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„Jobturbo“ für ukrainische Geflüchtete im Odenwaldkreis schon gezündet

Unterstützung: Im Auftrag des Kommunalen Job-Centers hilft die InA gGmbH ukrainischen Geflüchteten in der Maßnahme „Vermittlungs- und Anerkennungscoaching“. Hier beraten die Coaches Ayse Gül und Guido Bischoff zwei Ukrainerinnen. Foto: InA gGmbH

Kommunales Job-Center sieht erfolgreichen Weg von Bundes-Initiative bestätigt

ODENWLDKREIS / ERBACH. - Um die Integration Geflüchteter, vorrangig aus der Ukraine, in den Arbeitsmarkt zu beschleunigen, wurde kürzlich auf Bundesebene ein Aktionsplan beschlossen.

An der Ausarbeitung waren das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Bundesagentur für Arbeit beteiligt.

Der Plan sieht vor, geflüchtete Menschen, die ihre Integrations- und Sprachkurse bereits erfolgreich durchlaufen haben, schnell und nachhaltig in Arbeit zu vermitteln.

Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales, sprach in diesem Zusammenhang vom „Jobturbo“, der nach einer ersten Phase der Orientierung der Geflüchteten nun einsetzen müsse. Hierfür sei die Mitwirkung der geflüchteten Menschen, der Job-Center, aber auch der Arbeitgebenden gefordert.

Die Maßnahmen, die im Aktionsplan vorgeschlagen werden, sind für das Kommunale Job-Center Odenwaldkreis (KJC) schon jetzt Tagesgeschäft und somit weniger neuer Arbeitsauftrag als vielmehr Bestätigung, früh den richtigen Weg eingeschlagen zu haben.

Integration in Arbeitsmarkt von Anfang an im Blick

Denn seit dem Übergang der Geflüchteten aus der Ukraine in den Rechtskreis des SGB II im Juni 2022 werden diese von den Vermittlungscoachs des Kommunalen Job-Centers beraten und individuell unterstützt.

Dabei wurde und wird in der Vermittlungsarbeit die Integration in den Arbeitsmarkt immer mitgedacht und verfolgt. Aktuell leben 1.003 ukrainische Geflüchtete im Odenwaldkreis, wovon sich 754 im SGB II-Leistungsbezug befinden.

540 davon sind erwerbsfähige Personen, die mittelfristig eine Arbeit aufnehmen sollen. Mit dieser Zielsetzung hatte man sich in der Hauptabteilung II - Arbeit und Soziale Sicherung, der unter anderem das Kommunale Job-Center zugeordnet ist, von Anfang an für die Einrichtung spezieller Maßnahmen für diese besondere Zielgruppe eingesetzt.

Bereits im Juli 2022 wurde zu diesem Zweck die InA gGmH, Bildungsträger und
100-prozentige Tochter des Odenwaldkreises, mit einer Reihe von Maßnahmen beauftragt.

Es starteten Angebote wie das „Vermittlungs- und Anerkennungscoaching“, die Maßnahme „Ankommen in Deutschland“ und das Nachfolgeprodukt BUILD, die sich seither schwerpunktmäßig um ukrainische Geflohene kümmern.

In einem Drei-Phasen-Modell, bestehend aus Orientierung und berufsbezogener Sprachförderung, Arbeiten und Qualifizierung sowie Praktika und Beschäftigung werden die Teilnehmenden dort geschult und gezielt auf die gesellschaftliche und berufliche Integration vorbereitet.

Auch künftig soll an diesem Erfolgsmodell festgehalten werden, deckt es sich doch mit der jetzt vorgestellten Integrationsstrategie des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales.

Intensive Zusammenarbeit mit Bildungsträgern

Die schwierigste Aufgabe in der Arbeit mit den Geflüchteten war am Anfang, diese zeitnah in Sprachkursen unterzubringen. Deutschlandweit, auch im Odenwaldkreis, fehlte es lange Zeit an Dozenten. Mittlerweile werden verschiedene Integrations- und Deutschkurse von Trägern im Odenwaldkreis angeboten.

