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Streichelstunde fĂŒr LĂ€mmer und Schafe - Kulinarik und Infos fĂŒr die Besucher

Streicheleinheiten fĂŒr LĂ€mmer und Schafe: Der Besuch der neuen LĂ€mmer war wieder einer der Höhepunkte beim diesjĂ€hrigen „Lammguck“ der SchĂ€ferei Keller im MichelstĂ€dter Stadtteil Rehbach. Foto: Rainer Kaffenberger

180 Interessierte bei der „Lammguck“-Erlebniswanderung + + + Zahlreiche Informationen zur Tierhaltung, Bio-Labels und RegionalitĂ€t + + + Kritik in sozialen Medien

LANGENBROMBACH / REHBACH. - Bereits zum siebten Mal veranstaltete die SchĂ€ferei Bernd und Christel Keller aus Michelstadt-Rehbach und Thomas Löw vom Odenwald-Gasthaus „Zum Löwen“ aus Langenbrombach am Vorosterwochenende die mittlerweile ĂŒberregional bekannte Lammguck-Erlebniswanderung im Odenwald.

Diese sind seit 2012 ein fester Bestandteil der „OdenwĂ€lder Lammwochen“. Kooperationspartner - wie seit vielen Jahren - waren das Amt LĂ€ndlicher Raum, VeterinĂ€rwesen und Verbraucherschutz (Reichelsheim) und der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald.

Die „Lammguck“-Erlebniswanderungen von Bernd Keller und Thomas Löw werden mit unterschiedlichen Themengebieten im Jahr durchgefĂŒhrt, denn die „Lammzeit“ ist nicht nur im FrĂŒhjahr oder zu Ostern.

Bernd Keller konnte bei sonnigem Wetter und frĂŒhlingshaften Temperaturen rund 180 interessierte Teilnehmer aus den Metropolenregionen Frankfurt-Rhein-Main, Rhein-Neckar und Bayern begrĂŒĂŸen.

Bei der Wanderung referierte Keller ĂŒber die Weidetierhaltung und die Landschaftspflege mit Schafen und KĂŒchenchef Thomas Löw sprach ĂŒber die Verwendung von KrĂ€utern bei der Zubereitung von Lammgerichten.

Wollpreis seit Jahren im Keller

Highlight der Veranstaltung war dann der Besuch des großen Schafstalls der SchĂ€ferei Keller in Rehbach wo 90 Muttertiere und rund 110 LĂ€mmer sowie Jungtiere zu bestaunen waren. So kennt Christel Keller den Namen jedes Schafes und bei sogenannten „Flaschenkindern“ ihre Aufzuchtgeschichte.

NatĂŒrlich stand auch wieder die alljĂ€hrliche Schafschur auf dem Programm, die in jedem FrĂŒhjahr auf dem Arbeitsplan eines SchĂ€fers steht.

Zwei Schermaschinen waren voll im Einsatz um die dicke Winterwolle von den Schafen zubekommen was natĂŒrlich mit einem lauten Geblöke verbunden war, denn nicht jedes Schaf wollte an diesem Tag zum Friseur.

Dies fĂŒhrte auch zu einem gewissen Unmut bei den LĂ€mmern, die ihre frischgestylten Mamas erst mal wieder erkennen mussten. Der Erlös fĂŒr die Wolle deckt noch nicht mal die Unkosten. Der Wollpreis ist seit Jahren im Keller.

Doch es gab auch bekennende Abnehmer die eine Auswahl von reiner Merino-Wolle zum Kardieren, FĂ€rben, zur Weiterverarbeitung mittels Spinnrad und dann zum Stricken von Wollprodukten erworben wurden. Stricken ist wieder voll im Trend! Und im Stall bekamen junge LĂ€mmer und Schafe dann auch ausgiebig ihre Streicheleinheiten von interessierten Kindern und Erwachsenen.

Bioprodukte und RegionalitÀt

SchĂ€fermeister Bernd Keller gab den Interessierten zahlreiche Informationen ĂŒber die Schafthaltung und verwies dabei auch gleich auf die ganzen Bio-Labels hin, die die Produkte in den Regalen der VerbrauchermĂ€rkte zieren und dem Verbraucher eine große Auswahl ermöglichen.

