„Der Worte sind genug gewechselt – jetzt lasst uns Taten sehen!“
Dr. Peter Traub in festlicher Sitzung der Stadtverordneten vor gut 300 Gästen in zweite Amtszeit als Bürgermeister der Kreisstadt Erbach eingeführtERBACH. - Mehr als 300 Bürger waren gekommen, um die Einführung von Dr. Peter Traub (parteilos) im Rahmen einer festlichen Sitzung der Stadtverordnetenversammlung in dessen zweite Amtszeit zu begleiten.
Im großen Saal der Werner-Borchers-Halle verpflichtete Stadtverordnetenvorsteher Antonio Duarte (SPD) den alten und neuen Bürgermeister auf die gewissenhafte Erfüllung seiner Pflichten als Erbacher Rathauschef, Erster Stadtrat Erwin Gieß (ÜWG) überreichte die Ernennungsurkunde und vor Duarte wiederholte Traub seinen Amtseid, wie er ihn schon vor sechs Jahren geleistet hatte, zur gewissenhaften Erfüllung seiner Pflichten und dem Versprechen, Schaden von der Stadt abzuwenden.
„Geduld, in sechs Jahren werde ich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr antreten“
„Meine Partei sind die Wähler“, sagte Traub, nachdem er von Duarte und Gieß mit der Amtskette aus Elfenbein geschmückt worden war. Er danke „denjenigen, die mir mit ihrer Stimme das Mandat für eine zweite Amtszeit gegeben haben, all denjenigen, die mich nicht gewählt haben, rufe ich zu: Geduld, in sechs Jahren werde ich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr antreten“.
Drei Gründe könnten allerdings noch eine Umkehr von dieser Wahrscheinlichkeit bewirken, sagte Traub und nannte als ersten Grund für eine mögliche Abkehr von der Wahrscheinlichkeit: „Wenn erneut ein ehemaliger, also ein abgewählter Bürgermeister meinen sollte, unserer stolzen Kreisstadt vorstehen zu wollen.“
Ein weiterer Grund könne sein, „wenn eine realistische Gefahr von rechtsextrem oder linksextrem oder sonstigen Extremen drohen sollte“. Beim dritten und letzten Grund outete er sich als häuslicher Befehlsempfänger: „Wenn meine Frau sagen sollte „Geh was schaffen!“
„Weiter voll engagieren und wie bisher rein sachorientiert und parteipolitisch unabhängig“
In den kommenden sechs Jahren wolle er sich „weiterhin voll engagieren und das wie bisher auch rein sachorientiert und parteipolitisch unabhängig“, sagte Traub.
Aus diesem Grund sei er auch kurz nach der Wahl vom 25. Februar „nach 34 Jahren Mitgliedschaft aus der FDP ausgetreten, um dem Votum meiner Wähler, die meine Unabhängigkeit schätzen, Respekt zu zollen“.
Seinen inneren, liberalen Kompass werde er natürlich beibehalten. Dank sprach er seinen städtischen Mitarbeitern aus, auf die er sich immer verlassen könne.
Wahlkampfthemen sollen im Mittelpunkt seiner Arbeit stehen
Seine Wahlkampfthemen stünden im Mittelpunkt seiner Arbeit während der zweiten Amtszeit, sagte der alte und neue Bürgermeister, wie schon vor sechs Jahren zu Beginn seiner Bürgermeistertätigkeit.
Folglich stünden die Stärkung der lokalen Wirtschaft, Klimaschutz mit Augenmaß, Sicherheit und Sauberkeit, sowie Stärkung des Gesundheitsstandorts Erbach wie auch der Stadtteile sowie mehr Raum für die Jugend im Fokus.
„Als Bürgermeister kann ich aber keine Wunder bewirken“, sagt Traub und ergänzte, dies gelte gleichermaßen für die Mitglieder des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung, „die alle in das enge Korsett aus Bundes- und Landesgesetz eingebunden sind“.
In vielen Bereichen komme man – nicht zuletzt fehlender Finanzmittel geschuldet – nicht schneller voran. So brauche man in Erbach dringend einen Integrationsbeauftragen. Diese Stelle sei seit Jahren im Stellenplan der Stadt verankert, jedoch nach wie vor mit einem Sperrvermerk versehen.
Traubs Forderung: „Stärker aufeinander zugehen“
„Um Parallelgesellschaften ein Ende zu setzen“, forderte Traub „stärker aufeinander zuzugehen“. Auch sieht er die Landesregierung in der Pflicht, den Datenschutz insoweit zu lockern, um an den Stellen Videoüberwachung einzurichten, die von ständiger Vermüllung und Vandalismus heimgesucht werden.
