KOMMENTAR: Hättest Du geschwiegen, wärst Du Philosoph geblieben
Manfred Rommel befand: „Ein Politiker wird nicht dadurch zum Experten, dass er etwas über etwas sagt.“ Dem ist wenig bis nichts hinzuzufügen, nur die Anmerkung: Manfred Rommel und der Michelstädter Ex-Bürgermeister Reinhold Ruhr sind sich bisher wohl nicht begegnet.
Und falls doch, hat Reinhold Ruhr in seiner ihm eigenen selbstherrlichen Art entweder Manfred Rommel nicht zugehört oder das Gehörte als für sich nicht zutreffend erachtet.
Wie sonst könnte ein Ex-Bürgermeister, der während seiner aktiven politischen Tätigkeit von einem Skandal zum anderen stolperte, nach zehn Ruhestandsjahren sich jetzt via Leserbrief auf die Seite eines leitenden Innungshandwerkers schlagen, den er noch während dessen Bürgermeistertätigkeit aus der Nachbarschaft zunächst juristisch vehement bekämpft und sich dann mit ihm verbrüdert hatte?
Mit ähnlichen, wie den jetzt im Leserbrief geäußerten Verbalinjurien hatte sich Ruhr schon vor sechs Jahren im Standortmarketingskandal gegen den damaligen Odenwälder Landrat Dietrich Kübler erfolglos versucht.
Diese Allüren werden treffend beschrieben mit der im >SPIEGEL< zitierten Aussage des Kabarettisten Dieter Nuhr: „Es ist ein grundsätzlicher Fehler in diesem Land, sich auf eine Seite zu schlagen und zu denken, man sei auf der Seite der Guten.“
Vielleicht ist Reinhold Ruhr auch Max Scharnigg schon einmal begegnet. Denn dieser zieht in der >SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG< einen treffenden Vergleich: „Boris Johnson ist eigentlich wie der Typ früher in der Schule, den zwar keiner richtig mochte, mit dem aber alle trotzdem gerne befreundet waren.
Weil er im Mittelpunkt stand, immer irgendeinen spektakulären Mist baute oder sich Sachen traute, die sonst keiner machte, (…) aber von dem man schon früh wusste, dass man sich keinesfalls vertrauensvoll mit ihm einlassen sollte.“
Das während Ruhr's aktiver Bürgermeistertätigkeit vom Innenminister geforderte „Lex Spezialis“ zur damals angedachten Fusion Erbach-Michelstadt könnte ja aktuell noch einmal vom zwischenzeitlichen Ruheständler zur erneut untauglichen Forderung erhoben werden, um den beiden Protagonisten Buschmann und Ruhr, sprich „Schauspielern und Regisseuren in Personalunion“ (O-Ton ehemaliger Staatssekretär Graf), zur Absolution zu verhelfen.
Bleibt nur das Fazit zu Reinhold Ruhrs peinlichem Leserbrief: „Hättest Du geschwiegen, wärst Du Philosoph geblieben!“