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„Häusliche Gewalt ist nie eine Privatsache“

Demonstrativ: Landrat Frank Matiaske, die Gleichstellungsbeauftragte des Odenwaldkreises, Petra Karg, und Kathy Trautmann vom Verein Odenwälder Frauenhaus e.V. (rechts) hissen vor dem Landratsamt zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen eine Fahne mit der Aufschrift „Frei leben – ohne Gewalt“. Foto: Stefan Toepfer/Kreisverwaltung

Odenwaldkreis mahnt zu mehr Aufmerksamkeit + + + Aktion mit mehr als 30 Bäckereien

ODENWALDKREIS / ERBACH. - Der Odenwaldkreis setzt auch in diesem Jahr ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen.

Am heutigen Montag, 23. November, haben Landrat Frank Matiaske, die Gleichstellungsbeauftragte des Odenwaldkreises, Petra Karg, und Kathy Trautmann vom Verein Odenwälder Frauenhaus e.V. vor dem Landratsamt eine Fahne mit der Aufschrift „Frei leben – ohne Gewalt“ gehisst.

Außer der Teilnahme an dieser bundesweiten, von „Terre de femmes“ initiierten Aktion gibt es abermals die Kampagne „Gewalt kommt mir nicht in die Tüte“.

Dabei verkaufen Bäckereien im Kreisgebiet ab dem 25. November Brötchen in Tüten, die mit der Aufschrift „Nein zu Gewalt an Frauen“ auf das drängende Thema hinweisen und über Hilfsangebote informieren.

Der 25. November ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. „Dieser Tag erinnert in besonderem Maß daran, dass Gewalt gegen Frauen und Mädchen uns alle angeht. Häusliche Gewalt ist nie und nirgendwo eine Privatsache“, äußert Matiaske.

Karg hebt hervor, dass jede vierte Frau in Deutschland im Lauf ihres Lebens Gewalt durch ihren Partner erlebt. Auch sie mahnt zu mehr Aufmerksamkeit: „Nur wenn wir nicht wegschauen, kann sich etwas ändern.“

Matiaske und Karg danken den mehr als 30 Bäckereien, die sich in diesem Jahr an der Brötchentüten-Aktion beteiligen. Schon zum vierten Mal wird sie vom „Arbeitskreis gegen häusliche Gewalt im Odenwaldkreis“ organisiert.

„Wir freuen uns sehr über die gute Kooperation mit der Bäcker-Innung und den beteiligten Bäckereien sowie über die finanzielle Förderung durch das Land Hessen“, so Karg.

Auch wenn die Aktion aufgrund der Pandemie nicht im gewohnten Umfang mit Aktionen in einzelnen Bäckereien und mit Beteiligung der Bürgermeister vor Ort stattfinden könne, wolle der Arbeitskreis das Thema Partnerschaftsgewalt verstärkt ins Blickfeld rücken, trotz oder gerade wegen der aktuellen Krise.

„Unser Ziel ist es, die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren und zu mehr nachbarschaftlicher Aufmerksamkeit zu ermutigen. Betroffene Frauen sollen ebenso wie das helfende Umfeld über die verschiedenen Unterstützungsangebote informiert werden.“

Wichtige Anlaufstellen für betroffene Frauen sind Frauenberatungsstellen. Sie stärken und begleiten die Frauen auf ihrem Weg aus der Gewaltbeziehung, informieren über rechtliche Schutzmaßnahmen und erstellen bei Bedarf einen individuellen Sicherheitsplan.

Im akuten Bedrohungsfall können Frauenhäuser Zuflucht bieten. „Die Dimension von Häuslicher Gewalt wird in der Gesellschaft immer noch nicht genug gesehen“, sagt Kathy Trautmann.

„Deswegen sind öffentliche Kampagnen wichtig.“ Trautmann ermutigt Frauen, trotz der Corona-Krise Hilfe zu suchen. „Ich weiß, dass das mitunter schwierig ist, etwa wenn der gewalttätige Mann von Zuhause aus arbeitet und die Frau noch weniger Freiraum hat.

Umso wichtiger ist es aber, Wege zu finden, sich Unterstützung zu suchen.“ Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite www.frauenberatung-erbach.de.

Nach wie vor gibt es in Hessen insgesamt zu wenig Plätze in Frauenhäusern. Allerdings konnten im Odenwaldkreis durch den Neubau des Frauenhauses die räumlichen Voraussetzungen für eine Erweiterung von Schutzplätzen geschaffen werden.

„Eine wirksame Strategie zur Bekämpfung von Gewalt setzt voraus, dass für alle betroffenen Frauen und Kinder ein schneller und unbürokratischer Zugang zu bedarfsgerechter Hilfe möglich ist“, betonen Matiaske und Karg.