Aufs Teilen kommt es an
WÜRZBERG. - Erntedank – das bedeutet aus christlicher Sicht dankbar zu sein, für das, was man zum Leben bekommt: für das, was im Garten, auf Feldern und Bäumen wächst, für sauberes Trinkwasser auch. Erntedank bedeutet aber zugleich, an andere zu denken; vor allem dann, wenn etwas im Überfluss vorhanden ist.
Beim Gottesdienst in Würzberg, der passenderweise auf einem Hof, nämlich dem der Familie Trumpfheller, gefeiert wurde, stand ebendieser Gedanke im Mittelpunkt.
Michael Trumpfheller, der zurzeit bei der Michelstädter Pfarrerin Anneke Peereboom in der Würzberger Kirchengemeinde eine Ausbildung zum Lektor (ehrenamtlicher Prediger) absolviert, predigte über das Gleichnis vom reichen Kornbauern.
Im Lukas-Evangelium wird berichtet, wie ein Mensch reich erntet und sich Vorräte anlegen möchte – gleichzeitig aber alles für sich behalten will. Damit ist er reich auf Erden, „nicht aber bei Gott“, wie Jesus in diesem Gleichnis verdeutlicht.
„Etwas zu besitzen und einen Vorrat anzulegen, ist ja nicht verwerflich“, so Trumpfheller. „Aber wer reichlich hat, soll auch an andere denken, soll teilen, damit alle genug zum Leben haben.“ Es gehe darum, vom Ich zum Wir zu kommen. – „Eigentum verpflichtet“, genau so steht es sogar im Grundgesetz (Artikel 14 (2).
Zu dem Hofgottesdienst in Würzberg waren auch Schülerinnen, Schüler und Lehrerinnen der Evangelischen Grundschule in Weiten-Gesäß gekommen.
Sie brachten selbstgebackene Brötchen mit und verkauften diese dort. Den Erlös gaben sie an die Erbach-Michelstädter Tafel weiter und unterstrichen so auf ihre eigene Weise den Gedanken des Teilens.
In Form von Trauben und Brot, welche die Grundschulkinder austeilten, erlebten auch die rund 50 Gottesdienstbesucher Erntedank auf sinnliche Weise. Musikalisch gestalteten die Schülerinnen und Schüler sowie Angelika Scharnagl am E-Piano den Hofgottesdienst.
Mitglieder des Würzberger Kirchenvorstands hatten gemeinsam mit der gastgebenden Familie und weiteren helfenden Händen den Hof liebevoll festlich geschmückt, etwa mit Ähren, Äpfeln und Kürbissen.
Michael Trumpfheller wird gemeinsam mit einem Dutzend anderer Männer und Frauen aus anderen Gemeinden des Evangelischen Dekanats Odenwald Ende Januar kommenden Jahres seine Ausbildung zum Lektor beenden und dann nach einer feierlichen Beauftragung selbst Gottesdienste gestalten.
Im Hauptberuf steht der promovierte Wirtschaftsingenieur, der sich auch im Michelstädter Kirchenvorstand und auf Dekanatsebene engagiert, in Diensten der Deutschen Bahn.