dahinter haben mich sofort begeistert, umso mehr freut es mich, dass viele Menschen aus dem Odenwaldkreis meine Begeisterung teilten und sich an der Kampagne beteiligt haben“, erläuterte Karg ihre Beweggründe, bevor sie den Hintergrund der Aktion, die sich gegen Gewalt an Frauen richtet, erklärte: Das Stricken der Quadrate stehe für das Aktivwerden, dafür, dass man Verantwortung für das eigene Leben übernehme und sich aus einer Opferrolle befreie.

Dies ist meist der erste und wichtigste Schritt für die Opfer häuslicher Gewalt, um sich aus ihrer Situation zu lösen. Das Zusammennähen der einzelnen Stücke stehe für Solidarität und ein Netzwerk, das einem helfe, während die dadurch entstehenden Decken Wärme und Geborgenheit symbolisieren.

„In einer Zeit, in der jede vierte Frau in Deutschland unter häuslicher Gewalt leidet, setzt diese Aktion ein Zeichen“, so die Gleichstellungsbeauftragte.

Unterstützt wurde die Aktion von der Frauenkommission. Hierfür sprach Kreisbeigeordnete und Vorsitzende der Kommission Anni Resch und betonte, dass es sie besonders freue, dass sich viele Migrantinnen und Migranten an der Kampagne beteiligt hätten und die Aktion so auch zur Integration beigetragen habe.

Landrat Frank Matiaske dankte Petra Karg für ihr großes Engagement, die über ein Jahr an der Kampagne gearbeitet hatte. „Es ist wichtig, immer wieder auf das Thema häusliche Gewalt aufmerksam zu machen und Betroffene dadurch zu unterstützen.

Wenn das dann auch noch auf so ungewöhnliche und bunte Weise geschieht, die viele Menschen miteinbezieht, ist das ein hervorragender Ansatz“, so der Landrat.

Für das Rahmenprogramm des gelungenen Kampagnenabschlusses sorgten in Kooperation mit der Volkshochschule des Odenwaldkreises Schülerinnen und Schüler der Ernst-Göbel-Schule (Höchst) mit musikalischen und schauspielerischen Einlagen. Außerdem bereicherte Michael Cress die Veranstaltung mit seinem Dudelsack.

Wer noch eine der Decken oder der Ponchos erwerben und damit das Frauenhaus unterstützen möchte, kann dies während des Theatersommers in Erbach ab dem 28. Juni tun. Dort werden die Decken und Ponchos zum Kauf angeboten.

Es besteht darüber hinaus die Möglichkeit, sich direkt an die Gleichstellungsbeauftragte Petra Karg zu wenden: Telefon 06062 70-222; E-Mail p.karg(at)odenwaldkreis.de