Eine intensive Zusammenarbeit pflegt das KJC hier beispielsweise mit dem Verein Jugendwerkstätten Odenwald, der F+U oder der Volkshochschule Odenwaldkreis. Zudem ist Sprache Bestandteil von Maßnahmen zur Eingliederung in den Arbeitsmarkt, bei denen unter anderem spezielle Fachbegriffe für verschiedene Berufsgruppen geschult werden.

Betriebe im Odenwaldkreis sind dabei durchaus aufgeschlossen gegenüber einer Beschäftigung Geflüchteter. Das zeigt sich bei den regelmäßigen Kontakten zu regionalen Unternehmen, die das KJC in der täglichen Arbeit, aber auch bei Betriebsbesuchen und bei Arbeitgeberveranstaltungen pflegt.

„Chance, dem Fachkräftemangel zu begegnen“

„Viele Geflüchtete aus der Ukraine sind gut ausgebildet und sprechen oft bereits mehrere Sprachen. Sie in den deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren, sollte als Chance genutzt werden, dem Fachkräftemangel, der auch im Odenwaldkreis in allen Bereichen spürbar ist, zu begegnen“, erläutert Michael Vetter, Kreisbeigeordneter für Arbeit und Soziale Sicherung.

„Dazu bedarf es der Mitwirkung aller. Je schneller die Geflüchteten sozial integriert sind, desto leichter können auch sprachliche Barrieren abgebaut werden. Die Aufnahme einer beruflichen Tätigkeit sollte das Ziel sein.

Die Mitarbeitenden des Kommunalen Job-Centers, beauftragte Bildungsträger sowie regionale Unternehmen unterstützen die geflüchteten Menschen bereits jetzt intensiv dabei, sich in der Region willkommen zu fühlen und ihnen den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern.“

Sprachliche Defizite sollen auch nach Meinung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales zukünftig kein Hindernis für eine Arbeitsaufnahme sein. Erste Arbeitserfahrungen zu sammeln, sei ab Sprachniveau B1 oder A2 möglich – dies soll in den Beratungsgesprächen auch so kommuniziert werden.

Darüber hinaus unterstreicht der Aktionsplan „Jobturbo“ eine erhöhte Kontaktdichte zwischen den Geflüchteten und ihren Vermittlungscoachs mit dem Ziel, in Gesprächen Qualifikationen konsequent nachzuerfassen und weiterführende Maßnahmen abzustimmen.

Eine regelmäßige Überprüfung der in den Kooperationsplänen festgehaltenen Absprachen soll Standard sein. Unterstützt werden soll eine erfolgreiche Arbeitsmarktintegration zusätzlich durch den Arbeitgeber-Service der Jobcenter, der Arbeitgeber und Beschäftigte mit Informationen über beschäftigungsbegleitende Qualifizierungs- und Berufssprachkursangebote versorgt.

Mehr als 120 Geflüchtete haben eine Arbeit aufgenommen

Dies alles ist für die Mitarbeitenden des Kommunalen Job-Centers in Erbach kein Novum und hat mit dafür gesorgt, dass seit Juni 2022 bereits 126 Personen aus der Ukraine eine Arbeit aufgenommen haben.

Bei 26 Geflüchteten konnte der Leistungsbezug aufgrund einer Arbeitsaufnahme bereits beendet werden. Darüber hinaus sind weitere 55 Personen berufstätig, erhalten aber ergänzende Leistungen.

Die anderen Personen sind entweder weggezogen oder haben sich selbst vom Leistungsbezug abgemeldet, so dass das KJC nicht mehr für sie zuständig ist.

Für das Kommunale Job-Center Odenwaldkreis ist Kontinuität in der Zusammenarbeit von Job-Center, Geflüchteten, Maßnahmenträgern und Arbeitgebenden der Schlüssel, um den Jobmotor noch stärker zum Laufen zu bringen.