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Im Klärschlamm liegt was Kostbares

Geschäftsführer Gunnar Krannich (4. von links) führte die Besucher über das UPhO-Gelände. Foto: Bernhard Bergmann

ASSELBRUNN. - „Wir machen Türen auf“ – so heißt es meist einmal im Jahr, wenn der Referent für Gesellschaftliche Verantwortung im Evangelischen Dekanat Odenwald einen Betriebsbesuch in der Region organisiert.

„Maßgeblich ist dabei der Blick auf ein bestimmtes gesellschaftlich relevantes Thema“, erklärt Siegfried Freihaut, der seit dem vergangenen Jahr diese Stelle auf Dekanatsebene innehat. So gibt es jeweils ein Jahresthema, und das lautete diesmal „Energiewende“.

Freihaut hatte dazu einen Besuch bei UPhO (Unternehmen für Phosphatrecycling Odenwald GmbH) organisiert. Dessen Geschäftsführer Gunnar Krannich erläuterte den Gästen grundlegende Zusammenhänge aus der Abfallwirtschaft:

„Zu viele Rohstoffe werden mit dem Abfall vernichtet“, informierte er. Dies verträgt sich zugleich schlecht mit dem heute so wichtigen Gedanken der Nachhaltigkeit.

Nachschub fĂĽr das fĂĽrs Pflanzengedeihen wichtige Element Phosphor stammt zu groĂźen Teilen aus Marokko; dieser Phosphor sei jedoch oftmals uranbelastet, auĂźerdem sei im Zusammenhang mit dem Abbau eine Ausbeutung der Menschen vor Ort ein Problem, so Krannich.

Bis zu siebzig Prozent des im Umlauf befindlichen Phosphors könne man jedoch zurückgewinnen – und eben hier setzt die neue Anlage an, die momentan noch im Probebetrieb läuft.

Krannich hofft, dass vielleicht schon Ende des Jahres der Regelbetrieb beginnen kann, die bisherigen Erfahrungen jedenfalls sind nach seinen Worten sehr vielversprechend.

Dazu wird der Klärschlamm aufbereitet, nicht nur der aus der nebengelegenen Anlage in Asselbrunn, sondern auch aus anderen, zum Teil sogar aus anderen Landkreisen und auch aus einer unterfränkischen Anlage und damit gar aus einem anderen Bundesland: Bayern. Insgesamt acht Abwasserverbände sind bei UPhO dabei.

Dieser Klärschlamm enthält immer noch 75 Prozent Wasser. Darum wird er zunächst getrocknet. Die Wärme dafür stammt wiederum aus der Anlage, in der der getrocknete Klärschlamm dann verbrannt wird.

In der zurückbleibenden Asche befindet sich das benötigte Phosphor, das in dieser Form auf die Felder der Region gebracht wird und hier den Pflanzen zugutekommt.

Eine andere mögliche Verwertung solchen Klärschlamms – ebenfalls mit Nutzung des darin enthaltenen Phosphors – wäre die Herstellung von Phosphorsäure in der Industrie. Das werde auch besser bezahlt, informierte Krannich.

Aber nachhaltiger und wichtig für die Landwirtschaft sei der Weg, den die Odenwälder nun gehen – „auch wenn vielleicht letztlich nicht jeder Euro wieder rauskommt“. „Neue Wege für die Welt“ sei hier durchaus eine Art Motto.

Der Odenwald hat hier ĂĽbrigens sozusagen die Nase vorn, es gibt bundesweit bisher nur wenige weitere Anlagen dieser Art.

Viele schauten deshalb auch mit Interesse hierher, freute sich der Geschäftsführer, der die Gruppe dann übers Gelände führte und die einzelnen Schritte der Klärschlammverwertung an den jeweiligen Stationen erläuterte.

Die Anlage läuft durchgehend ohne Unterbrechungen, 18.000 Tonnen Klärschlamm können so pro Jahr aufbereitet werden.

Rund zwölf Millionen Euro sind hier investiert worden. „Gute und zuverlässige Partner sind wichtig“, betonte Gunnar Krannich, aber auch ideelle Unterstützung aus der Region, so etwa ein Odenwälder „Wir-Gefühl“, welches der Geschäftsführer gleichsam als Rückenwind wahrnimmt. Auch die Unterstützung durch das Land Hessen sei unverzichtbar.

Die Reihe „Wir machen Türen auf“ wird veranstaltet vom Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung (Mainz) der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Die einzelnen Betriebsbesuche innerhalb der Reihe finden jeweils in unterschiedlichen Regionen der Landeskirche statt.