„Miteinander statt übereinander reden“
Vertreter von SPD und Odenwälder Jägerschaft tauschten sich zum Thema „Pakt mit der Jagd“ aus + + + Neue Sachlichkeit in der DiskussionODENWALDKREIS / ERBACH. - Es geht um Versachlichung, um ein aufeinander zugehen statt übereinander reden, um einen Neuanfang.
Ein Konsens soll her beim früheren Streitthema Jagdsteuer, waren sich die SPD-Vertreter Raoul Giebenhain, Eva Heldmann und Rüdiger Holschuh einig mit den Vorstandsmitgliedern des Odenwälder Jägervereins, Moritz Krellmann und Daniel Flick.
Das Zauberwort heißt „Pakt mit der Jagd“ in Anlehnung an ein Modell des Neckar-Odenwald-Kreises.
Beim Gespräch in der Erbacher SPD-Geschäftsstelle kristallisierte sich heraus, dass in vielen Punkten Einigkeit beim Thema „Pakt mit der Jagd“ herrschte.
Diese Aussetzung der Jagdsteuer favorisieren die Sozialdemokraten gegenüber einer kompletten Abschaffung. Im Gegenzug soll im Pakt vereinbart werden, welche Aufgaben die Jägerschaft übernimmt.
Giebenhain blickte in seinen einleitenden Worten auf die Vergangenheit zurück, die die Zukunft nicht mehr dominieren soll. „Das Thema wurde früher im Kreistag sehr emotional diskutiert“, erläuterte er.
Aktuell wird die Beratung „sehr versachlicht“, freute er sich. In der vergangenen Fraktionssitzung befasste sich die SPD ausführlich mit der Jagdsteuer. Dabei war eine gewisse Abkehr von früheren Positionen erkennbar – Stichwort „Pakt mit der Jagd“.
Krellmann erwähnte die in seinen Augen „unglücklichen Beschlüsse“ der Jägerschaft vor einigen Jahren, als es um die Forderung nach einer Abschaffung ging. Sollte dies nicht erfolgen, wollte man „die Tiere nicht mehr von der Straße holen“.
Heute gibt es andere Prioritäten: Die afrikanische Schweinpest steht quasi vor der Tür, der Wald ist durch den Klimawandel geschädigt. Borkenkäfer, Trockenheit und Stürme lauten die Schlagworte. „An diesen Dingen kommt niemand vorbei“, hob Krellmann hervor.
Der Vorsitzende des Jägervereins mit seinen 500 Mitgliedern zeigte sich froh über die Möglichkeit, unter anderem mit der SPD ins Gespräch zu kommen. Der Kreisjagdberater hofft inständig, „dass uns das Thema Schweinepest erspart bleibt“.
Denn käme sie im Odenwaldkreis an, „hat das irre Konsequenzen für alle Bereiche“. 85 Prozent der Odenwaldkreis-Jäger sind Vereinsmitglieder, erläuterte der Vorsitzende.
Wenn ein entsprechendes Agreement in Form des Paktes erreicht wird, „dann stelle ich mich vor die Leute und trete dafür ein“, kündigte er an. Krellmann ist wichtig, dass in der Übereinkunft auch ein Verständnis der Rolle des Gegenübers zum Ausdruck kommt.
Er denkt, dass sie dann „von den Leuten für gut befunden wird“. Flick pflichtete ihm bei: Die ersten Reaktionen waren positiv. Kreistagsvorsitzender Rüdiger Holschuh zeigte sich erfreut darüber, „dass das Thema so sachlich und fundiert angegangen wird“.
Ein Kompromiss bringt seinen Worten zufolge „einen Benefit für beide Seiten mit sich“. Er will die Vereinbarung überprüfbar machen, um sie auch nach außen transparent machen zu können – Stichwort Verzicht auf Steuereinnahmen von 90.000 Euro in finanziell schwierigen Zeiten.
Holschuh zeigte sich optimistisch, eine Ăśbereinkunft zu finden. Er kann sich darĂĽber hinaus vorstellen, nach einer gewissen Zeit ĂĽber eine Abschaffung der Jagdsteuer nachzudenken, wenn der Pakt die gewĂĽnschten Ergebnisse bringt.
Krellmann hat Verständnis für den Wunsch nach Überprüfung der vereinbarten Ergebnisse. Er bat aber darum, die Thematik nicht an Zahlen festzumachen. Der Vorsitzende sieht im Pakt „Good will von beiden Seiten“.
Er erhofft sich von der Vereinbarung „einen anderen Geist der Zusammenarbeit“, geprägt von Verständnis und Kooperation. Der Kreisjagdberater wünschte sich eine Wertschätzung in der Form, „dass sich der Kreis vor die Jägerschaft stellt und sagt, es ist sinnvoll, was hier geleistet wird“.
Raoul Giebenhain geht davon aus, dass der Pakt so gestaltet wird, „damit beide Seiten damit leben können“. Er machte klar, dass es aktuell mit der SPD keine Komplettabschaffung der Jagdsteuer geben wird.
In der Partei ist es angekommen, „dass die gesellschaftliche Funktion der Jagd heutzutage eine andere ist“, betonte er. In der Fraktion gebe es eine „grundlegende Wertschätzung“ der Jägerschaft, auch wenn alte Wunden noch nicht ganz verheilt sind.
Der Vereinsvorsitzende machte deutlich, dass er einen möglichst breiten Konsens zu diesem Thema anstrebt. „Ich will keine knappe Mehrheit“, betonte Krellmann – in beide Richtungen.
Seine Worte fielen bei Holschuh auf fruchtbaren Boden: „Ich strebe immer breite Mehrheiten an“, versicherte er. Für die Kreistagssitzung am 14. Dezember könnte es dann einen entsprechenden Verwaltungsvorschlag für einen „Pakt mit der Jagd“ geben.
Gerne liefert der Jägerverein dafür Input, bot Krellmann an. Eva Heldmann zeigte sich dankbar für das gute Miteinander. „Zusammen kommen wir voran“, hob sie hervor. Und Giebenhain sprach von einem Neunanfang, „den wir alle gemeinsam bestreiten“.