Arbeit zwischen „Wachsen oder Weichen“
UNTER-MOSSAU. - Die Kredels haben einen klassischen Familienbetrieb. FrĂĽher war er, wenn es das Wort ĂĽberhaupt gibt, noch klassischer: Landwirtschaft mit Milchviehhaltung.
Markus Kredel, der heutige Inhaber des Hofes in Unter-Mossau, sagt dazu: „Hier schlägt mein Herz.“
So erzählte er jetzt bei einem Betriebsbesuch, den Theresa Möke, Referentin für Gesellschaftliche Verantwortung im Evangelischen Dekanat Odenwald, zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Dekanaten sowie vom Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Landeskirche für die Reihe „Wir machen Türen auf“ organisiert hatte.
45 Interessierte, nicht nur aus dem Odenwald, waren gekommen, um sich im Betrieb „Markus Kredel Lohnarbeiten“ über dessen Tätigkeit, aber auch Herausforderungen und Sorgen zu informieren. Das Oberthema der Reihe lautet in diesem Jahr „Wasser und Wald“.
Entsprechend seiner Begeisterung hatte Markus Kredel zunächst eine landwirtschaftliche Ausbildung absolviert, bei der er jedoch schon zum ersten Mal mit dem Motto „Wachsen oder Weichen“ als unausweichliche Alternative der modernen Landwirtschaft konfrontiert wurde.
Weil für ihn Milchviehhaltung in der wirtschaftlich erforderlichen Größe nicht in Frage kam – „300 Kühe, das ist nicht meine Landwirtschaft“ –, kam er auf Umwegen zur Holzernte und damit in den Forst-Bereich, in dem er schließlich auch seine berufliche Heimat gefunden hat.
Eindringlich legte Kredel den interessierten Gästen dar, vor welchen Schwierigkeiten sich ein Betrieb sieht, der Brennholz für die Region liefert – mitten im Odenwald einfach „ins Holz gehen“, diese Zeiten sind vorbei: Behörden verlangen Zertifizierungen aller Art, von bestimmten Maschinen und Werkzeugen bis hin zu allerlei Nachweisen wie Sägescheinen, die viel Zeit und Geld kosten.
Ausschreibungspflicht bedeutet permanenten Wettbewerb, bei dem es immer nur einen einzigen Gewinner und oft mehrere Verlierer gibt, die leer ausgehen. „Im Prinzip geht’s immer um den Preis“, so Kredel, der bei allem Verständnis etwa für Aspekte wie Sicherheit und Qualitätsanforderungen auch immer wieder das erlebt, was er „bürokratische Daumenschrauben“ nennt.
So beispielsweise, wenn er auf seinem eigenen Grund und Boden zum Holzlagern eine Baugenehmigung benötigt; für Strohballen hingegen gäbe es eine solche Auflage nicht.
„Ich kann einfach nicht von der Landwirtschaft lassen“, sagt der Mossauer, der über neun Hektar eigenes Grünland verfügt und nicht nur Futter und Heu für Kollegen anbietet, sondern auch mit seinem Fuhrpark Dienstleistungen für andere erbringt.
Um die hohe Nachfrage bedienen zu können, kauft Markus Kredel auch Holz zu, bevorzugt regional, wenn eben möglich. „Käfer und Wassermangel haben in den vergangenen Jahren dem Holz freilich arg zugesetzt“, benennt er ein weiteres Problem, vor dem die Branche heute steht.
Tatkräftig unterstützt wird Kredel von seiner Frau Annette, die selbst hauptberuflich als Erzieherin arbeitet, von den vier Söhnen sowie von seinen Eltern.
Einen Einblick erhielten die Gäste beim Betriebsbesuch auch in den eindrucksvollen Fuhrpark und in den Einsatzzweck der Maschinen.
Mit Theresa Möke mitorganisiert hatten den Betriebsbesuch Marion Schick und Heike Miehe vom Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.