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Hilfe, wenn die Welt zusammenbricht

Teammitglieder der Notfallseelsorge und Krisenintervention Odenwaldkreis im Jubiläumsjahr. Foto: Bernhard Bergmann

Notfallseelsorge und Krisenintervention Odenwaldkreis besteht seit 20 Jahren

ODENWALDKREIS / MICHELSTADT. - Jeder Mensch hat seine eigene Welt im Kopf. Durch einen tragischen Unglücksfall wie den plötzlichen Tod eines Angehörigen kann diese Welt in einem Augenblick zusammenbrechen.

In solchen Momenten ist oftmals die Notfallseelsorge und Krisenintervention im Einsatz, die im Odenwaldkreis im Herbst 1999, vor genau 20 Jahren, ihre Arbeit aufgenommen hat.

Was sie vor Ort erleben, wenn sie in ein Haus kommen, um zum Beispiel gemeinsam mit der Polizei eine Todesnachricht zu ĂĽberbringen, wissen die derzeit 34 ehrenamtlich Aktiven im Team nie.

„Oft sind wir Ideengeber, Ratgeber, einfach Tröster“, sagt Brigitte Schweitzer (73), die seit 15 Jahren dabei ist. „Manchmal auch ein beruhigender Faktor mitten im Chaos“, fügt sie an.

Eine Kerze anzünden, ein Gebet anbieten – schon oft hat sie gemerkt, wie sehr das Menschen in solchen Augenblicken, wenn sie gleichsam neben sich stehen, helfen kann.

Noch gut an ihren ersten Einsatz erinnern kann sich Brigitte Rodenhausen (53), die im Hauptberuf als Erzieherin arbeitet und seit fünf Jahren zum Team der Notfallseelsorge gehört.

„Ein Kind war in einem Heim verstorben“, erzählt sie. Der Kollegin, mit der sie unterwegs war – in Einsätze gehen die Teamer grundsätzlich zu zweit –, ging die Situation so nah, dass sie nicht bleiben konnte.

„Damals habe ich gleich gelernt: Wenn es nicht geht, kann man auch abbrechen“, so Rodenhausen. Das sei eine wichtige und auch entlastende Erfahrung gewesen.

Denn auch wenn alle gut ausgebildet sind und wissen, wie sie mit schwierigen, existentiellen Situationen umgehen können, so ist und bleibt doch die wichtigste Qualifikation: (Mit-)Mensch zu sein.

Das ist der Ausgangspunkt für die meisten, die sich dieser Arbeit stellen. Auch Pfarrer Eberhard Ramme (57), der seit vier Jahren im Team mitarbeitet, wollte gerne über sein Hauptamt hinaus Menschen helfen. „Einfach nur da sein zu können und die Hände frei zu haben“, das ist für ihn eine der Grundlagen für dieses Ehrenamt.

Getragen wird die Notfallseelsorge und Krisenintervention Odenwaldkreis gemeinsam vom Evangelischen Dekanat Odenwald und dem Deutschen Roten Kreuz Kreisverband Odenwald.

Hinzu kommt ein rühriger Förderverein, ohne dessen Hilfe die Arbeit nicht zu finanzieren wäre. Zuschüsse geben das Katholische Dekanat Erbach und das Evangelische Dekanat Vorderer Odenwald.

Regelmäßig bietet Pfarrerin Annette Herrmann-Winter Ausbildungskurse für neue Ehrenamtliche an, teilweise in Kooperation mit ihren Kollegen in anderen Landkreisen Südhessens.

Fluktuation im Team gehört dazu, „letztlich entscheidet die berufliche und private Situation“, weiß die Pfarrerin, die die Hilfseinrichtung seit 15 Jahren leitet. Menschen, die sich dieser gleichermaßen schwierigen wie wichtigen Aufgabe stellen möchten, hat sie bisher noch jedesmal gefunden.

Feiern möchte die Notfallseelsorge und Krisenintervention Odenwaldkreis ihr zwanzigjähriges Bestehen mit einem Konzert, zu dem das Landespolizeiorchester Hessen nach Michelstadt kommen wird. In der dortigen evangelischen Stadtkirche heißt es am Freitag, 27. September, von 18.30 Uhr an „Von Klassik bis Swing“.