„Öko- und Bioprodukte machen nur dann Sinn wenn diese mit RegionalitĂ€t in Verbindung stehen. Lange Transportwege und Logistik-Aufwand, enormer Energie-Aufwand zur Aufrechterhaltung der KĂŒhlkette, der Einsatz von Materialressourcen wie Verpackungen und die Weiterverarbeitung an verschiedenen Standorten, machen durch die schlechte Ökobilanz keinen Sinn“, verwies auf die Vorteile von regionalen Produkten, die in der Region erzeugt und auch verkauft werden.

„Aus der Region fĂŒr die Region. Das QualitĂ€tsmerkmal unserer Produkte ist die RegionalitĂ€t und darĂŒber können sich die Verbraucher auch vor Ort beim Erzeuger ein Bild machen und sich informieren.“

Die Produktion unter einem Bio-Label (auch im Hinblick der ganzen EU-Verordnungen) bringt mehr Papierkram und die BĂŒrokratie mit sich, als es dies ĂŒberhaupt wert ist. Das steht in keinem VerhĂ€ltnis von Aufwand und Ertrag. Ein Mehrerlös wird dadurch kaum erwirtschaftet und schreckt die meisten Erzeuger ab“, so Keller.

Auch das Thema Tierwohl und der Einsatz von Medikamenten in der Produktion vom Lammfleisch waren Themenpunkte die die Besucher interessierte. „Die Schafe und LĂ€mmer sind 244 Tage im Jahr auf der Weide und auf den KrĂ€uterwiesen.

Die restlichen Tage in den Wintermonaten im Stall. Sie haben Luft, Licht und genĂŒgend Platz zur VerfĂŒgung und können sich zwischen den einzelnen Stallbereichen hin- und her bewegen.

Der Einsatz von Medikamenten komme nur bei Erkrankungen in Frage. Ansonsten wird auf Medikamente verzichtet. Der Einsatz von Pflanzenschutzmittel findet auf den FlĂ€chen nicht statt“. erlĂ€uterte Keller.

Leidiges Thema: Ostern und die Schlachtung von LĂ€mmern

„Ein leidiges Thema welches jedes Jahr durch (Pseudo)-TierschĂŒtzer, hypersensiblen Verbrauchern und andere Organisationen in die Öffentlichkeit und insbesondere in sozialen Medien - mit Bildern von gerade mal fĂŒnf Tage alten LĂ€mmern - publiziert wird, ist fĂŒr die SchĂ€fer ein Schlag ins Gesicht.

Hier wird auf polemische Weise eine Hetze gegen die Schafthalter in Gang gebracht und behauptet dass diese jungen LĂ€mmer fĂŒr einen Osterbraten geschlachtet werden. Das ist absolut nicht der Fall! Wir SchĂ€fer haben jetzt mit der Hetze gegen uns auch die Schnauze voll“, Ă€rgert sich Keller und weist auf die Wichtigkeit der Schafhaltung fĂŒr die Artenvielfalt und die Landschaftspflege hin.

„Es macht fĂŒr den SchĂ€fer wirtschaftlich keinen Sinn ein Lamm in diesem zarten Alter zu schlachten. Dies erklĂ€rt sich alleine aus dem Lebendgewicht eines Lamms. Kein SchĂ€fer wird ein junges, paar Tage altes Lamm mit drei bis sechs Kilogramm schlachten.

Da soll dann ein Lamm fĂŒr maximal 500 bis 1.000 Gramm Fleisch getötet werden? Die LĂ€mmer - wenn sie schlachtreif sind – sind je nach Rasse bis zu einem Jahr alt und zum grĂ¶ĂŸten Teil ihres Lebens auf der Weide und haben ein Lebendgewicht von bis zu 50 Kilogramm.

Dann sind es Jungtiere und keine LĂ€mmer mehr. Das ist auch keine Massenproduktion und aus dem Fleisch werden hochwertige, regionale Produkte hergestellt.

Wenn LĂ€mmer mit drei oder fĂŒnf Tagen von der Mutter getrennt werden wĂŒrden (so wie es von den TierschĂŒtzern dargestellt wird), dann bekommen in den meisten FĂ€llen die Muttertiere eine EuterentzĂŒndung was den Einsatz von Medikamenten notwendig macht und bedingt durch den Stress der Trennung auch nicht gerade zum Tierwohl beisteuert.

