IVO macht Zukunft der Arbeit zum Thema
Junge Gastreferenten stellen „Erfolgsfaktor Arbeitgebermarke“ vorODENWALDKREIS / ERBACH. - Die IVO hat es sich auf die Fahnen geschrieben, den Odenwaldkreis nach innen wie nach außen hin deutlicher als bisher als Wirtschaftsregion zu positionieren.
Dies hat IVO-Vorsitzender Jürgen Walther Ende Juni auf der Mitgliederversammlung in Erbach deutlich gemacht. Zudem laufen Gespräche und Planungen, in Zusammenarbeit mit einer Hochschule einen Studienstandort im Bereich Maschinenbau/Kunststofftechnik zu installieren.
„Das soll kein Odenwälder Studiengang für Odenwälder Schüler werden, sondern Studenten in die Region locken. So könnten junge Menschen auf die Unternehmen aufmerksam werden, Kontakte knüpfen und nach ihrem Studium hier Beschäftigung finden.
Mit am Tisch sitzen die Kreisspitze, die IHK Darmstadt sowie das Berufliche Schulzentrum in Michelstadt. In Planung ist ferner eine neue Ausbildungsmesse für technische Berufe.
Heinz-Peter Aulbach und Sascha Mayer (beide Erbach) wurden einstimmig in den Vorstand gewählt. Aulbach ist Versicherungskaufmann und Diplom-Betriebswirt; seit 2011 leitet er die Zürich Bezirksdirektion Franz in Michelstadt.
Mayer (Master of Business Administration) hat 2018 als alleiniger Geschäftsführer die Relopack GmbH (Gewerbepark Hüttenwerk in Michelstadt) übernommen.
Auf eigenen Wunsch ausgeschieden ist Wolfgang Fröhlich (Bad König), der viele Jahre für die Organisation der OSBIT verantwortlich zeichnete. Walther dankte für den ehrenamtlichen Einsatz und stellte mit Gabriele Kleen von Pirelli/Drivers eine kompetente Nachfolgerin vor.
Von den Jungen lernen
Neue Wege gehen kann nur gelingen, wer sich bereits bei dem Gedanken davon verabschiedet, das Zepter stets selbst in der Hand halten zu müssen und zu glauben, dass Erfahrung allein die richtige Antwort auf alle Fragen ist.
Wie sieht die (Arbeits-)welt der Zukunft aus, in der - allen Prognosen zufolge - die gut gebildeten und motivierten jungen Menschen so gefragt sein werden, dass sie es sind, die sich aussuchen können, wo und für wen sie arbeiten möchten?
Der Vorstand der IVO hat sich daher auch dafür entschieden, in der Mitgliederversammlung neue Wege zu gehen.
Um mehr Raum für einen Austausch und Impulse liefern zu können, wurde bewusst auf die schon zur Tradition gewordene Betriebsbesichtigung des gastgebenden Unternehmens verzichtet.
Auf den offiziellen Teil der Versammlung vom 26. Juni in der Werner-Borchers-Halle in Erbach folgte anstelle dessen ein Impulsreferat, das die Frage der Zukunftsfähigkeit der Unternehmen in den Blick rückte.
In seiner Moderation machte Rudolf Burjanko deutlich: „Fehlende Fachkräfte sind der limitierende Faktor für das Wachstum von Unternehmen, auch und gerade in technischen Berufen. Auch und gerade im Odenwald.“
Für die beiden Referenten Tobias Reitz und Kersten A. Riechers von der Darmstädter Digitalagentur qu„ntchen+gl“ck hängt der Unternehmenserfolg maßgeblich von der Arbeitgebermarke ab.
Anbieter und Bewerber werden die Rollen tauschen, was zu einer völlig neuen Betrachtung der Arbeitswelt führen wird. Die Blickrichtung zu ändern hat die Redaktion des Newsletters dazu bewogen, an dieser Stelle auch die Berichterstattung zu ändern.
Auf diesen Weg hat sich dankenswerterweise eine junge Frau eingelassen, die Abiturientin Olivia Steiger aus Bad König/Zell, die erst vor wenigen Tagen mit dem Rotary-Stipendium des RC Erbach-Michelstadt ausgezeichnet wurde.
Den Impulsvortrag hat sie so wahrgenommen:
„Nicht wir werden für einen Job ausgewählt, wir wählen uns einen Job aus. Aus einem großen Überangebot an Ausbildungs- und Arbeitsplätzen kann sich jeder von uns das aussuchen, was ihm am attraktivsten vorkommt.
Wir sind diejenigen, die in Zukunft über Wohl und Übel eines jeden Unternehmens entscheiden können. Was können also Unternehmen tun, um sich bei meiner Generation zu bewerben? Wie können sie attraktiver werden? Die beiden haben wirklich eine Menge Ideen.
Es geht nicht darum, wie man nicht arbeiten will, wie man Pausen macht und Urlaub bekommt, sondern vielmehr darum, wie man arbeitet, das Klima und die Umgebung. Es geht nicht mehr um den Tischkicker im Pausenraum, sondern um das Menschliche und die Nähe in den Unternehmen.
Die Vorträger schreiben keine Emails mehr (Wer bitte von uns schreibt auch noch Emails, wenn man mal so darüber nachdenkt?), sie chatten miteinander. Das ist nicht nur viel einfacher, es ist einfach das, was jeder in meiner Generation gewohnt ist.
Kersten Riechers und Tobias Reitz stellen sehr viele Ideen, hinter denen zweifelsohne unfassbar viel Liebe und manchmal ein bisschen flacher Humor steckt, unheimlich zielorientiert vor.
Sie zeigen, wie wichtig die Online-Präsenz eines Unternehmens ist, erklären wirklich neue Modelle und raten trotz allem dazu, authentisch zu bleiben.
Ideen wie das gemeinsame Grillen mit Bewerbern, das Verschlanken von Bewerbungen, eine ‚Urlaubsflatrate‘, in der jeder Auszeit nehmen kann, wann er will und benötigt, ein privater Instagram-Account mit Videos für die, die an bestimmten Tagen gefehlt haben.
Für alle Unternehmer, die sich den Vortrag nicht anhören konnten: Es gibt ein Quartett online (qundg.de/new-work-quartett), ein Kartenspiel, bei dem auf jeder Karte eine Idee vermerkt ist, die die beiden bereits umsetzen.
Ich hoffe sehr, dass das die Zukunft unserer Arbeit ist. Der Entwurf und die Modelle, die vorgestellt wurden, werden sicher nicht alle von heute auf morgen umgesetzt. Trotzdem waren die Ideen bestimmt für den einen oder anderen der Anwesenden befruchtend.
Einige scheinen inzwischen erkannt zu haben, dass die ‚papiergewordenen Depressionen‘ von bisher niemanden mehr weiterbringen, vor allem nicht die Unternehmen.
Neue Websites, Transparenz und das Beobachten von verschiedenen Bewertungsportalen werden vielleicht schon deutlich mehr Früchte tragen als gedacht.“
Das neue Format war bestimmt gewöhnungsbedürftig. Die vielen Nachfragen und die anhaltende Diskussion bestätigen aber, dass wichtige Impulse auf den Weg gebracht wurden.