Letztlich hoffe er auf die Einsicht der städtischen Gremien, der Aufstockung der Stadtpolizei zuzustimmen. Sein Appell gehe auch an Land und Bund, endlich mit dem Bürokratieabbau voranzukommen. „Wenn sich da nichts ändert, werden wir künftig nicht nur Apothekerstreiks, sondern auch Bürgermeisterstreiks erleben“, orakelte Traub.
Die GRÜNEN-Fraktion in der Erbacher Stadtverordnetenversammlung hatte zuvor mitgeteilt, dass sie mit Bezug zu dem von Peter Traub geführten Wahlkampf nicht an der Parlamentssitzung zur Amtseinführung teilnehmen (siehe dazu FACT-Bericht unter: www.de-fakt.de/bundesland/hessen/odenwaldkreis/details/?tx_ttnews).
„Verlogenes Gegenprojekt“ verweigerte Sitzungsteilnahme
„Dr. Peter Traub hat im Wahlkampf unter anderem die Mitglieder unserer Fraktion als ‚verlogenes Gegenprojekt‘ bezeichnet“, hieß es dazu vom stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Jürgen Müller.
„Für ihn stellt die Unterstützung eines anderen Kandidaten (also ein völlig demokratischer Vorgang) >ein Tiefpunkt der politischen Kultur im Odenwaldkreis< dar. Traub unterstellte – nicht nur unserer Fraktion – Teil einer >Negativkampagne< zu sein“, hieß es dazu von den Erbacher GRÜNEN.
Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund stimmte der Bürgermeister aktuell friedlichere Töne an und gestand, dass es in einem Wahlkampf durchaus kernig zugehen könne.
Traubs Rückwärtsrolle mit Verweis auf Vorbildfunktion
„Entscheidend aber ist, dass wir nachher wieder zu einem konstruktiven Miteinander finden, denn wir haben selbstverständlich auch eine Vorbildrolle“, will Traub mittels Rückwärtsrolle zum Tagesgeschäft zurückkehren.
Schließlich erwarteten die Bürger „von uns allen zurecht, und da nehme ich mich selbst nicht aus, dass wir uns gemeinsam nur um die Weiterentwicklung unserer Stadt bemühen“.
Erster Stadtrat Erwin Gieß sprach von „Brückenbauern als Denunzianten“
Dieser von Traub aufgezeigte Friedenspfad erlebte freilich am gleichen Abend schon einen gewaltigen Dämpfer als nämlich Erster Stadtrat Erwin Gieß in seiner in Form einer gereimten Büttenrede vorgetragenen Magistratsansprache von „Brückenbauern als Denunzianten“ sprach.
Gemeint waren damit Traubs knapp unterlegener Herausforderer Eric Engels (CDU) und dessen Unterstützer aus SPD, GRÜNEN und Teilen der CDU, die >Brückenbauen< zum Wahlkampfthema erhoben hatten.
Peter Traubs aggressiver Wahlkampf hallt nach
So hallte denn der von Peter Traub geführte aggressive Wahlkampf, der von ÜWG und aus Teilen der gespaltenen Erbacher CDU auch am Abend der Amtseinführung noch gewaltig nach.
Dies wiederum veranlasste einen kommunalpolitischen Erbacher Insider zu der Aussage: „Der Worte sind genug gewechselt – jetzt lasst uns nach sechs Jahren endlich Taten sehen!“
Matiaske fand „die Möglichkeit gut, eine Wahl zwischen zwei Kandidaten zu haben“
Aus den Reihen der zahlreichen Gäste sprachen einige Vertreter des öffentlichen Lebens Grußworte. Darunter auch Landrat Frank Matiaske, der an diesem Abend in Doppelrolle fungierte.
Zunächst wollte er als Mitglied der Bläserband >Tiefes Odenwälder Blech< mit seiner Tuba Traub zwar „nicht den Marsch blasen“, fand es aber als Chef der Odenwälder Kreisverwaltung und Erbacher Bürger gleichwohl gut, „die Möglichkeit einer Wahl zwischen zwei Kandidaten zu haben“.
Er empfinde die zweite Amtszeit Traubs als „gute Möglichkeit den >Reset-Knopf< zu drücken“ und angesichts einer disharmonischen Stadtpolitik die zwischenmenschliche Ebene wieder in den Fokus zu nehmen.
Für die Erbacher Partnerstädte entbot Bürgermeister Marco Waschkowski (Königsee), für die städtischen Mitarbeiter Personalratsvorsitzender Andreas Ihrig Grußworte.