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Odenwälder Unternehmen erkennen Chancen von KI

Die Referenten des Abends Dr. Johannes Schrumpf und Leonie Konzelmann vom Beratungsunternehmen appliedKI im Gespräch mit den Mitgliedern des IVO-Vorstands Claus Lau, Rudolf Burjanko und Heinz-Peter Aulbach (von links). Foto: Manfred Giebenhain

IVO Businesstreff und ganztägiger Workshop zum Thema Künstliche Intelligenz

ODENWALDKREIS / BREUBERG. - Ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) etwas für den mittelständischen Unternehmer? Bereits das große Interesse am Impulsvortrag, zu dem die Industrievereinigung Odenwaldkreis (IVO) eingeladen hatte, beantwortet diese Frage eindeutig.

Die zur Verfügung stehenden Plätze waren ebenso rasch vergeben wie die 24 weiteren beim Workshop, der am Tag darauf in Schulungsräumen am Breuberger Standort von Pirelli Deutschland stattgefunden hat.

Beim Vortrag im Multifunktionsraum des neuen Stadtmuseums von Michelstadt gaben die beiden Referenten eine Einführung und stellten Anwendungsfelder und potenzielle Hürden der Künstlichen Intelligenz vor. Bereits rein organisatorisch hatte auch die gastgebende IVO Neuland betreten.

Zum ersten Mal wurde der bewährte Businesstreff zu einem aktuellen Thema mit einem Fortbildungsangebot verbunden. „Vorneweg starteten wir am Donnerstag mit dem neuen Format Unternehmer-Speed-Dating, damit Mitglieder im IVO-Netzwerk sich besser bekannt machen und vernetzen können“, fügte IVO-Vorsitzender Rudolf Burjanko (Erbach) einen dritten Programmpunkt hinzu.

Beim ganztägigen Workshop schlüpften die Unternehmer aus der Region in verteilte Rollen, orientiert an unterschiedlichen Funktionen und Abteilungen eines Betriebs. Das Planspiel hatte zum Ziel, in dieser fiktiven Firma bis in kleine Details hinein die Einführung von KI-Technologien praxisnah zu diskutieren und auf den Weg zu bringen.

Angeleitet wurde der Prozess von zwei jungen Köpfen, die als KI-Strategen im Auftrag des Münchner Unternehmens appliedKI von der IVO für den Vortrag wie für den Workshop verpflichtet wurden.

Beim Vortrag machten Leonie Konzelmann und Dr. Johannes Schrumpf deutlich, dass die Implementierung von Künstlicher Intelligenz für alle Sparten in der Wirtschaft infrage komme, wobei die IVO ihren Schwerpunkt auf das produzierende Gewerbe legte, wie es im Odenwaldkreis verhältnismäßig häufig vertreten ist.

Schrumpf stellte einen Vergleich mit dem menschlichen Gehirn her, das seine Leistungsfähigkeit erst am Input von zur Verfügung gestellten Informationen unter Beweis stellen könne. Nicht anders funktioniere auf den ersten Blick das Maschinelle Lernen, womit er bereits bei einer momentan noch besonders ausgeprägten Schwachstelle angekommen war.

Auch „künstliche Neuronen“ entfalteten ihre Qualitäten abhängig vom zur Verfügung stehenden Datenmaterial. Verwertbare Ergebnisse verglich er mit der Menge an geeigneten Legobausteinen, um in der Summe etwas Neues kreieren zu können.

Wer hat es nicht schon einmal versucht oder ist inzwischen regelmäßig dazu übergegangen, über ChatGTP einen Werbetext, eine Produktbeschreibung oder ähnliche Texte erstellen zu lassen? Je weniger Informationen dem Chat-Bot zur Verfügung stehen, desto geringer fällt die Qualität des Ergebnisses aus.

Doch der Chat-Bot lernt aus der Unterhaltung. Je intensiver der Austausch und der Informationsfluss stattfindet, desto umfassender werden die künstlichen neuronalen Netze gesponnen.

„Noch sind wir nicht an dem Punkt, wo KI ganze Arbeitsschritte verlässlich übernehmen können, ohne dass es erforderlich ist, diese zu kontrollieren“, räumte der Fachmann ein.

Doch der Weg dahin sei unaufhaltsam und werde Unternehmen langfristig Kosten sparen und Prozesse beschleunigen. Zu Beginn gelte es, Geld dafür in die Hand zu nehmen, um die Möglichkeiten auszuloten, wo und wie KI im Unternehmen zum Einsatz kommen kann.

Ohne externe Begleitung seien die meisten Unternehmer damit überfordert, merkten die Referenten im weiteren Verlauf des Vortrags wiederholt an. Ein ebenfalls erfolgversprechender Weg sei die von der IVO gewählte Form, auf regionaler Ebene in Austausch untereinander zu treten und ein Netzwerk zu bilden.

Worauf es betriebsintern ankomme, spielte beim Workshop eine wichtige Rolle. Konzelmann verwies auf die sozialen, ethischen und zusätzlich rechtlichen Faktoren. Ängste, Vorurteile und Hürden könnten nur abgebaut werden, wenn die Mitarbeitenden von Beginn an in die Prozesse eingebunden seien und Mitbestimmungs- und Datenschutzrechte beachtet würden.

„Denn KI könnte das Potenzial haben, gerade in einer ländlichen Region wie dem Odenwaldkreis, auch und gerade mit einem hohen Anteil an produzierenden und wissensbasierten Unternehmen, Wettbewerbsvorteile aufzubauen und die Arbeitsproduktivität trotz Fachkräftemangel zu erhöhen“, resümierte Burjanko.

Auch sei die Resonanz auf den Vortrag und die Weiterbildung positiv ausgefallen. Stellvertretend dafür hat Geschäftsführer Stefan Hotz von Hotz Dialogmarketing (Michelstadt) in einem Chat-Beitrag sich so geäußert: „Das Highlight des Workshops war die praxisnahe Herangehensweise.

Dieser Ansatz bot nicht nur neue Perspektiven, sondern bereitete die Teilnehmenden optimal darauf vor, die gewonnenen Erkenntnisse direkt in ihren Unternehmen anzuwenden.“

„KI ist machbar“, habe ein anderer Teilnehmer mit wenigen Worten die Stimmung zusammengefasst, so Burjanko auf Nachfrage. In einigen Odenwälder Unternehmen hätten sich bereits intern Arbeitsgruppen gebildet, um sich dem Thema anzunehmen.