LĂ€mmer werden ĂŒbrigens das ganze Jahr geboren und nicht nur im FrĂŒhjahr und insbesondere an Ostern. LĂ€mmer die z.B. durch ihre Mutter nicht angenommen werden, werden bei uns - wenn es extrem kalt ist - auch einmal im Wohnzimmer oder in einem separaten Stallbereich unter Einsatz einer WĂ€rmelampe, der Milchflasche hochgepĂ€ppelt und ernĂ€hrt.

Das zum Thema FĂŒrsorge und Tierwohl“, sagte Keller, der damit eine klare Stellungnahme an die Kritiker und TierschĂŒtzer abgab und ihnen anbot mal ein einwöchiges Praktikum in einem SchĂ€ferbetrieb zu absolvieren.

Landschaftspflege

Keller betonte die Wichtigkeit der Schafhaltung fĂŒr die hiesige Landschaftspflege - auch insbesondere auf Streuobstwiesen - und die Offenhaltung der FlĂ€chen. Eine Beweidung mit Schafen fördere die Artenvielfalt die sonst verloren gehen wĂŒrde.

Geopark

Der langjĂ€hrige Kooperationspartner Geopark-Bergstraße-Odenwald informierte mit einem großen Informationsstand der regen Zuspruch bei den Besuchern fand. FĂŒr die kleinen GĂ€ste war ein FĂŒhlkasten aufgebaut wo sie fĂŒhlen und erraten mussten, welche GegenstĂ€nde aus der Natur sich darin befanden.

Imker

Der Rehbacher Imker Tobias Schwinn war mit Informationsmaterial, einem Bienenstock und einer Auswahl von Honigprodukten vor Ort und warb fĂŒr die Bienenhaltung und dessen Spezies fĂŒr die BestĂ€ubung von zig Pflanzenarten auch fĂŒr die Landwirtschaft.

Dass die Haltung von einem eigenen Bienenvolk und die Weiterverarbeitung der Honigwaben zum Endprodukt zwar ein gewisses Wissen voraussetzt, schreckt auch interessierte Stadt- und Landbewohner nicht ab damit einen Versuch einer Bienenhaltung zu starten.

Die Haltung von Bienen - auch im Hinblick der Problematik mit Pestiziden und die Arterhaltung der Bienen sowie das „Urban Gardening“ ist derzeit voll im Trend. Interessierte finden bei den örtlichen Imkern und VerbĂ€nden UnterstĂŒtzung und Betreuer um das Vorhaben fĂŒr ein eigenes Bienenvolk in die RealitĂ€t um zusetzen. WĂŒnschenswert wĂ€re das auf jeden Fall.

Rehbacher Einigkeit

Ein deftiges Mittagessen mit kulinarischen Köstlichkeiten vom OdenwĂ€lder Weidelamm sowie GetrĂ€nken servierte KĂŒchenchef Thomas Löw vom Odenwald-Gasthaus „Zum Löwen“ stĂ€rkte dann die Teilnehmer fĂŒr die RĂŒckwanderung.

So waren Laugenstangen mit BĂ€rlauch-Butter, GrĂŒne Soße mit Kartoffeln im Glas, Lamm-Bratwurst sowie Lamm-FleischkĂ€se und regionale GetrĂ€nke auf der Speisekarte zu finden.

Anschließend hatten die Wanderer noch die Möglichkeit im Gasthaus „Zum Löwen“ weitere kulinarische Köstlichkeiten, wie z.B. den „Lammspieß vom OdenwĂ€lder Weidelamm“ oder die „Rehbacher Einigkeit“ - eine Kreation von Löw mit Kellers Lammfleisch und den Nudeln vom BĂ€ckermeister Rainer Heist aus Rehbach - zu verkosten. Auch ein regionales Produkt welches durch Kooperationen , aus gemeinsamer Überzeugung und Ideenreichtum entstanden ist.

Informationen

Weitere Informationen zur Schafhaltung erhalten Interessierte im Internet unter www.odenwald-schaefer.de oder Telefon: 06061 71201, E-Mail: bernd.keller(at)odenwald-schaefer.de.

Informationen zum Odenwald-Gasthaus „Zum Löwen“ gibt es unter www.odenwaldgasthaus-zumloewen.de oder unter Telefon: 06063 2485. Informationen zu den OdenwĂ€lder Lammwochen 2018 finden Interessierte unter www.lammwochen.de

Informationen zu den Nudeln von BĂ€ckermeister Rainer Heist gibt es im Internet unter www.odenwaelder-landgenuss.de