Aufstieg zum Kilimandscharo beim Dorftreff Olfen
OLFEN. - Mit viel Respekt und Bewunderung haben die Gäste mit Alt und Jung aus dem weiten Umkreis beim jüngsten Olfener Dorftreff im vollbesetzten Gasthaus „Zum Spälterwald“ die Berichte von Elly und Stefan Ries aus Erbach über ihren Aufstieg zum Kilimandscharo in Afrika verfolgt.
Den Anfang zu diesem abenteuerlichen Unternehmen nahm das Mediziner- Ehepaar in Nairobi im Cargo Human Care (CHC), wo beide ärztliche Hilfen für Bedürftige leisteten.
Die Einrichtung entstand auf private Initiative in Kooperation mit der anglikanischen Kirche und bietet neben ärztlichen Behandlungen bei Verletzungen und Erkrankungen von Kindern darüber hinaus auch die Unterkunft in einem Waisenhaus, eine Schule mit Berufsausbildung und Familienhilfen bis hin zur Versorgung mit Lebensmitteln.
Von Nairobi in Kenia aus machte sich das Ehepaar Ries auf den Weg nach Tansania zum höchsten Berg in Afrika. Stefan Ries, Neurologe im Erbacher NeuroCentrum, erwähnte, dass er bereits Extremsituationen als Student gemeistert hat bei der Besteigung des Mont Blanc im Jahr 1985 und auf Spitzbergen bei der Untersuchung von Robben.
Zudem hält er sich sportlich fit und hat u.a. an den Marathonveranstaltungen in New York und Berlin teilgenommen. Auch seine Frau Elly Ries, Kinderärztin in Erbach, stärkt ihre körperliche Belastbarkeit durch sportliche Aktivitäten.
Um sich gegen die Höhenkrankheit mit Kopfschmerzen und Schwindel zu wappnen, hatten die beiden Ärzte zeitweise in einem Sauerstoffzelt in ihrem Schlafzimmer versucht, sich an die Bedingungen beim Aufstieg auf den 5895 m hohen, erloschenen Vulkan vorzubereiten.
Die Geschichte dieses Berges und seiner Eroberung ist untrennbar verbunden mit der Epoche des deutschen Kolonialismus. Im Jahr 1889 bestieg der Leipziger Geograph, Schriftsteller und Verleger Hans Meyer als erster den Hauptgipfel Kibo des Kilimandscharo-Massivs und nannte ihn Kaiser-Wilhelm-Spitze als höchsten Berg des damaligen Deutschen Reichs.
Die Trekking-Tour im Bergmassiv erfordert eine gute Kondition und eine zunehmende Akklimatisierung und Gewöhnung an die Höhe. Mit einer kleinen Gruppe und mehreren Trägern starteten die Odenwälder Bergsteiger in 6-tägigen Etappen vom tropischen Regenwald hinauf bis Lavaregion und zum Kraterrand.
Während die heimischen Träger, die von ihrer Tätigkeit leben und ihre Familien mit den entsprechenden Einnahmen versorgen, die Zelte, Essen und Trinken, sogar eine faltbare Toilette und Wärmflaschen mit großer Freundlichkeit von Camp zu Camp aufwärts transportierten, hatte die europäischen Teilnehmer zunehmend mit den sich veränderten klimatischen Umständen zu kämpfen.
Während die Temperatur beim Start des Unternehmens im tropischen Regenwald plus 30° betrug, hatte man beim Sturm auf den Gipfel mit minus 20° zu kämpfen. Das Wasser in den Trinkflaschen war gefroren und ein besonderer Sonnenschutz für die Augen war erforderlich.
Die Serpentinen wurden mit zehn Schritten vorwärts und zehnmal atmen überwunden. Auf der Spitze des Kibo empfanden die Bergsteiger am Kraterrand eine „andere Welt“, ohne Handy und ohne Geräusche, mit ungewohnten Farben und einem besinnlichen, in sich gekehrten Bewusstseinszustand.
Der Abstieg über das Lavageröll war ebenfalls sehr beschwerlich, aber das Gefühl, mit entsprechender Fitness eine besondere Leistung erbracht zu haben und ein einmaliges Erlebnis mit nach Hause nehmen zu dürfen, erfüllte Elly und Stefan Ries mit großer Zufriedenheit.
Aus dem Kreis der Zuhörer kamen viele Fragen, die geduldig beantwortet wurden und die besonderen Erlebnisse beleuchteten.
Zum Schluss band Moderator Horst Schnur in seinen Dank eine Spendenzusage ein für die medizinische Arbeit in Nairobi, der das Ärztepaar Ries weiterhin verbunden ist.
Der nächste Dorftreff Olfen, der immer am letzten Dienstag im Monat stattfindet, sieht am 25. Oktober einen Film über Australien mit persönlichen Erlebnissen.
Die Zusammenkunft beginnt wieder um 14:30 Uhr Gasthaus „Zum Spälterwald“ mit munteren Wiedersehensgesprächen, Kaffee und Kuchen und Wurstspezialitäten aus der Hausmetzgerei.